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Landeshauptstadt: Die Stimmen der Opfer

Neuer Verein zur Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte gegründet

Neuer Verein zur Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte gegründet Die Namen Bob Bahra, Carola Stabe, Manfred Kruczek und Hendrik Röder sind den Potsdamern aus der Bürgerbewegung und der Aufarbeitung der Zeitgeschichte bekannt. Die vier bilden den Vorstand des am Donnerstagabend im „Lindenhotel", dem ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis, gebildeten Vereins „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte im Land Brandenburg". Die elf Gründungsmitglieder sind der Auffassung, dass die Erfahrungen der Opfer des SED-Regimes zu wenig erforscht und dargestellt werden. Im Schulunterricht spiele die Auseinandersetzung mit den totalitären Strukturen der Vergangenheit so gut wie keine Rolle mehr. Carola Stabe berichtete, dass im Vorjahr ein Schülerprojekt der Potsdamer Stasi-Unterlagenbehörde zu Zivilcourage in der DDR teils massiv behindert wurde. Nur elf von 450 angeschriebenen Schulen nahmen an dem Wettbewerb teil, in Jüterbog wurde die Teilnahme sogar abgesagt, da dadurch die Namen von Stasi-Spitzeln bekannt werden könnten Bahra, der wegen seines Protestes gegen den Einmarsch Warschauer Pakttruppen in Prag 1968 zu eineinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war, spricht angesichts der milden Gerichtspraxis gegenüber den Tätern von einer „kalten Amnestie", die die „gesellschaftliche Amnesie“ fördere. Diesem Vergessen will der Verein entgegensteuern. Er verstehe sich aber nicht als Instrument der Rache, sondern suche die sachliche Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte bis hin zum Dialog mit den Tätern. Das Forum, für den Bahra den Kurznamen „forauf" vorschlug, will dazu eine Zeitzeugenkartei und ein Fotoarchiv aufbauen, das den Namen des verstorbenen Potsdamer Bürgerrechtlers Rudolf Tschäpe tragen soll. Gesammelt werden Lebensberichte von Verfolgten, Fotos und Kunstwerke zum Thema Repression. Durch Projekte, vor allem in Schulen, Wanderausstellungen, Internet-Veröffentlichtungen u.ä. sollen diese Ziele umgesetzt werden. Bahra erklärte, dass Kenntnisse über das Wechselspiel zwischen „ideologischem Fundamentalismus“ der Herrschenden und dem „Opportunismus eines Staatsvolkes“ in der DDR den heranwachsenden Generationen wichtige „Erkenntnisse für unsere moderne und demokratische Gesellschaft“ vermitteln können. Seine Unterstützung zugesagt hat dem jungen Verein der Bildhauer Wieland Förster, der in der DDR-Zeit selbst als Dissident in Haft war. Vom ihm stammt die Skulptur „Das Opfer" im Innenhof des ehemaligen Stasi-Gefängnisses. Erhart Hohenstein Kontakt: Carola Stabe, Tel.: (0331) 9793730

Erhart Hohenstein

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