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Landeshauptstadt: Mut zur Freiwilligkeit

ALTERNATIVEN GESUCHT

ALTERNATIVEN GESUCHT Von Michael Kaczmarek Die Wehrpflicht soll abgeschafft werden und mit ihr der Zivildienst: 2010 ist es soweit, vielleicht später. Im August steht erst einmal die Kürzung der Zivildienstzeit von zehn auf neun Monate an. Da die Zivis so schneller durchgereicht werden, sinkt auch die Zivi-Anzahl. Bereits heute beklagen sich Potsdamer Einrichtungen über zurückgehende Zivi-Bewerbungen und unbesetzte Stellen. Andere Einrichtungen haben kein Geld, um den Eigenkostenanteil für einen Zivi aufzubringen. In beiden Fällen fehlen diese vormals guten und günstigen Helfer. Sie machen Platz für neue Arbeitsplätze, argumentieren die einen – die anderen sehen steigende Kosten und / oder sinkende Pflegequalität auf die zu Pflegenden zukommen. Ersteres trifft in Potsdam bereits zu: So sind Minijobs oder Pauschalkräfte teilweise effektiver als Zivistellen. Ob das zweite Szenario eintreffen wird, bleibt abzuwarten, denn Zivis sind ersetzbar – durch engagierte Vorruheständler, Praktikanten, Studenten. Neue Ideen sind gefragt. Dennoch rufen manche Verantwortlichen nach einem sozialen Pflichtjahr, ohne zu bedenken, dass soziales Engagement weder erzwungen werden kann noch vom Staat bezahlbar ist. Vor vier Jahren wurde vom Bund eine Höchstgrenze der Zivis festgelegt, um die Kostenexplosion zu stoppen. Seitdem drückt Vater Staat die Zivizahlen und damit seine Kosten kontinuierlich. Weshalb sollte er nun alle jungen Männern und Frauen ein Jahr lang finanzieren wollen? Stattdessen sollte die freiwillige soziale Arbeit gefördert werden, z. B. durch Vorteile bei der Ausbildungs- oder Studienplatzwahl, oder durch einen finanziellen Sozial-Bonus. Außerdem erfährt die von vielen Personalchefs beschworene soziale Kompetenz bei vielen Zivi-Tätigkeiten einen Härtetest, so dass freiwillige Sozialdienste den Lebenslauf und damit die Jobchancen aufbessern.

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