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Sport: „In Potsdam gute Basis für die Zukunft“

Fußball-Landesverbandspräsident Siegfried Kirschen: Auch Jungen sollen ins hiesige Leistungszentrum

Fußball-Landesverbandspräsident Siegfried Kirschen: Auch Jungen sollen ins hiesige Leistungszentrum Herr Kirschen, das Jahr 2003 ist vorüber und war im Spitzenfußball wieder von Höhen und Tiefen geprägt. Wie bewerten Sie als Präsident des Fußball-Landesverbandes die Ergebnisse der Bundesliga- und Oberliga-Mannschaften aus dem Land Brandenburg? Ich habe bereits im Sommer gesagt, dass ich den Abstieg des FC Energie Cottbus aus der erstem Bundesliga nicht als große Enttäuschung empfunden habe. Was der Verein aus den vorhandenen, insbesondere wirtschaftlichen, Möglichkeiten in den letzten Jahren gemacht hat, das war ganz einfach beispielhaft für unser Land. Ich verschweige natürlich auch nicht, dass ich mich über die gute Ausgangsposition der Cottbuser für einen möglichen Wiederaufstieg freue. Dies hatte ich der Mannschaft aber auch zugetraut. Hoffen wir, dass es am Ende der Saison reicht, denn dies wäre auch aus wirtschaftlichen Gründen wichtig. Was die Frauen des 1. FFC Turbine Potsdam betrifft, so erwarte ich, dass in diesem Spieljahr endlich der Deutsche Meistertitel errungen werden kann, der im letzten Jahr wieder knapp verpasst wurde. Immerhin waren auch vier Potsdamerinnen am WM-Titel in den USA beteiligt. Erfreulich ist für mich auch, dass durch das funktionierende Verbundsystem am Standort Potsdam eine gute Basis für die Zukunft vorhanden ist. Der Deutsche Meistertitel der B-Juniorinnen und der Vizeweltmeistertitel der Sportschule Potsdam bei der 18. Schul-WM in Shanghai sind Belege dafür. In der Oberliga sehe ich momentan Licht und Schatten. So sehr ich dem SV Babelsberg 03 den Wiederaufstieg in die Regionalliga wünsche, so stimmt mich die Situation in Frankfurt/Oder, Eberswalde, Brandenburg oder Eisenhüttenstadt bedenklich. In diesen Vereinen müssen in der zweiten Serie alle Reserven erschlossen werden, damit nicht zu viele Mannschaften aus unserem Landesverband absteigen. Auf jeden Fall haben die Verantwortlichen in diesen Vereinen mein vollstes Vertrauen und ich weiß, dass sie alle ihr Bestes geben werden. Wenn es am Ende für die eine oder andere Mannschaft nicht reichen sollte, dann ist ein Neuaufbau in unserer Verbandsliga, vielleicht mit vielen eigenen Nachwuchskräften, auch eine Möglichkeit, wieder Kraft zu schöpfen. Sie sprachen im Zusammenhang mit den Potsdamer Mädchen die Talentförderung an. Können Sie mit dem bisher Erreichten in unserem Landesverband insgesamt zufrieden sein? Nicht nur im weiblichen Bereich in Potsdam, auch im Verbandsleistungszentrum männlich in Cottbus wird eine gute Arbeit geleistet, an der alle Partner ihren Anteil haben. Dies wird auch durch die Entwicklung mehrerer Jugend-Nationalspieler sowie vordere Platzierungen bei den DFB- und NOFV-Meisterschaften dokumentiert. Jetzt muss es noch gelingen, dass die A-Junioren des FC Energie Cottbus auch in die Bundesliga aufsteigen. Ungeachtet dessen bleibt es mein Bemühen, in Potsdam auch die Jungen in die Schule und das Leistungszentrum einzubinden. Im Übrigen muss es das Bestreben aller Beteiligten sein, das DFB-Talentförderprogramm in den Kreisen zum Erfolg zu führen. Letztlich können unsere Vereine nur davon profitieren. 2002 wurden durch den 4. Ordentlichen Verbandstag mehrere Schwerpunkte beschlossen, deren Umsetzung mittlerweile begonnen hat. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz hierzu aus? Wir haben im Vorstand und in fünf Arbeitsausschüssen begonnen, unsere Schwerpunktthemen sachgerecht zu bearbeiten. Ich möchte an dieser Stelle zunächst einmal allen danken, die sich diesen zusätzlichen Aufgaben stellen. Im DFBnet sind wir bundesweit auf einem guten Stand, denn zurzeit sind mehr als Dreiviertel aller Staffeln mit Spielansetzungen und Ergebnissen im Internet abrufbar. Ich bin sicher, dass wir auch die restliche Wegstrecke bewältigen und zu Beginn des neuen Spieljahres alle Staffeln verfügbar sind. Dabei muss gewährleistet sein, dass alle Ergebnisse sonntags 18 Uhr eingestellt sind. Ich möchte dafür verstärkt unsere Vereine gewinnen, die Voraussetzungen sind durch die DFB-Mediengesellschaft geschaffen worden. Perspektivisch wollen wir außerdem unsere Schiedsrichteransetzungen mit dieser modernen Technik vornehmen. Wissen sollte auch jeder unserer Vereine, dass wir mit diesem Schwerpunkt im direkten Wettbewerb mit allen anderen Landesverbänden im DFB stehen. Nach der letzten Auswertung standen wir im Mittelfeld, wir möchten aber natürlich unsere Position weiter verbessern. Wie schätzen Sie die Tätigkeit der anderen Arbeitsausschüsse ein? Der Arbeitsausschuss Futsal hat gemeinsam mit den Verantwortlichen des Fußballkreises Oberhavel und Sponsoren um die AWU Oberhavel GmbH ein Pilotturnier auf die Beine gestellt, das eine sehr gute Resonanz erfahren hat. 2004 wollen wir eine erste Landesbestenermittlung mit Teilnehmern aus allen Kreisen und ab dem Folgejahr regelmäßige Landesmeisterschaften ausrichten. Damit sind zwei Ziele verbunden: zum einen sollen aus dem aktiven Wettspielbetrieb ausscheidende Spieler den Vereinen erhalten bleiben, zum anderen möchte ich neue Mitglieder gewinnen, die aus den verschiedensten Gründen sonst nicht am organisierten Spielgeschehen teilnehmen würden. Dabei übersehe ich nicht, daß viele Vereine nicht in der Lage sein werden, eine eigene Futsal- Mannschaft zu etablieren, aber denkbar sind Mannschaften, die aus Akteuren mehrerer Vereine bestehen. Durch den WM-Ausschuss 2006 wurden am Tag der Auslosung der Qualifikationsgruppen in nahezu allen Kreisen Auftaktveranstaltungen angeregt, die sehr gut angekommen sind. Schwerpunkt für die nächste Zeit bleibt eine rege Beteiligung an der WM-Kampagne Klub 2006. Der DFB möchte auf diese Weise eine WM der Basis organisieren, deshalb sollten sich Vereine anmelden und dann die vier Wettbewerbsdisziplinen durchführen. Als sehr bedeutsam erachte ich auch die Tätigkeit des Ausschusses Qualifizierung. Unsere Kreise und Vereine sollten die Möglichkeit nutzen, sich bei Veranstaltungen gerade in Fragen der Satzung und Ordnungen weiterzubilden, um unnötige rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Wir dürfen hierbei nicht vergessen, dass dies zum allergrößten Teil ehrenamtliche Funktionäre betrifft, die Tag für Tag unsere Bestimmungen umzusetzen haben, was nicht immer leicht ist. Deshalb liegt mir auch der fünfte Arbeitsausschuss zu den sozial- und gesellschaftspolitischen Aktivitäten so sehr am Herzen. Unsere ehrenamtlichen Kräfte zu würdigen, gleichzeitig aber auch das Fairplay und die Gewaltprävention zu fördern, dies sind Anliegen, denen sich dieser Ausschuss verschreibt. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: ich kann erfreut feststellen, dass alle Arbeitsausschüsse mit großem Engagement tätig sind. Durch den Vorstand und die Geschäftsstelle werden wir sie weiterhin fachlich begleiten und unterstützen, so auch bei Informationsveranstaltungen, die in der Winterpause in allen Fußballkreisen für unsere Vereine stattfinden sollen. Worauf kommt es noch besonders an? Bekanntlich haben wir uns auch darauf verständigt, den Frauen- und Mädchenspielbetrieb in unseren Kreisen zu stärken. Durch den Frauen- und Mädchenausschuss wurde dazu eine Vorlage erarbeitet, bei der es darum geht, mehr Mädchenmannschaften und gegebenenfalls Spielgemeinschaften zu bilden beziehungsweise dort, wo dies nicht möglich ist, Mädchen bei Jungenmannschaften mitspielen zu lassen. Auch die weitere Entwicklung der Schiedsrichterarbeit ist mir wichtig. Durch den Schiedsrichter-Förderverein haben wir bereits einiges in der Nachwuchsförderung auf den Weg bringen können. Dadurch müssen wir es schaffen, in absehbarer Zeit wieder einen Bundesliga- Schiedsrichter aus unserem Landesverband herauszubringen. Schließlich werden wir noch in diesem Jahr beginnen, uns mit Zukunftsfragen des Fußballs im Amateurbereich zu beschäftigen. Welche Inhalte könnten hier eine Rolle spielen? Zum Beispiel die Frage der Spielklassenstrukturen. Während wir im Herrenbereich über einen stabilen Spielbetrieb verfügen, werden wir im Juniorenbereich Lösungen für die anhaltende Abwanderung von Jugendlichen und den zunehmenden Einfluss der geburtenschwachen Jahrgänge finden müssen. Das Interview führte Michael Hillmann

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