zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Nur 96 Stunden Zeit

Aktion von RBB, Antenne Brandenburg und PNN: Der Speiseraum des Käthe-Kollwitz-Heims wird Tanzsaal – mit dem Einsatz von vielen Helfern

Aktion von RBB, Antenne Brandenburg und PNN: Der Speiseraum des Käthe-Kollwitz-Heims wird Tanzsaal – mit dem Einsatz von vielen Helfern Von Nicola Klusemann Seit gestern Abend 19 Uhr hat sich die Zeit im Nacken der Organisatoren festgesetzt. In nur 96 Stunden soll aus dem ehemaligen Speiseraum des Käthe-Kollwitz-Heims in der Waldstadt ein Tanzsaal werden. Und das mit Hilfe der Zuschauer vom RBB-Fernsehmagazin ZIBB, den Hörern von Antenne Brandenburg und den Lesern der PNN. Noch hängen die blanken Kabel aus der unverkleideten Decke des 280 Quadratmeter großen Raums. Durch das milchige Glas der vierzig Meter langen Fensterfront schaut man auf sanierte Waldstadt-Blocks. Von den Wänden blättert die Farbe ab. Vor fast sechs Jahren klapperte hier zuletzt Essgeschirr. Das in Trägerschaft des AWO-Kreisverbandes befindliche Altenheim ist modernisiert und hat ein eigenes schön gestaltetes Restaurant. Der alte Saal an der Straße Zum Kahleberg 23a ist seit Abschluss der Sanierungsarbeiten dem Verfall preisgegeben. „Wir wollten ihn immer zum Veranstaltungsort umbauen“, erklärt die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, Angela Basekow. Und die für ZIBB zuständige Redakteurin Frauke Koch suchte ein 96-Stunden-Projekt in Potsdam. Das passte. Maler, Maurer, Brote-Schmierer In der knappen Zeit von vier Tagen habe man schon einen Spielplatz im Berliner Märkischen Viertel völlig neu gestaltet. Jetzt wolle man dies mit „grundsätzlichem Optimismus“ in Potsdams Waldstadt schaffen. Vermutlich werde bei solcher Zeitnot noch kurz vor Schluss der letzte Pinselstrich getan und gleich danach losgetanzt, schätzt RBB-Frau Koch. Das bedeute aber auch Spannung bis zum Schluss. Damit das gesteckte Ziel erreicht werden könnte, bräuchte man vor allem tatkräftige Helfer. Es gibt nämlich sehr viel zu tun. Die Wunschliste der Akteure mit der Zeit im Nacken ist lang: Benötigt werden Tischler, Fliesenleger, Maurer, Maler, Fensterputzer, Gardinenspender, Brote-Schmierer, Kaffee-Kocher und natürlich Leute, die allen anderen gut zu reden. Ein aufmunterndes „Das wird schon“ mobilisiert ungeahnte Kräfte. Am Ende winkt allen die unendliche Dankbarkeit der tanzfreudigen und bewegungshungrigen Senioren. Der AWO-Seniorenclub zum Beispiel, dem rund 60 Tanzbegeisterte angehören, weicht derzeit ins Bürgerhaus der Arbeiterwohlfahrt in Bornim aus. Die Turnhalle dort sei aber für ausgiebige Drehungen und große Walzerschritte viel zu klein, sagt Angela Basekow. Besondere Raumnot gebe es vor allem zu Tanzfesten, wenn auch noch andere Tanzgruppen aus Potsdams Umgebung dazu kämen. Turnen auf dem Flur Fast dramatischer noch als den Tänzern des Rentnerclubs gehe es aber der Gymnastikgruppe. Die muss nämlich zurzeit im Käthe-Kollwitz-Heim auf dem Flur vor den Aufzügen turnen. Kein wirklicher Spaß, dort in der Zugluft die Übungen machen zu müssen, wenn die Gelenke und Knochen womöglich noch durch Krankheiten angeschlagen sind, sagt die AWO-Chefin. Ihr fallen noch viele mehr ein, die Bedarf an einer solchen Veranstaltungshalle haben. Das sind auch diejenigen, die zurzeit noch in das Heim-Restaurant ausweichen – zum Unmut der Heimbewohner, die hier ungestört essen und nicht ständig ausgelagert werden wollen. Wie dringend Not die Aktion rund um den alten Speisesaal tut, zeigte das RBB-Fernsehen bereits gestern in seinem Vorabend-Programm – verbunden natürlich mit einem Aufruf. Täglich bis zum Ende des Countdowns wird jetzt von Moderator Andreas Ulrich über den Fortschritt der Umbauaktion berichtet. Potsdams Energieversorger ist bereits in Vorleistung gegangen und hat in den künftigen Tanzsaal eine moderne Heizung einbauen lassen. Die hoffentlich zahlreichen Helfer müssen also nicht frieren, sondern können im warmen Raum werkeln. Die Deckenverkleidung bezahlt die Arbeiterwohlfahrt. Zu mehr reicht“s nicht. „Ein paar Sponsoren wären uns deshalb auch ganz lieb“, erklärt Redakteurin Koch. Ihre Erfahrung aus Berlin ist, dass viele gerne helfen, die Beschaffung des Materials wie Farbe, Lampen und Gardinen (immerhin für 40 Meter Fensterfront) zum Problem werden kann. Für die Beleuchtung habe man beispielsweise rund 2000 Euro veranschlagt, erklärt die 96-Stunden-Fachfrau. Ein Baumarkt sei auch schon mit im Boot. Zu viele Spender gebe es nie. Parallel zum Fernsehen wird auch im Nachmittagsprogramm von Antenne Brandenburg zum Mithelfen aufgerufen. Außerdem werde man am Ort des Geschehens eine Webcam installieren, damit die Leute auch am heimischen Computer via Internet miterleben können, wie knapp die Zeit wird. Und die PNN wird ebenfalls täglich beim Arbeiten zuschauen und Gespräche mit den Hilfsbereiten aus Potsdam und Umgebung führen. Derweil putzen die Tänzer aus dem Seniorenclub ihre Tanzschuhe, für den großen Einsatz am Freitag, wenn das letzte Sandkorn der Sanduhr durch die Enge gerieselt ist. Vermutlich werden die ersten Tanzschritte auf einem provisorischen Parkett getan, weil in der Kürze der Zeit dann doch keine echte Tanzfläche entstehen kann, entschuldigt sich Frauke Koch. Das ist aber zweitrangig. Hauptsache ist doch, der Tanzsaal steht am Ende der Zeit. Freiwillige Helfer und Sponsoren melden sich im Saal, Zum Kahleberg 23a, täglich zwischen 8 und 20 Uhr oder über die Hotline 01802240020 (6 ct pro Anruf). Aktion im Internet unter www.96stunden.de

Nicola Klusemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false