zum Hauptinhalt

Homepage: Eine Biomaschine

Uni-Kunststudenten probierten sich im Skulpturenbau: Ausstellung am Griebnitzsee

Uni-Kunststudenten probierten sich im Skulpturenbau: Ausstellung am Griebnitzsee Von Marion Hartig Sie werden an einem edlen Ort präsentiert, die ersten Versuche der Uni-Lehramtsstudenten in dreidimensionaler Kunst. Die großformatigen weißen Gipsarbeiten, die rostmetallenen Figuren und das Gerüst mit dem Fernseher und dem Oberkörper darin stehen auf Sperrholzquadern im Lichthof von Haus 1 am Griebnitzsee. Marmor überall, viel Platz und Tageslicht. Hin und wieder spazieren plaudernde Studenten durch die fremdartigen Körper und gucken sich um. Ein Zweisemesterwochenstunden-Kurs plus Freizeit blieb den Studenten aus dem Grundstudium für ihre Werke, für das Erlernen von antragender und abtragener Technik, angewendet auf die Materialien Metall oder Gips. Ein Semester ist nicht viel Zeit für ein Handwerk, sagt Dozentin Claudia Güttner. Deshalb hat sie weniger Wert auf den Inhalt als auf die Form des Endproduktes gelegt und ein Thema gewählt, das viel Freiraum lässt und doch ein bestimmtes Ziel vorgibt: „Biomaschine“, die Verbindung von Technik und Natur, von Präzision und Makel, von Organischem und Synthetischem. Einige der Studenten haben sich dann auch nur sehr locker an das Thema gehalten. Die Metallskulptur von Ulrike Otto gehört zu den schönsten der Ausstellung. Um eine Metallstange hat sie verschieden große Ringe gelegt, die mal der Größe nach ansteigen, mal abfallen. Nur eine „Biomaschine“ findet man in der ästhetischen Plastik nicht wieder. Genauso wenig wie in der Arbeit von Nadine Franz, einem asymmetrischen, zweigeteilten Körper aus Gips und Styropor, mit einer Oberfläche, die so glatt und weich scheint, dass man darüber streichen möchte. Andere Studenten wiederum haben sich ganz und gar auf die „Biomaschine“ eingelassen. Da ist die Arbeit „Innere Stabilität“ von Anja Hampel. Ein umgedrehter Fuß aus Gips und Styropor. Man kann das Innenleben sehen, weiße rechteckige Ausbuchtungen, die nach Maschinenteilen aussehen. Zusammen, so kann man sich vorstellen, machen diese kleinen Bestandteile das Funktionieren der „Maschine Fuß“ möglich. Und da ist „Urmütter“, eine an eine Schnecke erinnernde Figur, ebenfalls aus Gips und Styropor, die durch ihre geriffelte Oberfläche und ihre weiche Form auffällt. Die Mutter als Gebärmaschine, das hat sich die zukünftige Kunstlehrerin bei ihrer Arbeit gedacht, erklärt Dozentin Güttner. Blickfänger im Mittelpunkt der Schau sind die bewegten Bilder von Björn Wisnewski. Von weitem sieht sein mediales Werk wie eine Menschengestalt aus, das Männergesicht auf dem Bildschirm, der schwarze Puppen-Oberkörper darunter. Auf dem Boden liegt ein Haufen Asche. Darunter steht ein Videogerät, das zusammengeschnittene Fernsehbilder auf den Monitor spielt: Ausschnitte eines Musikvideos, ein Boxkampf, ein schickes Auto, ein Eishockeyspiel, Aktienmärkte, eine nackte Frau und Max Raabe, laufen am inneren Auge des Mannes vorbei. Seine Lider hat er zunächst geschlossen, dann blinzelt er, reißt die Augen plötzlich auf und verzerrt seinen Mund zu einem stillen, grausamen Schrei. Reizüberflutung. Er hat offensichtlich genug von der Welt. Für einen Augenblick funktioniert er, der Mensch, nicht mehr – bis die Endlosschleife wieder am Anfang einsetzt. Eine Biomaschine. Bis 29. Januar, Mo bis Fr 7 bis 20 Uhr, Sa 17 bis 13 Uhr, Uni am Griebnitzsee, Haus 1

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false