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Sport: Gute alte Zeit

Fußball-Babelsberg feierte Hermann Andreev und freut sich über die Tabellenführung

Fußball-Babelsberg feierte Hermann Andreev und freut sich über die Tabellenführung Der Höhepunkt der Heldenverehrung fand sich auf dem Titelblatt des Stadionprogramms. Die Macher des ebenso stil- wie gehaltvollen Heftes bedienen sich seit Beginn der laufenden Spielzeit eines Comics, der in Beziehung zum jeweiligen Gegner steht. Um eine Assoziation zum Gastspiel des SV Yesilyurt Berlin am Babelsberger Park herzustellen, ließ der Zeichner den Betrachter von oben auf das Stadion blicken. Unten lag ein gelbgekleideter Torhüter der Länge nach im Strafraum. An einer Leiter kletterten Almedin Civa und Martino Gatti im Raumanzug aus der Arena. Quasi auf Blickhöhe stand bereits Hermann Andreev auf dem linken Flügel einer weißen Raumfähre, wartete und grüßte letztmals vor dem Entschwinden in die Weiten der Galaxis. Sehr treffend und beziehungsreich. Das Trio steht exemplarisch für die beiden aufeinander folgenden Aufstiege der Jahre 2000 und 2001 und für einen Fußball, von dem manch SVB-Anhänger sagt, dass er in derartiger Qualität auf absehbare Zeit am Babelsberger Park nicht mehr gespielt werden wird. Oder doch? Zumindest in der ersten Halbzeit des Spiels gegen die selbstbewussten Berliner konnte man sich durchaus an die Ära Andreev erinnert fühlen. Die Oberliga-Partie bot in dieser Phase alles, was nötig war, um einem Tag wie diesem vom Niveau her gerecht zu werden. Beide Kontrahenten hielten das Tempo hoch, spielten sich den Ball untereinander über kurze Distanz zu und hatten vor 1556 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion schon vor dem Seitenwechsel das 2:1-Endresultat hergestellt. Georg Froese (25.) und Andreas Fricke (34.) trafen für Nulldrei, Özcan Yakut (44.) für Yesilyurt, was zu deutsch „grüne Heimat“ heißt. Nach der Pause ging es härter zur Sache. René Tretschok holte sich vor dem Spiel beim Ludwigsfelder FC seine fünfte Gelbe ab und wird am kommenden Sonnabend im Derby zwangspausieren. Yesilyurt-Abwehrspieler Hasan Vural sah Gelb-Rot (84.). Der Rest des Spiels ging fast unter in den Elogen auf den Russen, der erstmals als Trainer einer anderen Mannschaft nach Babelsberg zurückkehrte und speziell in der Pressekonferenz die Rührung kaum zu verbergen vermochte („Dies ist wirklich kein leichter Tag für mich.“). Zuvor schon hatten sie im Fanblock ein überdimensioniertes Stück Stoff mit der Aufschrift „Auf ewig unvergessen“ aufgespannt. Unterhalb der Tribüne fand sich ein eingefräster Gruß im Rasen. Immer wieder hoben Sprechchöre an. Nach dem Abpfiff verneigte sich der Erfolgstrainer vor der fast vollständig verbliebenen Gegengeraden. Auch der frühere Nulldrei-Präsident Detlef Kaminski, der sich lange nicht im Stadion hat sehen lassen, war gekommen. Es war schon fast ein bisschen viel des Guten und man hätte fast vergessen, dass der SVB durch den knappen Sieg die Tabellenführung erobert und erfreulicherweise auch über das Wochenende hinaus behauptet hat. Babelsberg 03: Rauch; Laars, Lukac, Grossert, Kindt; Fabiano (76. Hartwig), Zenk, Tretschok, Moritz, Fricke (90. Bengs), Froese. Thomas Gantz

Thomas Gantz

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