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Landeshauptstadt: Mit britischem Fahnenkommando

Neuer Uniformverein „I. Garderegiment zu Fuß“ steht vor der Gründung

Neuer Uniformverein „I. Garderegiment zu Fuß“ steht vor der Gründung Von Erhart Hohenstein Vom Neuen Palais macht sich eine Gruppe preußischer und englischer Gardesoldaten über die Maulbeerallee auf den Weg zum Krongut Bornstedt. Die Gruppe begleitet die Kutsche der Kronprinzessin und kurzzeitigen Kaiserin Viktoria, mit Damen des Hofstaates im Gefolge. So stellt sich Frank Blankenhaus für die Zukunft die Saisoneröffnung des „I. Garderegiments zu Fuß No. 1 1888“ mit „britischem Fahnenkommando der Kaiserin Viktoria“ vor. Noch ist die Truppe eine 12-köpfige Interessengemeinschaft, soll aber zum Verein ausgebaut werden. Damit würde Potsdam neben der im 18. Jahrhundert angesiedelten Riesengarde der Langen Kerls und dem Infanterie-Regiment Nr. 15 eine dritte Uniformgruppe hinzubekommen, die erstmals die Kaiserzeit darstellt. Die Jahreszahl 1888 im Vereinsnamen irritiert zunächst, bekam das Garderegiment seinen Namen doch bereits 1813. Sie ist jedoch mit Bedacht gewählt. 1888 war das so genannte Drei-Kaiser-Jahr, als nach dem Tod Wilhelms I. der schwer krebskranke Friedrich III. für nur 99 Tage den Thron bestieg. Mit ihm verbanden sich Hoffnungen auf eine Liberalisierung Preußens, nicht zuletzt unter dem Einfluss seiner Gattin Viktoria, Tochter der gleichnamigen englischen Königin, die einer ganzen Zeitepoche den Namen gab. Diese Hoffnungen erfüllten sich allerdings nicht, als Wilhelm II. nach dem frühen Ableben seines Vaters die Herrschaft übernahm. Frank Blankenhaus sieht wie im alten Preußen so auch im kaiserlichen Deutschland kein militaristisches Schreckgespenst. Gegen etwas zu sein, sei heute zwar „kommod“, er wolle aber mit seinem Verein die positiven Seiten und Leistungen dieser geschichtlichen Periode zeigen. Dazu zählt er die bis zum Ersten Weltkrieg engen Verbindungen mit dem englischen Herrscherhaus. Alle fünf Garderegimenter des Inselreiches sollen in seinem „britischen Fahnenkommando“ vertreten sein. Ihre roten Uniformen originalgerecht nachschneidern zu lassen und für historische Bewaffnung zu sorgen, wird für die bislang noch von keinem Sponsor unterstützte Vereinigung ein ebenso teures Vergnügen wie für die blauen Röcke des I. Garderegiments zu Fuß, das bei Paraden noch hoch aufragende Grenadiermützen wie einst die „Langen Kerls“ trug. Die preußische Regimentsfahne, von einem Stoffmaler nachgefertigt, kann Blankenhaus bereits vorweisen, die englischen sind in Arbeit. Uniformen haben ihn schon von Kindesbeinen an fasziniert. Er liebt ihre Farbenpracht, sieht in ihnen aber auch Symbole für preußischer Tugenden wie Disziplin, Pflichterfüllung, Anstand, ebenso Toleranz, die in seinem konservativen Elternhaus in Berlin-Treptow eine wichtige Rolle spielten. Zunächst (preisgekrönter) Zinnfigurensammler, „diente“ der 1,94 Meter lange Mann später u. a. bei der Potsdamer Riesengarde e.V., ehe er sich für eine eigene Vereinsgründung entschied. Aller Anfang sei schwierig, doch die zwölf Mann trainieren und exerzieren schon hart. Weitere Interessenten (Mindestgröße 1,80 Meter) sind willkommen. Englisch-Kenntnisse sind erwünscht, aber keine Vorbedingung. Auch die ersten Auftritte hat die Gruppe bereits hinter sich, so beim Zarenball im Berliner „Adlon“ zugunsten russischer Kinder in Not. Kontakte gibt es zum Wachbataillon der Bundeswehr, mit den englischen Garden werden sie angestrebt. Noch gesucht wird ein wissenschaftlicher Berater. Interessanterweise möchte Frank Blankenhaus die Vereinstätigkeit nicht auf das Militärische beschränken. „Die Kaiserzeit war ja eine Epoche des industriellen Aufschwungs, technischer Fortentwicklung und bedeutender wissenschaftlicher Erkenntnisse“, erläutert er seine Idee. Deshalb könne er sich vorstellen, dass bei den Aufritten Mitglieder in die Rolle von Siemens, Röntgen oder Einstein schlüpfen. Selbst an Friedrich Engels denkt Blankenhaus. Der Mitbegründer des Marxismus war nicht nur ein bedeutender Philosoph – er hat sogar als Einjährig-Freiwilliger in der preußischen Armee gedient. Interessenten melden sich bei Frank Blankenhaus, Tel. 0331/5054120, E-Mail: Blankenhaus@t-online.de

Erhart Hohenstein

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