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Landeshauptstadt: „Basisdesinteressierter Niedergang des Sports“

Die Sportstättennutzungsgebühr ist nur ein Plan, könnte aber schon heute gekippt werden

Die Sportstättennutzungsgebühr ist nur ein Plan, könnte aber schon heute gekippt werden Von Michael Erbach Der Tenor ist eindeutig: Die von der Stadtverwaltung ins Gespräch gebrachte Sportstättennutzungsgebühr in Höhe von jährlich 35 Euro je volljährigem Mitglied wird von Potsdams Freizeitsportlern abgelehnt. In Briefen an den Fachbereich Schule und Sport der Verwaltung ist vom drohenden „Niedergang des Sports“ die Rede, davon, dass es nach einer Gebührenerhebung zum massenhaften Austritt von Mitgliedern kommen werde, was die Sicherung der Nachwuchsarbeit gefährde. „Unqualifiziert“ und „basisdesinteressiert“ sei das, was der Fachbereich plane. Sportbeigeordnete Gabriele Fischer verweist darauf, dass der Brief mit dem Vorschlag für eine solche Gebühr – er ging vor Weihnachten an alle Vereine, die städtische Sportanlagen nutzen – nur ein erster Vorschlag gewesen sei. Zudem noch mit Pannen versehen: So bekam auch der Wanderverein ein solches Schreiben. Alle über 18-Jährigen zahlen zu lassen, sei der einfache Weg, sagt Fischer, „aber doch ungerecht, da die einzelnen Vereine die Anlagen unterschiedlich nutzen“. Es gebe auch andere Möglichkeiten, „die ich gerne diskutieren würde – aber bislang ist es dazu noch nicht gekommen“. Fischer weiß, dass die kostenlose Nutzung der Sportstätten ein wichtiges Element zur Förderung des Sports ist, da die Sportfördersatzung den Vereinen der Stadt lediglich etwas mehr als 160 000 Euro jährlich zubilligt. Dagegen stünden Betriebskosten für die Sportstätten in Höhe von 2,3 Millionen Euro – „ein Betrag, von dem wir wegkommen müssen“. Zwar hätten sich die Vereine im letzten Jahr in einem „Akt der Solidarität“ mit rund 24 000 Euro an den Betriebskosten beteiligt, doch das mache lediglich ein Prozent der tatsächlichen Kosten aus. Da in anderen Städten eine Sportstättennutzungsgebühr bereits Praxis sei, habe man sich entschlossen, dies auch in Potsdam diskutieren zu wollen. Bislang gibt es noch keine Beschlussvorlage, allerdings sei es Ziel, die geänderte Sportanlagennutzungs- und Vergabeordnung im März oder April einzubringen, sagt Fischer. Sie kann sich einen Kompromiss vorstellen, „doch bislang fehlen dafür die Vorschläge der Vereine“. Die Beigeordnete appelliert an die Mitverantwortung der Vereine. So könnten sich Vereine an der Reinigung der Anlagen beteiligen, durch Maßnahmen den Wasserverbrauch reduzieren helfen oder die Sportstätten gleich in Eigenregie übernehmen. Fischer: „Es muss gemeinsames Ziel sein, von den hohen Betriebskosten wegzukommen.“ Die von ihr gewünschte Diskussion könnte aber schon heute beendet sein – wenn der Antrag der PDS, auf die geplante Gebührenerhebung zu verzichten, eine Mehrheit findet. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Michael Erbach

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