zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Ein Familienfest des Sports

Jung und Alt wurden geehrt und feierten im künftigen Fußball-WM-Hotel

Es hatte schon etwas Anrührendes, wie Lothar Janzen so zwischen all den jungen Leuten stand. Janzen, seit seiner frühesten Jugend Gewichtheber aus Passion und die Bescheidenheit in Person, wurde am Sonnabend auf dem 8. Potsdamer Stadtsportball als „Potsdamer Seniorensportler des Jahres 2005“ geehrt. Als der zuvor noch völlig ahnungslos ins Seminaris-Seehotel gekommene fast 82(!)-Jährige anschließend zum Gruppenfoto gemeinsam mit „Potsdams Nachwuchssportlern des Jahres“ (siehe rechts nebenstehend) gebeten wurde, war ihm das fast zu viel des Aufhebens. „Als mir die Fotografen erklärten, ich solle mich zwischen die jungen Mädchen stellen, dachte ich so bei mir: Ach, die wollen doch lieber einen jungen feschen Kerl in ihrer Mitte “

Dabei hat Lothar Janzen überhaupt keinen Grund, sein Licht unter den Scheffel zu stellen; im Gegenteil. 1942 wurde er Gebietsmeister Danzig-Westpreußen, nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte er als langjähriger Trainer zu einem der Väter des Potsdamer Gewichthebersports, 1991 schließlich stellte er sich selbst wieder auf die Heberbühne, um fortan bei den Senioren zahlreiche WM- und EM-Medaillen zu gewinnen. Janzens späte Sternstunde war sein Weltmeistertitel 1997 im polnischen Koszalin, im vergangenen Jahr wurde er auch Europameister. Erst danach legte der rüstige Rentner, der sich nach wie vor als Presseverantwortlicher in seinem Athletic-Club ehrenamtlich engagiert, die Hantel aus der Hand – nach 65 Wettkampfjahren.

Das heißt, ganz nicht, denn der 1,66 Meter große Athlet kann immer noch nicht endgültig vom Eisen lassen. „Ich trete jetzt aber ein bisschen ruhiger. Ich schaffe ja auch nicht mehr so viel, kaum mehr als 50 Kilo im Stoßen“, erzählte Janzen auf dem Stadtsportball den 350 Gästen aus Sport, Politik und Wirtschaft. Die staunten nicht schlecht und beklatschten den „Oldie“ ebenso wie die ausgezeichneten „Youngster“, ehe sie sich lukullisch labten. Die Mitarbeiter des Seminaris-Seehotels, während der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft Domizil der ukrainische Nationalmannschaft, werden im Sommer von einem Koch aus der Ukraine unterstützt und büffeln bereits ukrainische Vokabeln. Hotelchef Hartmut Pirl geht mit gutem Beispiel voran und wünschte den Ball-Besuchern am Samstagabend „Prijadnowo apetita“ („Guten Appetit“) für das Büfett ohne ukrainische Spezialitäten. Später wurde bei den Klängen der „Big Beat Boys“ das Tanzbein geschwungen. Die letzten Gäste fanden erst früh um halb drei den Heimweg, nach einem erneut gelungenen Familienfest des Potsdamer Sports.

Als jüngster Ballgast mittenmang war lange auch der mit einem Sonderpreis bedachte Max Radke. Seit bereits fast fünf Jahren ist der heuer neunjährige Nachwuchsschwimmer im nassen Element zu Hause. Wie man so schnell werde wie er, fragte ihn der gekonnt locker durch den Abend moderierende Antenne-Brandenburg-Sportreporter Klaus Herber – „Üben, üben, üben“, antwortete Radke, dessen Lieblings-Schulfach Mathe ist. Am Sonnabend war er mit seinen Eltern Gundula und Karsten ins Seminaris-Seehotel gekommen, wo er sich sichtlich (fast) ebenso wohl fühlte wie im Wasser. Dass er noch so wachsen werde wie Potsdams Schwimm-Idol Jörg Hoffmann (1,97 Meter), glaubt das derzeit 1,50 Meter große Talent nicht. „Aber Weltmeister und Olympiasieger will ich werden.“

Als Max Radtke von Lothar Janzens Alter und Erfolgen erfuhr, meinte er: „Alle Achtung!“ Er selbst werde mit 80 sicher keinen Sport mehr treiben, „höchstens Billard oder Minigolf.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false