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Landeshauptstadt: Rote Karte zeigen

Antirassistisches Stadionfest in Babelsberg gegen Rechtsextremismus unter Fußballfans

Antirassistisches Stadionfest in Babelsberg gegen Rechtsextremismus unter Fußballfans Babelsberg - „Der Ball ist bunt“ - diesen Slogan hat sich die gleichnamige Initiative von jungen, fußballbegeisterten Potsdamern auf die Fahnen geschrieben. Bereits zum fünften Mal in Folge organisieren sie das antirassistische Stadionfest an diesem Wochenende im Karl-Liebknecht-Stadion. „Wir wollen ein Zeichen gegen Rassismus, Chauvinismus und jegliche Formen von Diskriminierung setzten“, so Mitorganisator Alexander Kallenbach. Ziel sei vor allem die Integration von ausländischen Mitbürgern. „Abgesehen von den Besuchern des Festes hatten wir in den Vorjahren immer etwa ein Drittel ausländische Spieler beim Fußballturnier“, sagt Kallenbach. „Beim Fußball entlädt sich oftmals unter Einfluss von Alkohol und den Massen eine latente Ausländerfeindlichkeit. Auch die Gäste-Fans im Babelsberger Stadion sind da leider keine Ausnahme“, so Kallenbach. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Sprechchor, in dem es hieß: „Wir bauen eine U–Bahn-Linie von Babelsberg nach Auschwitz.“ Diese und ähnliche Erfahrungen führten schließlich zur Idee des Stadionfestes. „Wir wollen demonstrieren, dass Fußball auch anders sein kann“, erläutert Kallenbach. Seit den neunziger Jahren hat sich im Karl-Liebknecht-Stadion eine alternative und kritische Fankultur entwickelt, die Rechtsextremisten die rote Karte zeigen will. Sie besteht im Kern aus etwa acht aktiven Fanclubs des SV Babelsberg 03. „Hinzu kommen etwa 250 Sympathisanten“, meint Kallenbach. Sie alle sitzen bei Heimspielen der Babelsberger immer in der Nordkurve und bekunden mit Plakatsprüchen wie „Unsere Kurven sehen rot“ ihre emanzipatorische Haltung. „Das vergangene Heimspiel von Babelsberg gegen Yesilyurt am Pfingstsonntag hat gezeigt, wie dringend notwendig unser antirassistisches Engagement ist“, erzählt Matthias Krom, Mitglied im Fanclub „Filmstadtinferno 99“ und Mitorganisator des Stadionfestes. 30 Neonazis und Hooligans aus Potsdam und Berlin seien zum Spiel gekommen und hätten sich direkt gegenüber der Nordkurve im Stadion platziert. „Sie haben ein Plakat mit der Aufschrift ,Eure Eltern sind Geschwister“ hochgehalten. Das ist ein Zitat aus einem Lied der rechtsradikalen Band Landser. Die ausländischen Spieler und nicht zuletzt die eher links orientierte Babelsberger Fanszene ist denen ein Dorn im Auge“, so Krom. Ihr Stadionfest haben die Organisatoren in diesem Jahr zum ersten Mal um ein politisches Schwerpunktthema erweitert. „Es gibt Informationen und Aktionen zur polizeilichen Überwachung von Fußballfans, die durch die Weltmeisterschaft 2006 drastisch angestiegen ist“, so Krom. Der Soziologe Dieter Bott hält dazu heute ab 18 Uhr im Buchladen „Sputnik“ in der Charlottenstraße einen Vortrag. Anschließend findet nebenan in der Kneipe „Olga“ ab 20 Uhr die Auftaktparty zum „Der Ball ist bunt“-Wochenende statt. Morgen ab 10 Uhr spielen im Karl-Liebknecht-Stadion 31 Fan- und Jugendmannschaften aus Babelsberg, Berlin und Halle. Begleitet wird das sportliche Programm durch Open-Air-Konzerte und zahlreiche Mitmachaktionen für Besucher. Den Abschluss bildet am Sonntag ab 12 Uhr ein gemeinsames Frühstück im Park Babelsberg mit anschließendem Spaziergang.

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