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Landeshauptstadt: Fünf Jahre Pause für Jagdschloss Starke Kontaminierung durch Insektizide

Am Stern - Die Belastung des Jagdschlosses Stern durch giftigen Staub, der auf die Behandlung mit DDT-haltigen Holzschutzmitteln zurückgeht, ist weitaus tiefgehender als bisher angenommen. Untersuchungen ergaben, dass damit während der Sanierungsarbeiten in den 80er Jahren nicht nur der Dachstuhl, sondern auch die Paneele im Festsaal und andere Holzteile im Erdgeschoss getränkt wurden.

Am Stern - Die Belastung des Jagdschlosses Stern durch giftigen Staub, der auf die Behandlung mit DDT-haltigen Holzschutzmitteln zurückgeht, ist weitaus tiefgehender als bisher angenommen. Untersuchungen ergaben, dass damit während der Sanierungsarbeiten in den 80er Jahren nicht nur der Dachstuhl, sondern auch die Paneele im Festsaal und andere Holzteile im Erdgeschoss getränkt wurden. „Wir stehen vor der neuen Situation, dass wir wegen des DDT-Einsatzes ein ganzes Schloss für das Publikum sperren mussten", erklärte Dr. Alfons Schmidt, der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, gegenüber den PNN. Bei DDT handelt es sich um einen schwerflüchtigen, chlorierten Kohlenwasserstoff, der krebserregend und erbgutverändernd ist. Die Schließung trifft auch den Förderverein Jagdschloss Stern und Parforceheide, der den 1730/31 in holländischer Backsteinbauweise errichteten einzigen Schlossbau des Soldatenkönigs ab Pfingsten 2004 wieder zugänglich gemacht hatte. Doch nach nur fünf Führungen kam das Aus wegen der Kontamination. Die Vereinsvorsitzende Dr. Christine Färber rechnet nicht mehr damit, dass das Baudenkmal innerhalb der nächsten fünf Jahre wiedereröffnet werden kann. Ihr Vorhaben, das Schlösschen durch Konzerte, Lesungen und Vorträge zu einem kulturellen Mittelpunkt im Stadtteil Stern zu machen, kann damit vorerst nicht umgesetzt werden. „Wir stehen ganz am Anfang", sagt auch der Stiftungs-Baudirektor. „Wir müssen umfangreiche Untersuchungen über das Ausmaß der Schädigungen führen." Erst danach könne entschieden werden, ob eine Sanierung an Ort und Stelle möglich ist oder ein Ausbau der Holzteile notwendig wird. Die Kosten dürften dann weit über den zunächst geschätzten 100000 Euro liegen. Die bisher bekannten Verfahren zur Sanierung haben sich als ungeeignet erwiesen. Sie lassen die hellen Paneele nachdunkeln und verändern deren Oberfläche. Dies kann aus denkmalpflegerischen Gründen nicht akzeptiert werden. Deshalb müsse wahrscheinlich ein neues Verfahren entwickelt werden. Die Stiftung will zu dem Problem u.a. Dr. Gesa Haroske konsultieren, die in Wismar ein Ingenieurbüro für Bautenschutz leitet und auf ihrem Spezialgebiet Lehrbeauftragte an der Universität Rostock ist. Ihr Büro hat vor allem in norddeutschen Schlössern und Herrenhäusern Erfahrungen mit der Entgiftung gesammelt, so durch Beschichtung der betroffenen Oberflächen. „Für jedes Objekt liegen die Probleme anders", erklärt Gesa Haroske. „Deshalb muss ,wie in jedem Fall, für das Jagdschloss eine individuelle Lösung gesucht werden." Sie schließt nicht aus, dass doch eines der bekannten Verfahren und Mittel genutzt werden kann. Dies setze jedoch genaue Untersuchungen voraus. Das Ende der 30er Jahre von dem Schweizer Paul Müller entdeckte Insektizid DDT war zunächst als für den Menschen unbedenklich eingestuft und als bedeutender Fortschritt in der Schädlingsbekämpfung gefeiert worden. Müller erhielt dafür den Nobelpreis. Heute ist DDT, das in der DDR noch bis 1988 angewandt wurde, als Nervengift weltweit verboten. Durch Einatmen oder Hautkontakt kann es bei Menschen Schwindel und Lähmungen auslösen. Die bisherigen Besucher des Jagdschlosses müssen jedoch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen befürchten, da die Konzentration des Giftes relativ gering ist.Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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