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Landeshauptstadt: Draht zum Himmel über Photovoltaik

Erlöserkirche: Sonnenkollektoren, Spendensammlung im Turm, deutlicher Gemeindemitgliederzuwachs

Erlöserkirche: Sonnenkollektoren, Spendensammlung im Turm, deutlicher Gemeindemitgliederzuwachs Kirchen beherrschen seit Jahrhunderten die Silhouetten unserer Städte und Dörfer. Sie sind Zeugen einer geistig-kulturellen Entwicklung und offenbaren die Vielfalt des religiösen Lebens unterschiedlicher Konfessionen. Das gilt auch für die Landeshauptstadt Potsdam und ihre eingemeindeten Dörfer. Was aber geschieht heute in diesen Kirchen? Was bewegt die Menschen, die sich in einer Kirche zusammenfinden? Die PNN-Serie „Kirchliches Gemeindeleben“ geht diesen Fragen nach und versucht ein Bild zu zeichnen vom Engagement in den Kirchen der Stadt und ihrer neuen Ortsteile. Sie berichtet auch vom Zusammenspiel verschiedener christlicher Strömungen , die sich in der Ökumene wiederfinden. Heute: Die Erlöserkirche. Von Nicola Klusemann Er ist – neben seiner Berufung – ein Öko-Energie-Pfarrer. Für alternative Stromgewinnung und günstige Energiepreise mit Ökocent schlägt sein Herz. Darum hat Konrad Elmer-Herzig bereits vor drei Jahren Photovoltaikzellen auf das Gemeindehaus der Erlöserkirche anbringen lassen und hat erst vor wenigen Wochen mit der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) einen „Kirchentarif“ ausgehandelt. Der garantiert allen Potsdamer Christen günstigeren Strom. Das alles will der engagierte Protestant aber gar nicht in den Vordergrund gestellt wissen. Das sei ja nur „der Spleen“ eines einzelnen, erklärt Elmer-Herzig, während er die Faxe mit den Traifwechselwilligen sortiert. Die Erlösergemeinde mit ihrer im wahrsten Sinne herausragenden Kirche, die seit ihrer Gründung vor über hundert Jahren immer den Mittelpunkt von Potsdam-West bildete und während der Nazi-Zeit zur bekennenden Kirche gehörte, verzeichnet deutlichen Zuwachs. Insgesamt sind es jetzt 2400 Gemeindemitglieder – Tendenz steigend. Sein Zuständigkeitsgebiet, das er sich mit Pfarrer Martin Kwaschik teilt, umfasse neben der Erlöserkirche auch die Heilig-Kreuz-Gemeinde und die Gemeinde in Geltow. Dass die Gemeinde wächst, führt der Pfarrer auf das Bevölkerungswachstum in der Brandenburger Vorstadt und Potsdam-West zurück. Unter den Zuzüglern seien viele aus den alten Bundesländern, die hier auch eine neue Glaubensgemeinschaft suchten. Der Zuzug führe auch zu einer Häufung „konfessionsverbundener Ehen“. Elmer-Herzig selbst ist mit einer Katholikin vom Niederrhein verheiratet und möchte jetzt mit seiner Frau einen Hauskreis für solche gemischten Ehen gründen. Auch sonst stehen, neben der üblichen Gemeindearbeit, interessante Zirkel auf dem Programm. An jedem letzten Montag im Monat wird im Philosophie-Kreis Platon diskutiert. Des weiteren gibt es u.a. einen Frauen-, Grafik-, Meditations- und Seniorenkreis. Und ganz wichtig: Musik werde in der Gemeinde groß geschrieben. So lange noch nicht die neue Orgel in der Friedenskirche aufgebaut sei, sei der Klangkörper in der Erlöserkirche aus der Schuke-Werkstatt die beste Orgel der Stadt. Nur für einen eigenen Kantor reiche das Geld nicht. Darum gründete sich ein Förderverein, der das Gehalt für den künstlerischen Leiter der Potsdamer Kantorei alljährlich aufbringe, der zugleich den Neuen Kammerchor Potsdam und das an der Erlöserkirche beheimatete Neue Kammerorchester leitet. Auch die Kinder und Jugendlichen werden bei der Erlösergemeinde an die Musik herangeführt. So gebe es die musikalische Früherziehung, den Kinder- und den Jugendgospelchor. Seit Konrad Elmer-Herzig 1995 sein Amt als Pfarrer in der Erlösergemeinde antrat, drücken ihn die Schulden. Als gleich nach der Wende mit der Sanierung des über 70 Meter hohen Kirchturms begonnen wurde, stellte man fest, dass eine Luftmine im Zweiten Weltkrieg den Baukörper gefährlich versetzt hatte. Zwei Millionen DM waren für die Instandsetzungsarbeiten erforderlich. Die Gemeinde nahm einen Kredit auf – mit einer jährliche Belastung von 40000 Euro. Für die Erhaltung der Erlöserkirche hat sich auch ein Förderverein gegründet. Bei Turmbesteigungen im Sommer sammelt er Eintritt und Spenden und informiert über die Fortschritte im Innenraum der Kirche, dessen noch ausstehende Sanierungsarbeiten der Pfarrer mit einer weiteren Million Euro beziffert. Der dritte Förderkreis kümmert sich um den Kindergarten der Erlöserkirche. Damit Menschen mit Behinderung – nebenan ist das Altenpflegeheim Hasenheyer-Stift – auch ohne größere Hilfe in die Kirche gelangen können, hat die Gemeinde jetzt einen Rollstuhllift an den Eingang zum Kirchenschiff bauen lassen. Geplant sei auch ein behindertengerechter Aufzug am Gemeindehaus. Hier finden u.a. im Winter die Gottesdienste statt.

Nicola Klusemann

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