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Aus dem GERICHTSSAAL: Bewährung Nummer zwei

Annoncen-Bekanntschaft um über 1600 Euro geprellt

Weil er notorisch schwarz fuhr, kassierte Henry H.* (45) bereits 2005 vier Monate auf Bewährung. Gestern erhielt der Arbeitslose wegen Computerbetruges in 22 Fällen eine Gesamtstrafe von zehn Monaten. „Ich gebe Ihnen eine allerletzte Chance, obwohl Sie zur Tatzeit noch unter Bewährung standen“, betonte Amtsrichterin Ahle. Lässt sich der gebürtige Brandenburger die nächsten drei Jahre nichts zuschulden kommen, kann er die Freiheit weiter genießen. „Sie haben das Vertrauen Ihrer Bekannten schändlichst missbraucht. Dass Sie ihr das Geld zurückzahlen, dürfte klar sein“, so die Vorsitzende. Außerdem muss der Mann mit dem abgebrochenen Pädagogik-Studium 150 Stunden unentgeltlich arbeiten.

Der auch schon wegen Diebstahls und Unterschlagung Vorbestrafte gab sich reumütig. „Ich hätte ja längst angefangen, die Schulden bei meiner Bekannten abzuzahlen. Aber dann klappte es mit einer Arbeit nicht, die ich in Aussicht hatte“, berichtete Henry H. „Man sagte mir, ich sei zu alt.“

Für eine neue Liaison war er offenbar fit genug. Henry H. gab eine Annonce auf, lernte im März 2007 Silvia S.* (44) kennen, verbrachte bald die Wochenenden bei ihr. Die allein lebende dreifache Mutter glaubte, das große Los gezogen zu haben. Doch schnell kam die Ernüchterung. Während Silvia S. zur Kur in Wandlitz weilte, plünderte Henry H. ihr Konto. Knapp zwei Dutzend mal hob er zwischen dem 26. Mai und dem 14. Juli vorigen Jahres in Potsdam und Bernau Beträge zwischen 20 und 150 Euro vom Guthaben der Rollstuhlfahrerin ab, insgesamt 1662 Euro. Einen Teil des Geldes verbrauchte er für sich, den Rest für Geschenke, die er der Frau machte. Die ahnte natürlich nicht, dass die Blumenpräsente, das Handy, Konfekt oder die Gaststättenrechnungen von ihrem Geld beglichen wurden. „Ich wurde erst stutzig, als ich meine Gasrechnung per Oneline-Banking bezahlen wollte“, erzählte die als Zeugin Geladene. „Mein Konto war leer. Das konnte eigentlich nicht sein.“

„Ich habe die ec-Karte aus der Tasche meiner Bekannten genommen. Die Geheimnummer war auch dabei“, gestand Henry H. „Silvia hat immer Geld von mir verlangt, wenn ich sie in Wandlitz besuchte.“ Aus Angst, die Frau zu enttäuschen, habe er sie in dem Glauben gelassen, er sei der edle Spender. „Aber ich hatte ja selber kaum etwas.“ Einmal – so der Angeklagte – habe er allerdings auch eine Pumpe für das Regenfass von Silvia S. gekauft, ein anderes Mal ihren Rasenmäher betankt.

„Was passiert ist, tut mir leid“, beteuerte Henry H. „Ich werde die Summe so schnell wie möglich zurückzahlen.“ Dass er sich schämt, der von ihm Geprellten unter die Augen zu treten, war offensichtlich. Während Silvia S. im Gerichtsflur auf den Beginn des Prozesses wartete, hielt der Angeklagte den größtmöglichen Abstand zu ihr. Nach der Verhandlung verließ er den Raum beinahe fluchtartig. (*Namen geändert.) Hoga

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