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Homepage: Eingefrorene Wasserrohre Leseraktion: Fragen an die Potsdamer Polarforscher

POST AUS DEM EIS Potsdamer Polarforscher arbeiten das ganze Jahr über in der Koldewey-Station auf Spitzbergen, auch in der dunklen und kalten Zeit der Polarnacht. Wie kommen sie zurecht mit der Einsamkeit, der Kälte, den Monaten ohne Tageslicht?

POST AUS DEM EIS Potsdamer Polarforscher arbeiten das ganze Jahr über in der Koldewey-Station auf Spitzbergen, auch in der dunklen und kalten Zeit der Polarnacht. Wie kommen sie zurecht mit der Einsamkeit, der Kälte, den Monaten ohne Tageslicht? Den PNN schicken sie regelmäßig eine Botschaft aus dem Eis. 12. bis 20. Januar: Der Jahresbeginn war für uns mit Temperaturen um den Gefrierpunkt sehr warm. Doch die Wärmeperiode dauerte nur eine Woche, kurz danach hatte uns die arktische Kälte mit Werten zwischen –20 und –25°C wieder. Diese tiefen Temperaturen sind für den Ort Ny-Ålesund, die Infrastruktur wie Wasserleitungen, Autos und das Kraftwerk nicht ganz einfach. Zunächst war die Wasserzuführung zu dem Dieselkraftwerk, das den ganzen Ort mit Strom und Fernwärme versorgt, eingefroren. Die Mitarbeiter von Kings Bay, der Firma, die Ny-Ålesund „betreibt“, mussten eine Ersatzleitung legen. Diese Leitung versperrt nun eine der Straßen durch das Industriegebiet des Ortes. Kings Bay sorgt auch dafür, dass vierundzwanzig Stunden am Tag ein Handwerker als „Wachmann“ telefonisch erreichbar ist. Er soll sich dann um alle wichtigen Probleme, die besonders im Winter dem Ort drohen, kümmern: Wasserrohrbrüche, Feuer, Eisbären. Nicht nur der Wachmann, sondern alle Handwerker hatten in der vergangenen Kälteperiode gut zu tun: Im Erdgeschoss der im Winter unbewohnten Rabot-Station – Teil der gemeinsamen deutsch-französischen Forschungsplattform – kam es zu einer kleinen Überschwemmung, nachdem eine Abwasserleitung eingefroren war. Das Abwasser der benachbarten chinesischen Station stieg dabei bis auf einige Zentimeter Höhe in einige der Lager- und Nasslaborräume. Zum Glück wurde der Schaden rechtzeitig bemerkt, weil das Wasser in der bewohnten chinesischen Station nicht ablief. In einer Aktion, die sich die ganze Nacht hinzog, konnte der Schreiner und der Elektriker die Leitung auftauen und die feuchten Räume trocken legen. Letztendlich ging alles glimpflich aus. Bisher auch nicht mehr als eine „Unannehmlichkeit“ sind die in der vergangenen Woche nur einen Kilometer vom Ort entfernt gesichteten Eisbärspuren. Ganz in der Nähe des Flugplatzes, also dort, wo wir uns auch einmal in der Woche befinden, um Stationsgäste in Empfang zu nehmen oder zu verabschieden, hat ein Eisbär die japanische Forschungsstation mit wenigen Metern Abstand passiert. Für uns im Ort bedeutet das erheblich erhöhte Aufmerksamkeit. Beim Verlassen der Häuser blicken wir uns nun erst einmal um, und auch zwei große Flutlichtscheinwerfer wurde an einer zentralen Stelle unserer Siedlung eingeschaltet. Trotz Eisbärwarnung haben wir in der vergangenen Woche eine weitere Exkursion zu einer Messstation außerhalb des Ortes vorgenommen. Anders als bei unserem ersten Scooterausflug vor drei Wochen, bei dem wir fast eine Stunde damit beschäftigt waren, die Schneescooter aus ihrem Halbjahresschlaf zu wecken, ist nun Routine eingekehrt. Während die Zweitaktmotoren der Raupenfahrzeuge warm laufen, packen wir uns dick ein und suchen die benötigten Hilfsmittel zusammen. Diese Exkursion hat uns zur „Bayelva“-Station in der Nähe eines Schmelzwasserflusses geführt, der im Winter natürlich komplett gefroren ist. An dieser Station misst unsere Potsdamer Kollegin Dr. Julia Boike seit mehreren Jahren den Wärmefluss im Tundraboden. Bei der Rückfahrt von dieser Exkursion, die uns abseits der häufig benutzen Scootertrassen geführt hat, konnten wir feststellen, wie gut es ist, ein GPS-Gerät zur Navigation dabei zu haben. Sind nämlich die Lichter des Ortes hinter einem Hügel verschwunden, dann fällt es sehr schwer, die Orientierung zu behalten. Da wächst unser Respekt vor den Leistungen der frühen Polarforscher, die ohne solch moderne Errungenschaften wie Satellitentelefon, Funk oder GPS es bis zum Nord- und Südpol und auch häufig wieder gesund zurück geschafft haben. Nun haben wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der PNN, über fast zwei Monate hinweg von unserem Leben an der Polarforschungsstation „Koldewey“ des Alfred-Wegener-Instituts berichtet. Wir konnten Ihnen dabei sicher nicht alle Aspekte unseres Lebens in der faszinierenden Natur Spitzbergens und in der Dunkelheit der Polarnacht nahe bringen. Daher werden wir im letzten Teil unserer Serie in der nächsten Mittwochsausgabe der PNN Fragen von Ihnen an uns beantworten. Bitte schicken Sie ihre Fragen und Kommentare bis zum kommenden Sonntag per E-Mail an koldewey-pnn@web.de. Dr. Jens Kube, Stationsleiter

Dr. Jens Kube, Stationsleiter

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