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Sport: Podiumsdiskussion als Therapie

Babelsberger Fußballfans luden in Potsdam zu einer Gesprächsrunde ein

Babelsberger Fußballfans luden in Potsdam zu einer Gesprächsrunde ein Die grundlegende Erkenntnis des Abends formulierte Gregor Voehse hinterher wie folgt: „Gesprächsbereitschaft ist bei einer derart komplexen Problematik wie dieser immer grundlegende Bedingung dafür, die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht endgültig zu Grabe tragen zu müssen.“ Voehse ist seit mehreren Jahren Fanbetreuer des SV Babelsberg 03 und als solcher Intimkenner des angespannten Verhältnisses zwischen weiten Kreisen der jugendlichen Anhängerschaft des Vereins und der brandenburgischen Polizei. Für Außenstehende mag der Konflikt etwas Konstruiertes haben, in das man sich über einen längeren Zeitraum hinweg hinein gesteigert hat, so dass man nun der Gemengelage ohnmächtig gegenüber steht. Scheinbar wie um sich ein wenig zu therapieren, hatten die „Babelsberger Ultras“ als eine der stilprägenden Fangruppierungen des SVB am Montagabend im Buchladen „Sputnik“ in der Potsdamer Charlottenstraße zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Vertreter verschiedener Fanprojekte diskutierten gute zwei Stunden mit Jürgen Lüth, ehemaliger Polizeipräsident in Cottbus, und Bernd Borgmann vom Sicherheitsausschuss des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV). Die Moderation oblag SVB-Vorstandsmitglied Jens Lüscher. Lüscher, seit Jahr und Tag im SVB-Umfeld aktiv, meisterte die Herausforderung, wirkte verbindlich wenn es angebracht schien. Und er ließ auch den im fortschreitenden Verlauf des Abends mehrmals in die Enge gedrängten Jürgen Lüth nicht hängen. Der Cottbuser wirkte in der Runde mitunter wie eine Fehlbesetzung, parlierte er doch mit Vorliebe über den FC Energie und merkte nicht, dass er sich mehrmals argumentativ verrannte. Auf den grundlegenden Einwurf, dass von Verein zu Verein ganz unterschiedliche Stimmungen und Intensionen vorherrschen und Differenzierung angebracht ist, ging er nur vage ein. Man redete aneinander vorbei, was auch Gregor Voehse so empfand. Voehse erfreute sich hinterher an kleinen Dingen. „Ich empfand die Gesprächskultur als sehr ordentlich. An bestehenden Hierarchien und Interessensbereichen lässt sich ja ohnehin nicht rütteln.“ Es sei denn, es kommt vielleicht doch einmal zu der von Voehse angedachten Vision, dass sich jeweils zehn Vertreter der „Babelsberger Ultras“ und der Polizei in entspannter Atmosphäre Auge in Auge gegenübersitzen und gegenseitig aufgebaute Aversionen überwinden. Die Initiative hierfür, so Voehse, müsste von der Polizei ausgehen... Wesentlich naheliegender, so war nachher aus Teilnehmerkreisen zu vernehmen, erscheint ein nochmaliges Überdenken der polizeilichen Einsatzstrategie von Seiten des Vereins als Inhaber des Hausrechtes. Der SVB hat das Hausrecht im Karl-Liebknecht-Stadion und könnte als Veranstalter Einfluss auf die Präsenz der Beamten nehmen. In der Meisterschafts-Hinrunde haben die Spiele in Berlin gegen Türkiyemspor und den SV Yesilyurt positiven Anschauungsunterricht geboten. Die Polizei blieb auf Bitten der Vereine draußen, mit den vielen mitgereisten SVB-Anhängern gab es keinerlei Probleme.

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