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Landeshauptstadt: Oberlinschule soll ins Espengrund ziehen

Modellprojekt „kooperativer Schulstandort“ mit Griebnitzsee-Grundschule / Sanierung und Umbau nötig / Grundstück gehörte einst Oberlin

Modellprojekt „kooperativer Schulstandort“ mit Griebnitzsee-Grundschule / Sanierung und Umbau nötig / Grundstück gehörte einst Oberlin Von Sabine Schicketanz Babelsberg. Die Oberlinschule soll aus dem alten Krankenhausgebäude an der Rudolf-Breitscheid-Straße in das Gebäude des Espengrund-Gymnasiums ziehen. Das Gymnasium wird sich laut Stadtverordnetenbeschluss mit der Goethe-Schule zu einer „kooperativen Gesamtschule“ zusammentun – damit steht das Schulgebäude vom Typ Erfurt in der Domstraße leer. Mit einem Auszug des Espengrund-Gymnasiums sei zum Ende des Schuljahres 2005/2006 zu rechnen, sagte gestern Karl Ofcsarik, Fachbereichsleiter Schule und Sport. Für die Oberlinschule, die sich zwar in freier Trägerschaft befinde, jedoch Pflichtaufgaben für die Stadt erfülle, böten sich am Standort Domstraße „sehr gute Voraussetzungen“. Es stünden eine neue Schulsportanlage und große Freiflächen zur Verfügung. Mit der Grundschule am Griebnitzsee, die in der einen Hälfte des Erfurt-Baus untergebracht ist, soll ein „kooperativer Schulstandort“ als Modellprojekt gegründet werden, erklärte Ofcsarik. Gemeint ist damit eine „Begegnung im Lernen und Leben“ von behinderten und nicht-behinderten Kindern, so der Leiter der Oberlinschule, Uwe Plenzke. Gemeinsamen Unterricht werde es nicht geben, so Ofcsarik, aber gemeinsame außerschulische Aktivitäten. Damit die Oberlinschule, in der zurzeit 170 Schüler unterrichtet und betreut werden, ins Espengrund-Gymnasium umziehen kann, muss das Gebäude saniert und barrierefrei ausgebaut werden. Auch „begrenzte Erweiterungen“ seien nötig. Vorstellbar sei beispielsweise eine Aula, die auch von der Griebnitzsee-Grundschule genutzt werden könne. Finanziert werden müssen Sanierung und Umbau durch den Verein Oberlinhaus, der Träger der Schule ist – es ist jedoch mit Fördermitteln zu rechnen, da die Schule dafür sorgt, dass auch für behinderte Kinder die gesetzliche Schulpflicht erfüllt werden kann. Ofcsarik erhofft sich von einem Umzug der Oberlinschule, dass die Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen „stärker in die Normalität“ gebracht werden. Dass die Oberlinschule einen neuen Standort braucht, wird angesichts des Neubaus der Oberlinklinik, der bald beginnen soll, noch deutlicher. „Der Klinikbau schiebt sich sehr nah an das jetzige Schulgebäude heran“, sagte Schulleiter Plenzke. Damit sei man räumlich sehr eingeschränkt. Abgesehen davon sei die derzeitige Unterbringung der Schule im alten Klinikgebäude nur eine provisorische Lösung. „Den Gedanken, eine neue Oberlinschule zu bauen, gibt es schon seit 1992.“ Für den Umzug ins Espengrund-Gymnasiums sprechen aber nicht nur die guten Voraussetzungen: Gleich neben der Schule hat das Oberlinhaus bereits Wohnheime für behinderte Schüler gekauft und ausgebaut. Für den traditionsreichen Verein würde die Schule im Espengrund zudem eine Rückkehr zu den Wurzeln bedeuten. Denn bis 1971 gehörte das dortige Grundstück dem Oberlinhaus, es wurde jedoch von den damaligen Behörden zum Verkauf gezwungen. Eine Entschädigung wurde nicht gezahlt, allerdings gab es nach PNN-Informationen einen Vertrag, wonach die Stadt den Kaufpreis in 50 Jahresraten abzahlen sollte. 20 davon wurden bis zur Wende beglichen. Soll jetzt die Oberlinschule ins Espengrund-Gymnasium ziehen, müsse das Grundstück schon aus Finanzierungsgründen entweder an den Verein Oberlinhaus verkauft oder ein Erbbaupachtvertrag geschlossen werden, sagte Fachbereichsleiter Ofcsarik. Wann eine Entscheidung zum Umzug fällt, ist noch unklar. Ofcsarik wies jedoch darauf hin, dass der Betrieb des Espengrund-Gymnasiums die Stadt pro Jahr 250 000 Euro koste. Dies sei kein Argument für den Zusammenschluss mit der Goethe-Schule, angesichts der desolaten Haushaltslage jedoch ein wichtiger Faktor. „Da überlegt man sich, ob es noch zwei Jahre dauert oder länger.“ Er betonte aber, dass das Oberlinhaus keinerlei Forderungen gestellt habe. Im aktuellen Schulentwicklungsplan wird lediglich darauf hingewiesen, dass der Standort des Espengrund-Gymnasiums für die Oberlinschule „notwendig“ wäre. Vertraglich fixiert wurde dafür gestern eine andere Kooperation der Oberlinschule: Künftig können behinderte Schüler, die in der so genannten Werkstufe der Schule auf ihren Beruf vorbereitet werden, Praktika in der Behindertenwerkstatt der Diakonie auf Hermannswerder absolvieren. Im Gegenzug unterrichten die Lehrer der Oberlinschule die behinderten Mitarbeiter der Werkstatt in Fächern wie Kulturtechnik, Deutsch und Mathe. „Früher waren unsere Schüler jeweils nur einen Tag pro Woche in der Werkstatt, jetzt können sie dort drei Wochen am Stück die Arbeit kennen lernen“, sagte der Leiter der Werkstufe, Jens Müller. Pro Halbjahr können drei Schüler Praktika absolvieren. Dies sei eine „echte Partnerschaft“, sagte der Geschäftsführer der Diakonie-Werkstätten Potsdam, Rüdiger van Leeuwen, die man weiter ausbauen wolle. Bis zum Herbst wolle man im Oberlinhaus eine Förderstätte errichten, in der zunächst sechs Schüler, die nicht die Fähigkeiten haben, in der Werkstatt zu arbeiten, unter dem so genannten „verlängerten Dach“ betreut werden.

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