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Homepage: „Gewisse Form von Zensur“

Der AStA kämpft verärgert gegen das Entfernen studentischer Aushänge an der Uni

Die Stimmung zwischen dem AStA und der Hochschulleitung der Universität Potsdam ist gespannt. In diesem Semester häufen sich beim Studierendenausschuss AStA die Beschwerden von Studierenden. Grund ist die „Innovatives Marketing in Hochschulen“ GmbH (IHM), die die Exklusivrechte für die Vermarktung der Universitätsflächen besitzt. Das Unternehmen überschreite regelmäßig seine Kompetenzen und entferne studentische Aushänge, auch wenn diese eindeutig nicht kommerziell seien. Dies erklärte AStA-Referent Matthias Wernicke gegenüber den PNN. Einigen studentischen Initiativen wurde schriftlich mit rechtlichen Schritten gedroht, weil ihre Aushänge von der IHM oder dem Partner Jomiplak als kommerziell oder falsch platziert bewertet wurden.

„Das stellt vor allem die Fachschaftsräte vor große Probleme“, sagt AStA-Referent Wernicke. Sie könnten vielfach nicht mehr adäquat über ihre Angebote informieren. Als „eine gewisse Form von Zensur des öffentlichen Raumes“ kritisiert er das Verhalten der IHM. Das private Unternehmen verwalte die schwarzen Bretter und entscheide eigenmächtig darüber was als kommerziell entfernt werden dürfe. Auch die Aushänge von Fakultäten, Dozenten und Fachschaftsräten würden kontrolliert und wenn nötig gesäubert werden. Die schwarzen Bretter, wichtige Anlaufpunkte für alle Studierenden seien seit dem Beginn der Kooperation mit IHM im Herbst 2004 zugunsten von Werbeflächen drastisch reduziert und auf unwichtige Plätze abgeschoben worden.

Matthias Wernicke ist zuständig für Hochschulpolitik beim Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität. Die Studierendenvertretung dokumentiert alle Beschwerden und streitet mit IHM und Universitätsleitung um mehr studentische Flächen und Einhaltung der Regeln beim Entfernen von Aushängen. Verärgert erklärt Wernicke die momentane Lage. Die IHM vermarkte Universitätsflächen „von der Foyerwand bis zum Mousepad in den Computerpools“. Ausgenommen seien Unterrichtsräume, obwohl dort auch schon Verstöße dokumentiert sind. „Die Universität erhält dafür 15 Prozent des Nettoumsatzes als Provision.“ Außerdem profitiere die Hochschule optisch, denn die IHM ist vertraglich verpflichtet die Wände von falsch geklebter Werbung und Aushängen zu befreien. Dreimal in der Woche komme ein Mitarbeiter um zu kontrollieren und zu reinigen.

Der Aspekt der Sauberkeit und Personalersparnis spielt dabei für die Universität eine große Rolle. Auf eine Anfrage des AStA hatte die Universitätsleitung im August 2005 versichert, das Ziel der Kooperation sei in erster Linie die „Eindämmung des Wildwuchses an kommerzieller Werbung“. Diese werde nun in geordneter Form ermöglicht und dabei noch Reinigungspersonal eingespart. Die studentische Kritik an der Einschränkung des öffentlichen Raumes wies die Universitätsleitung zurück. Durch die strukturierte Bereitstellung von Flächen für studentische Veröffentlichungen ergebe sich „letztlich eine verbesserte Sicherung des öffentlichen Raumes.“

AStA-Referent Wernicke schüttelt den Kopf während er das Schreiben zitiert. Die IHM betreibe im Moment über 80 Flächen, darunter etwa 30 für Informationen von Studierenden. Die kommerziellen Flächen unterteilten sich in Angebotsflächen und Kulturflächen, die exklusiv von der Berliner Firma Jomiplak mit Veranstaltungshinweisen bestückt würden. „Diese Kulturflächen bleiben aber oft ungenutzt.“ Studentische Kulturaushänge dürften dort trotzdem nicht hängen. Wenn doch, dann drohen rechtliche Schritte.

Der studentische „Nilclub“ am Neuen Palais bekam im Dezember eine Mahnung. „Die Firma Jomiplak hat uns darin mit einem Anwalt und einer Vertragsstrafe gedroht“, so Finanzverwalter Tino Rothe. Die Nilclubbetreiber sollten in Zukunft dafür sorgen, dass ihre Veranstaltungsplakate nur auf den dafür ausgewiesenen Flächen hingen. Rothes schriftliche Anfrage um Erklärung wurde jedoch bis heute nicht beantwortet. Wahrscheinlich habe sich die Sache erledigt, denn seit dem letzten Gesprächstermin des Asta mit Universitätsleitung und der IHM habe sich die Lage ein wenig beruhigt. Auf dem Treffen zwischen den drei Parteien konnte der AStA einen Teilerfolg verbuchen, sagt Matthias Wernicke. „Die IHM hat angekündigt mehr Flächen für Studierendeninformationen zu schaffen.“ Im Gegenzug sollen die Studierendeninitiativen ihre Aushänge nun zwei Wochen im Voraus per E-Mail bei der IHM ankündigen.

Michael Krause

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