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Aus dem GERICHTSSAAL: Mit 7,2 Promille im Koma Alkoholikerwette: Eine

Flasche Whisky auf ex

Aus dem GERICHTSSAALFlasche Whisky auf ex Benno B.* (34) soll seinem Trinkkumpan Frank F.* (44) am 7. Februar 2003 in einer Wohnung der Friedrich-Ebert-Straße „gefährliche Stoffe“ eingeflößt haben. Auf gut deutsch: Der Potsdamer und ein weiterer – inzwischen verstorbener – Zecher werden beschuldigt, sie hätten dem bereits erheblich Alkoholisierten mit den Worten „Trink oder stirb“ gewaltsam eine volle Flasche Whisky eingetrichtert. Frank F. wurde danach bewusstlos ins Bergmann-Klinikum eingeliefert, sprang dem Tod mit 7,2 Promille nur knapp von der Schippe. Zwei Tage lag er auf der Intensivstation im Koma, wurde künstlich beatmet. „Eigentlich war det eine Wette“, stellt Frank F. nun vor Gericht klar. Er habe seinen Freunden beweisen wollen, eine Flasche Schnaps auf ex austrinken zu können. „Und haben Sie die Wette gewonnen?“, fragt der Vorsitzende interessiert. Frank F. - langhaarig, mit einer frischen Beule auf der Stirn, zuckt mit den Schultern. „Keene Ahnung. Als ick uffjewacht bin, war ick an lauter Schläuche anjeschlossen.“ Die bei der Aktion Anwesenden habe er erst später wieder getroffen. Da sei über den Vorfall nicht gesprochen worden. Gegenüber anderen Bekannten prahlte Frank F. allerdings, er sei der 7,2-Promille-Mann. Bei der Polizei schien er noch eins draufgesetzt zu haben. Die nahmen die Erzählungen des Alkoholikers für bare Münze. Benno B. landete wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung auf der Anklagebank, wo gestern auch der an seiner Trunksucht Gestorbene sitzen sollte. „Nee, nee, die haben die Flasche zum Schluss bloß festjehalten“, stellt der Schluckspecht im Zeugenstand klar. Er hätte jederzeit den Kopf wegdrehen können, wenn er gewollt hätte. „Warum soll ick eenem, der det nich will, Schnaps reinkippen?“, fragt BennoB. verständnislos. „Ick trinke doch selber wie ein Ochse“ – und meint damit wohl, der Hochprozentige sei in seinem Körper besser aufgehoben. Viel weiß er von jenem Tag nicht mehr. Irgendwann sei er mit Konstantin K. und vier Flaschen Whisky bei dem Wohnungsmieter aufgetaucht, der schon munter mit Frank F. gepichelt habe. „Wir haben damals immer Sturztrinken gemacht. Von eener Wette höre ick det erste Mal“ , behauptet der Angeklagte. „Wir haben nischt mit ihm jemacht“, stellt auch Konstantin K. (23) klar. „Man hat sich getroffen und gesoffen“, bringt es der Vorsitzende auf den Punkt. Benno B. – vorbestraft wegen mehrerer Diebstähle, gefährlicher Körperverletzung, Hausfriedensbruchs, Beleidigung sowie zahlreicher Verkehrsvergehen – habe Frank K. zwar geholfen, die Wette zu gewinnen oder auch nicht. Von einem gewaltsamen Einflößen des Alkohols könne allerdings keine Rede sein. Freispruch! (*Namen geändert.) Hoga

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