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Landeshauptstadt: Auf die Lebensinteressen konzentrieren

Potsdamer Persönlichkeiten zu Rückblick und Ausblick auf 2004: Trotz aller Probleme – hier lässt es sich gut leben

Potsdamer Persönlichkeiten zu Rückblick und Ausblick auf 2004: Trotz aller Probleme – hier lässt es sich gut leben Von Michael Erbach Das zurückliegende Jahr 2003 war – trotz aller Probleme – ein gutes Jahr für Potsdam. Das ergab eine PNN-Umfrage unter Potsdamer Persönlichkeiten. Bei der Frage nach den Wünschen für das jetzt begonnene Jahr 2004 wurde von Vertretern aus Politik, Kultur und Wirtschaft insbesondere an die Kreativität und den Gemeinschaftssinn der Potsdamer appelliert. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) verwies in seiner Neujahrsansprache darauf, dass Potsdam 2003 „wieder ein gutes Stück vorangekommen“ sei. Der begonnene Theaterneubau und das im Bau befindliche Karstadt-Kaufhaus seien Vorhaben, „die uns Hoffnung für die kommenden Jahre geben“. Dem gegenüber stehe die dramatische Haushaltslage der Stadt. „Wir haben weniger Geld zur Verfügung und werden außerordentliche Anstrengungen unternehmen müssen, um das Notwendige tun zu können.“ Denn das gemeinsame Ziel müsse es sein, „Potsdam als lebenswerte Stadt zu erhalten und weiterzuentwickeln“. Dafür bat Jakobs alle Potsdamer „um ihre Hilfe und um ihre Verbundenheit mit unserer Landeshauptstadt“. Gisela Opitz, Stadtverordnete des BürgerBündnis, sagte den PNN, Potsdam müsse „noch mehr auf die Kraft der Bürger vertrauen als bisher“. Die erfolgreiche Arbeit des Fördervereins Alte Neuendorfer Kirche sei ein Beispiel dafür. „Bei kleinteiligen Initiativen ist die Arbeit zwar aufwändiger, umso größer ist zugleich die persönliche Beteiligung.“ 2004, so Opitz, müssten sich die Stadtverordneten „unheimlich viel einfallen lassen, damit wir über die Runden kommen“. Aus der Haushaltssituation gelte es das Beste zu machen. „Wir sind dabei noch nicht am Ende der Talsohle, aber nur zu jammern hilft nicht.“ So sollten sich die Potsdamer Bürger aktiv am Jahr der Parks und Gärten beteiligen. Opitz wünschte sich auch, dass der Beirat Potsdamer Mitte, dem sie angehört, in diesem Jahr „solch eine Ausstrahlung bekommt, dass der Wiederaufbau des Stadtschlosses vorangetrieben werden kann“. Wolfgang Cornelius, Innenstadt-Händler und CDU-Stadtverordneter, wertete insbesondere den Baubeginn für das Karstadt-Kaufhaus als Ereignis mit Signalwirkung. „Das wird sich für die Innenstadt und für ganz Potsdam positiv auswirken.“ Potsdams Stadtzentrum werde belebter, Gastronomie und Handel davon profitieren, durch das Parkhaus würden sich auch die Verkehrsprobleme reduzieren. Cornelius sieht es in diesem Zusammenhang als seine Aufgabe an, in den kommenden eineinhalb Jahren das Problembewusstsein bei den Händlern dafür zu stärken, sich auf Karstadt einzustellen. Karstadt sei schließlich auch ein Mitbewerber. Cornelius: „Wir brauchen ein eigenes Konzept, das zu Karstadt passt. Das müssen wir – gemeinsam mit Karstadt – erarbeiten.“ Für den PDS-Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament, Hans-Jürgen Scharfenberg, zählt die Grundsteinlegung für den Theaterneubau zu den Höhepunkten des Jahres 2003. Das Vorhaben in der Schiffbauergasse und der Karstadt-Neubau müssten zügig zu Ende gebracht werden. Bei der Vorbereitung des Freizeitbades in Drewitz habe es jedoch keine Fortschritte gegeben. Die PDS werde auf die Vorlage der Verträge noch im ersten Halbjahr drängen. Insbesondere sei das Jahr 2003 jedoch durch die schwierige Haushaltssituation geprägt gewesen. Ziel müsse es sein, „die knappen Haushaltsmittel stärker auf die Lebensinteressen der Menschen zu konzentrieren, ohne die Entwicklungschancen der Stadt zu negieren.“ Scharfenberg betonte zugleich, dass es für 2004 „völlig unrealistisch“ sei zu hoffen, dass der Landtag den Bau eines neuen Parlamentsgebäudes beschließen werde. Damit verbinde sich die Chance, „die historische Mitte nicht unter enormem Zeitdruck und mit großer Kraftanstrengung zu Lasten anderer Bereiche zu entwickeln, sondern behutsam unter Einbeziehung der Potsdamer vorgehen zu können“. Theater und Karstadt waren auch für Peter Schüler, Rechtsanwalt und Stadtverordneter von Bündnis 90/Grüne die Highlight des letzten Jahres. Er plädierte – neben der erfolgreichen Fortführung begonnener Projekte, so auch in den Plattenbaugebieten – dafür, „dass wir in der Mitte der Stadt weiterkommen müssen“. Mit Sorge betrachte er dabei die Haltung der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) zur Garnisonkirche, die an die Bereitstellung von Spendengeldern für den Wiederaufbau Bedingungen knüpfe, die für die Kirche unannehmbar seien. Die neue Zusammensetzung des Stadtparlaments mit vielen kleinen Fraktionen mache das Regieren schwerer. Andererseits erwarte er ein offeneres Ringen um Entscheidungen, als das früher der Fall war. Maximilian Dreier, Chef des Restaurants „Villa Kellermann“, sieht das Jahr 2003 aus ganz persönlichen Gründen positiv. Nach Jahren „widriger Umstände“ und harter Auseinandersetzungen mit dem Vermieter sei nunmehr eine „normale Arbeitssituation“ entstanden. Dreier wünscht sich, dass es für die Villa Kellermann, die vor der Versteigerung steht, „eine Perspektive als offenes Haus gibt – mit uns als Mieter“. Die Haushaltslage der Stadt, so der Gastronom, sei schwierig. „Daraus ergibt sich jedoch auch die Chance, Kreativität zu entwickeln.“ Potsdam müsse sich grundsätzlich der Diskussion stellen, „wo weiter investiert werden muss, was wir uns noch leisten können – und was nicht“. Ein Schwerpunkt bei den Investitionen müsse die Kultur sein, auch wenn es bei einigen Einrichtungen noch Möglichkeiten zum Sparen gebe, ohne dass die Qualität leiden müsse. Und: „Potsdam muss sich künftig besser vermarkten. Das Potenzial, das die Stadt hat, ist sehr groß.“ „Bei allen Problemen – Potsdam ist lebenswert und wird immer sympathischer.“ So das Fazit von Gert Streidt, Geschäftsführer des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, am Ende des Jahres 2003. Mit der Eröffnung des Hauses sei der Neue Markt noch mehr ins Bewusstsein der Potsdamer gerückt und erfahre „jetzt die Aufmerksamkeit, die dem Neuen Markt verdientermaßen als schönstem Platz von Potsdam zukommt“. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte werde in diesem Jahr „seinen Beitrag leisten zum Bewusstmachen der Geschichts- und Kulturlandschaft Brandenburgs – für die Potsdamer, Brandenburger, Berliner und Gäste“. Streidt: „In Potsdam lässt es sich gut leben.“

Michael Erbach

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