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Landeshauptstadt: Mit neuer Stimme

Die Haltestelle Kaffeeweg heißt nun Grüner Weg

Wer mit dem Bus nach Eiche fährt, steigt jetzt nicht mehr am Kaffeeweg, sondern Am Grünen Weg aus. Havelbus hat die Haltestelle umbenannt, sogleich neue Schilder angebracht und die Fahrplanaushänge aktualisiert. Schnelle Arbeit, doch warum eigentlich? Laut Havelbus sei man einem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt. Die aber weiß von nichts, ebenso wenig der Ortsbeirat, und auch im Kulturausschuss ist die Umbenennung nicht zur Sprache gekommen. Ein Vorschlag der Anwohner lag auch nicht vor.

Kaffeeweg und Grüner Weg sind von der Haltestelle etwa gleich weit entfernt. Grüne Wege gibt es viele, Kaffeewege sind selten. Außerdem hat diese Bezeichnung einen stadthistorischen Hintergrund. Über den Weg schafften Kaffeeholer von den Kasernen am Neuen Palais und in Eiche wärmende Getränke für die Soldaten heran, die auf den Schießständen im Bornimer Katharinenholz übten.

Die Umbenennung erscheint also, abgesehen von den Kosten, als Schildbürgerstreich – auch vor dem Hintergrund, dass bei anderen Bushaltestellen der Linien 605 und 606 eine Namensänderung durchaus angebracht wäre. Die Station Ecksteinweg liegt keineswegs am erst hinter der Kirche ansetzenden Weg dieses Namens, sondern an der Straße Am alten Mörtelwerk. Von der Haltestelle Mehlbeerenweg ist es zur Einmündung Mehlbeerenweg ebenso weit wie von der nächsten Station Eichenring. Wer letzterer Bezeichnung traut, läuft bis zum Beginn des Eichenwegs eine Station zurück, also zum Mehlbeerenweg.

Immerhin haben die Fahrgäste die Freude, dass die umbenannte Haltestelle Am Grünen Weg jetzt von einer glockenreinen Stimme angekündigt wird und nicht wie die vorhergehende in dumpfem unrhythmischen Ton „Koiser-Fruidrich-Stroooße“. Diese Station wurde zusätzlich eingerichtet, ihre Ansage musste also extra in das Band eingespeichert werden, für das Havelbus in den 90er Jahren eigens die deutsche Synchronsprecherin von Marilyn Monroe bemüht hatte.

Witzige Busfahrer gaben die Auskunft, die dumpfe Stimme stamme von ihrer Lagerverwalterin und habe den Vorteil, dass sie eingeschlafene Fahrgäste aufschrecke. Aber das stimmt natürlich nicht. Havelbus hat vielmehr damals aus Kostengründen eine Computerstimme eingespielt, und die hörte sich so an. Inzwischen gibt es weiterentwickelte Programme für „synthetische Stimmen“. Deshalb klingen die neuen Ansagen viel klarer. Über den Verlust der Station Kaffeeweg können sie aber keineswegs hinwegtrösten. E.Hoh

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