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Landeshauptstadt: Ausstehende Entscheidung bereits gefallen

Bei der Diskussion um den Schulentwicklungsplan geht es auch um Schadensbegrenzung. Und um die Senkung der Klassenzahlen.

Bei der Diskussion um den Schulentwicklungsplan geht es auch um Schadensbegrenzung. Und um die Senkung der Klassenzahlen. Von Jan Brunzlow Einzelne Blätter liegen geordnet auf den jeweiligen Häufchen. Jede Statistik hat ihren Platz: Einzugsgebiete von Schulen, Schülerzahlen und Prognosen. Vom Chaos, das derzeit wegen der drohenden Schulschließungen in Potsdam herrscht keine Spur. Zumindest im Büro des Potsdamer Schulverwaltungsleiters Karl Ofcsarik. Er sitzt vor der Aktenwand, trinkt zwei Tassen koffeinfreien Kaffee, referiert über Schülerzahlen und deren Auswirkung auf das Bildungssystem und lehnt sich zurück. Er wirkt entspannt in einer Zeit der Anspannung, in der mehr als die vier angedachten Schulen vor dem Aus stehen. Seine Arbeit ist getan, der „Schulentwicklungsplan 2004 - 2009“ ist fertig, die Schulkonferenzen beendet. Nun liegt die Entscheidung bei den Stadtverordneten. Und sollten die sich nicht zu Schließungen durchringen, beim Schulamt in Brandenburg an der Havel. Doch dann, so Ofcsarik, „kommt die Stunde der Wahrheit“. Drei der vier von der Schließung bedrohten Schulstandorte sind noch in der Diskussion. Sollen sie erhalten, mit anderen Schulen vernetzt oder die Klassenzahlen an vielzügigen Schulen zu Gunsten von der Schließung bedrohter Einrichtungen abgesenkt werden? Geprüft wird, was für das Espengrund-Gymnasium sowie die Gesamtschulen Marie-Curie und Rosa Luxemburg noch möglich ist und was nicht. Der vierte Standort, die Ernst-Haeckel-Schule, kämpft dagegen bereits um die bestmögliche Variante der Schließung. Inzwischen scheinen die vier verbleibenden Klassen im kommenden Schuljahr der Schule 9, der Voltaire-Gesamtschule zugeordnet zu werden. Die Schließung, so Ofcsarik, sei auf Grund dramatisch sinkender Schülerzahlen in der Sekundarstufe I in den kommenden beiden Jahren nötig. Zur Standortsicherung der bestehenden Schulen. Schulamt und Bildungsministerium setzten die Abgeordneten des Bildungsausschusses daher am Mittwoch unter Druck, möglichst bald, noch vor dem März, eine Entscheidung über Schulschließungen zu treffen. Dann nämlich, am 7. März, sei das Anwahlverfahren der Eltern abgeschlossen. Und sollte sich Potsdam bis dahin nicht entschieden haben, so Schulrat Wolfgang Bogel-Meyhöfer, wären zwei weitere Standorte von der Schließung bedroht. Eine Art der Behandlung, die den Bildungsauschussmitgliedern nicht sonderlich gefiel. Später erklärt Ofcsarik nochmals die Situation: Eltern von Schülern, die ihre Sprösslinge in einer weiterführenden Schule anmelden, haben einen Erstwunsch und einen Zweitwunsch für Schulen. Standorte wie das Einstein-Gymnasium oder die Voltaire-Gesamtschule waren dabei regelmäßig übernachgefragt. Mehr Schüler als möglich wollten also diese Schulen besuchen. Nicht angenommene Schüler wurden dann anderen Schulen, die weniger Anmeldungen hatten, zugewiesen. „In den kommenden Jahren wird es aber kaum noch Zuweisungen geben“, sagt Ofcsarik und verweist auf die Zahlen. Um 30 Prozent sollen die Schülerzahlen in den kommenden siebten Klassen gegenüber diesem Schuljahr sinken. So sagt es die Statistik. Alle Versuche, die Schülerzahlen in den einzelnen Klassenstufen auf die Mindestzahl der Bandbreite (siehe Kasten) zu senken, wehrte das Ministerium ab. Zwar werde Potsdam eine Berechnungsgrundlage von 25 statt der üblichen 27 Schüler pro Klasse vorübergehend gewährt, einer weiteren Absenkung wolle jedoch keiner zustimmen. Eine solche Sonderregelung geben es nur in ländlichen Räumen, nicht aber in Berlinnahen Zentren, so Bogel-Meyhöfer. In der Prignitz sinken die Schülerzahlen auf 38 Prozent des momentanen Standes ab. Daher werde es dort nur noch in Wittenberge, Pritzwalk und Neuruppin weiterführende Schulen geben. Für Potsdam gilt dagegen, Schulen werden schließen müssen – ob mit oder ohne Beschluss der Stadtverordneten, so steht es im Schulentwicklungsplan. Das Anwahlverfahren entscheidet über Sein oder Nichtsein einer Lehreinrichtung. Und sollten sich die Anwahlmechanismen aus den Vorjahren auch im kommenden Jahr wiederholen, wären genau die vier Schulen, die die Stadtverwaltung schließen möchte, davon betroffen. Selbst wenn das Leibniz-Gymnasium weniger Anmeldungen bekommt als das Espengrund-Gymnasium, würde zweites geschlossen. Denn das Leibniz-Gymnasium soll zu einem Campus ausgebaut werden und besitzt eine Modellklasse. Schulen mit derartigen landesweiten Versuchen haben Bestandschutz. Das trifft für das Humboldt-, Helmholtz und Leibniz-Gymnasium zu. Die Entscheidung der Schulschließung fällt also zwischen Einstein und Espengrund. Erstes Gymnasium war in den vergangenen Jahren immer übernachgefragt, zweites lebt von Zuweisungen Ebenso, rechnet Ofcsarik, verhält es sich mit der Luxemburg- sowie der Curieschule. Und sollte die Zügigkeit der Schulen nicht zu Gunsten anderer gesenkt werden, würden auch die Benz-Realschule und die Montessorischule vor dem Aus stehen. Am kommenden Dienstag trifft sich der Bildungsausschuss zur zweiten Verhandlungsrunde.

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