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Landeshauptstadt: Bezahlen mit Potsdamer Regionalgeld Initiative PING will lokale Währung einführen

Die Potsdamer könnten ihre Brötchen möglicherweise bald mit ihrer eigenen Währung bezahlen. Im September des vergangenen Jahres hat sich die Potsdamer Initiative Neutrales Geld (PING) gegründet.

Die Potsdamer könnten ihre Brötchen möglicherweise bald mit ihrer eigenen Währung bezahlen. Im September des vergangenen Jahres hat sich die Potsdamer Initiative Neutrales Geld (PING) gegründet. „Unsere Idee ist es, so genanntes Regionalgeld einzuführen“, sagt Uwe Kellermann, Mitbegründer von PING. Neben dem Euro könnte es ab Herbst 2005 eine Komplementärwährung geben, mit der beispielsweise in Lebensmittelgeschäften, Buchläden, Boutiquen, bei Steuerberatern, in Hotels gezahlt werden kann und mit der perspektivisch vielleicht sogar Steuern beglichen werden können. Das erworbene Geld muss in der Region ausgegeben werden, ansonsten verliert es pro Quartal zwei Prozent seines Wertes. „Man müsste dann beispielsweise Marken kaufen, um es wieder aufzuwerten“, so Kellermann. Der Differenzbetrag wäre für die anfallenden Verwaltungskosten nötig. Diese Tatsache spornt dazu an, das Regionalgeld schnell wieder auszugeben. In der Summe der Handelsbewegungen vervielfacht dies den Umlauf, wodurch tatsächlich Wertschöpfung stattfindet. Es wird mehr produziert, repariert, gehandelt, beraten als mit derselben Menge in Euro vorher. Perspektivisch könnten so neue Firmen entstehen, Kultur und soziale Projekte würden gestärkt sowie Arbeitsplätze in der Region geschaffen, meint Johanna Lesch, ebenfalls Mitbegründerin von PING. Täglich gebe es weltweit eine „gigantische Umverteilung von gesellschaftlich erarbeitetem Reichtum“, meint Uwe Kellermann. Diese führe einerseits zu einer dynamisierenden Überschuldung von Unternehmen, privaten und öffentlichen Haushalten, andererseits zu stetig wachsenden Geldvermögen in immer weniger Händen. Folgen dieser Entwicklung seien unter anderem die Vernachlässigung ökologischer und nachhaltiger Wirtschaftskriterien, der Rückgriff auf billige Arbeitskräfte in so genannten Billiglohnländern oder auch Steuerflucht. Bereits Anfang der 30er Jahre versuchte Michael Unterguggenberger, Bürgermeister des österreichischen Ortes Wörgl, mit Hilfe von so genannten Arbeitsbestätigungsscheinen die Wirtschaft anzukurbeln. Seine Idee geht auf die Lehren des Wirtschaftsexperten Silvio Gesell und seiner Lehre von der Freiwirtschaft zurück. Damals war Wörgl verschuldet, konnte seine Außenstände nicht tilgen und hatte eine hohe Arbeitslosigkeit. Unterguggenberger ließ so genannte Arbeitsbestätigungen in Höhe von ein, fünf und zehn Schillingen drucken. Jeden Monat musste der Wert des Scheines mit einem Prozent seines Wertes verlängert werden. Durch die Einnahmen konnte die Stadt ihre Schulden begleichen und beispielsweise in Straßenbau und Skischanze investieren. In Deutschland existieren seit einigen Jahren Regionalgeld-Initiativen beispielsweise im Chiemgau, Bremen und Berlin. Die Konzentration auf die regionalen Wirtschaftskreisläufe habe aber nichts mit nationalistischen Denkweisen zu tun. Der Arbeit der Initiative liegen „menschliche und demokratische Werte, wie Würde, Toleranz und Gewissensfreiheit zu Grunde“, sagt Uwe Kellermann. Parallel zur Einführung des Regionalgeldes in Potsdam und seinem Umland plant die Initiative, die derzeit aus neun Mitgliedern besteht, unterschiedliche Vortrags- und Seminarreihen. U. Strube Kontakt zu PING über E-Mail an uwekellermann@potsdam.de

U. Strube

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