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Landeshauptstadt: Großer Refraktor erst 2006 zurück

Gerät in tausende Einzelteile zerlegt / Arbeiten in der Kuppel auf Telegrafenberg

Gerät in tausende Einzelteile zerlegt / Arbeiten in der Kuppel auf Telegrafenberg Von Günter Schenke Der Große Refraktor, eines der bedeutendsten technischen Denkmäler Potsdams, kehrt erst im Jahre 2006 wieder auf den Telegrafenberg zurück. „Es ist bedauerlich, dass es so lange dauert, aber die Restaurierung macht diese lange Zeit notwendig“, sagt Dr. Ernst-August Gußmann, Vorsitzender des Fördervereins Großer Refraktor.V. Der Initiative des Fördervereins ist es vor allem zu danken, dass das seit 1968 aus dem wissenschaftlichen Betrieb ausgemusterte viertgrößte Linsenteleskop der Welt nicht vergessen wurde und derzeit vollständig restauriert werden kann. Finanziell wird das Ganze abgesichert durch eine Spende der 2001 gegründeten Pietschker-Neese-Stiftung, die unter treuhänderischer Verwaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz steht. Im Mai 2003 hatte das Teleskop seine Reise nach Jena, wo es von den Experten der 4H-Jena Engineering GmbH wieder in einen funktionsfähigen Zustand versetzt wird, angetreten. „Das Gerät ist jetzt in mehrere tausend Einzelteile auseinander genommen“ berichtet Gußmann, der sich zusammen mit anderen Fachleuten Ende November an Ort und Stelle über den Fortgang der Arbeiten informiert hatte. Die spannende Frage war : Gibt es Schäden, die äußerlich unsichtbar sind und müssen Ersatzteile angefertigt werden? Erleichterung dann beim Auseinandernehmen: Das Gerät ist in einem erstaunlich guten Zustand. Zum Beispiel waren alle Schraubverbindungen mit normalem Werkzeug lösbar. „Das spricht für die Qualitätsarbeit der Erbauer vor mehr als hundert Jahren“, sagt Gußmann. Beim Großen Refraktor handelt es sich übrigens nicht um ein Zeiss-Fernrohr. Die Optik stammt von der Münchener Firma Steinheil, die Technik von Repsold in Hamburg. Es ist ein Doppelrefraktor, der zwei fest miteinander verbundene Fernrohre in sich vereinigt. Das größere Rohr besitzt ein für den fotografischen Spektralbereich korrigiertes Objektiv von 80 Zentimetern Durchmesser und 12,2 Metern Brennweite. Das kleinere für den visuellen Spektralbereich bestimmte Objektiv hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern und 12,5 Meter Brennweite. Während die Jenaer Techniker das Teleskop restaurieren, sind in Potsdam auf dem Telegrafenberg die Maurer bei der Arbeit, um den Kuppelsaal des eigens für das Fernrohr errichteten Refraktorgebäudes innen instand zu setzen. Das Kuppeldach selbst ist bereits im letzten Jahr der DDR-Existenz erneuert worden. Das 17 Meter hohe Kuppelgebäude mit einem Innendurchmesser von 21 Metern bietet selbst im leeren Zustand einen imposanten Anblick. Der Fördervereins-Vorsitzende berichtet, dass sich zum „Tag des offenen Denkmals“ etwa 350 begeisterte Besucher im Kuppelsaal einfanden, obwohl bekannt war, dass der Refraktor ausgelagert ist. Zur Instandsetzung der 250 Tonnen schweren Kuppel gehört auch, dass die Drehung und der Beobachtungsspalt wieder voll funktionsfähig gemacht werden. 600000 Euro soll die Restaurierung des einzigartigen technischen Denkmals kosten. Das ist knapp bemessen, der Förderverein sucht daher weitere Sponsoren. Bei der Farbgebung des Rohres hat die Untere Denkmalbehörde ein Wörtchen mitzureden. Es wird wieder Graugrün sein wie schon bei der Einweihung in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. im Jahre 1899. In den fünfziger Jahren hatte das Rohr im Zuge der Beseitigung von Kriegsschäden das strahlende Zeiss-Weiß erhalten. Zur Hundertjahrfeier war es ein weiteres Mal mit neuer Farbe, die der endgültigen schon sehr nahe kam, versehen worden. Nach Abschluss der Restaurierung steht das Gerät der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. An einen Einsatz für Forschungszwecke ist nicht gedacht.

Günter Schenke

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