zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Kontroverse mit Kontrolleuren

Anklage: Körperverletzung und Sachbeschädigung/Fahrgast hatte offensichtlich einen Aussetzer

„Für die Kontrolleure war klar, dass ich schwarz fahre. Die waren wild entschlossen, mich festzuhalten“, glaubt Frank F. (48, Name geändert) und erzählte vor Gericht eine kaum glaubhafte Geschichte. Er sei am 10. Juli 2005 mit der S-Bahn von Berlin nach Potsdam gefahren, um eine Kulturveranstaltung zu besuchen. Ein „äußerst unhöflicher Kontrolleur“ habe ihn aufgefordert, seinen Fahrschein vorzuweisen. Als Frank F. ihm einen als Billett geltenden Studentenausweis zeigte, sei die Situation eskaliert. „Der Mann forderte mit barscher Stimme meinen Personalausweis. Ich wollte seine Dienstnummer, um mich zu beschweren“, so der gelernte Reiseverkehrskaufmann. In dem Moment seien zwei Kollegen des Kontrolleurs dazugekommen. Während er seinen auf dem gegenüber liegenden Sitz befindlichen Rucksack öffnen wollte, um den Personalausweis herauszuholen, sei er von den Bahnbediensteten ergriffen worden. „Einer trat mich dabei derart heftig auf den Fuß, dass sich später ein Zehnagel löste. Ich wehrte mich. Später kam die Bundespolizei.“

Jetzt saß der laut ärztlichem Attest unter einer schweren komplexen Persönlichkeitsstörung Leidende wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung auf der Anklagebank. Frank F. soll bei dem Gerangel in der S-Bahn einem der Kontrolleure das Nasenbein gebrochen und dessen Brille demoliert haben. „Ich habe niemanden bewusst geschlagen“, beteuerte der Junggeselle.

Er habe den Angeklagten in Griebnitzsee aufgefordert, ihm seinen Fahrausweis zu zeigen, erinnerte sich Klaus J. (51) im Zeugenstand. Frank F. habe anfangs überhaupt nicht reagiert, ihm auf mehrmaliges Bitten an der Station Babelsberg schließlich einen Studentenausweis unter die Nase gehalten. „Ich erklärte, der sei nur in Verbindung mit einem Lichtbild gültig. Da fing er an, mich wüst zu beschimpfen“, so der Kontrolleur. Auch seine dazukommenden Kollegen seien von dem Fahrgast beleidigt worden. „Als er in Potsdam aussteigen wollte, haben wir ihn festgehalten. „Der Herr machte den Eindruck, als stände er unter Drogen“, erinnerte sich Roland B. (52). „Er fuchtelte mit den Armen, schubste mich plötzlich beiseite und wollte aus dem Abteil raus.“ Erst da hätten sie zugegriffen, so der Bahnmitarbeiter. „Mein Kollege Jürgen G. bekam von dem Fahrgast ein Ding auf die Nase. Seine Brille flog zu Boden und ging kaputt. Kann sein, dass der Mann nicht absichtlich zugehauen hat“, räumte der Zeuge auf Nachfrage der Richterin ein. Die beschloss, das Verfahren einzustellen. „Der Angeklagte hatte offensichtlich einen Aussetzer“, vermutete sie. „Er steht ja nicht umsonst unter Betreuung.“Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false