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Das Potsdamer Lichterfestival „Unterwegs im Licht“ soll 2023 ausfallen.

© Andreas Klaer

Ampeln bleiben an, Lichtfest fällt aus: Potsdam tut sich schwer mit Energiesparen

Oberbürgermeister Schubert (SPD) hat die Liste der städtischen Energiesparmaßnahmen vorgestellt: Viel Neues steht nicht darauf. Weitere Vorschläge sind gefragt.

Das Lichterfestival „Unterwegs im Licht“ wird im kommenden Jahr nicht stattfinden, auch in der Tropenhalle Biosphäre soll Strom gespart werden: Die Liste der städtischen Energiesparmaßnahmen hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Mittwoch vor den Stadtverordneten im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt. Beim Blick auf die neun Punkte umfassende Liste gab es kaum noch Überraschungen: Die meisten Maßnahmen sind bereits in Kraft getreten. Schubert rief die Stadtverordneten auf, weitere eigene Vorschläge zum Energiesparen zu machen. Diese werde man prüfen und gegebenenfalls umsetzen.

Es seien aktuell zwar noch weitere Sparmaßnahmen in Prüfung, über die wolle er aber noch nicht öffentlich sprechen, erklärte der Oberbürgermeister: „Sonst laufen wir Gefahr, bei manchen Maßnahmen schwierige Diskussionen im Vorfeld zu haben.“ Schubert verwies auf die von den Stadtverordneten wieder gekippte Schließung des Kiezbades am Stern.

Die Schließung des erst in diesem Jahr nach langer Sanierung wiedereröffneten Kiezbades war im August im Verwaltungskrisenstab beschlossen worden und danach auf scharfe Kritik bei den Stadtverordneten gestoßen. Wie berichtet hatte der Hauptausschuss beschlossen, das Bad wieder zu öffnen. Umgesetzt werden kann das nach Auskunft der Stadtwerke zum 7. November.

Innenstadt-Festival „Unterwegs im Licht“ fällt 2023 aus

Ausfallen soll aus Energiespargründen indes das Lichterfestival „Unterwegs im Licht“ 2023. Das sei eine Konsequenz aus der bereits seit dem Juli abgeschalteten Fassadenbeleuchtung von diversen städtischen Gebäuden, erklärte Schubert. Bei dem Festival im Januar wurden seit 2016 Kultureinrichtungen und Gebäude in der Innenstadt besonders beleuchtet, zudem gab es ein Kulturprogramm.

Mittlerweile sind laut Stadt auch die Fassadenbeleuchtung der Nikolaikirche, des Obelisken, der Nordfassade des Landtags, des Brandenburger Tors, des Nauener Tors sowie des Rathauses Babelsberg sowie städtische Werbeanlagen abgeschaltet worden. Damit werden den Angaben zufolge jährlich rund 6,5 Megawattstunden Energie eingespart.

In der Tropenhalle Biosphäre wird es kühler.

© Andreas Klaer

Sparmaßnahmen stehen auch in der Biosphäre bevor: Dort habe man zunächst die Mindesttemperatur ermittelt, „auf die wir absenken können, ohne dass Flora und Fauna Schaden nehmen“, erklärte Schubert. Zudem sei ein Abgleich nötig, weil sich die Temperaturfühler bislang nur an der Decke befänden, „der Großteil der Tiere aber auf der Erde ist“. Die Temperatur solle nun „auf absolutes Minimum“ heruntergefahren werden. Rund zehn Prozent Energie könne so eingespart werden, in Zahlen: rund 231 Megawattstunden jährlich.

Die Ampeln bleiben vorerst an

Vorerst verworfen wurde die Idee, einzelne Ampelanlagen abzuschalten, erklärte der Oberbürgermeister. Weil das die Verkehrssicherheit zu sehr beeinträchtigen würde, werde man das „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht umsetzen, sagte er.

Die Abschaltung einzelner Ampelanlagen wurde geprüft, aus Verkehrssicherheitsgründen aber vorerst verworfen.

© Andreas Klaer

Wie berichtet ist seit August an der Nuthestraße die Fahrbahnbeleuchtung reduziert worden. 123 Lichtpunkte wurden dort abgeschaltet. Sparpotenzial: knapp 83,7 Megawattstunden pro Jahr.

Weitere Punkte auf der Energiesparliste betreffen die Maßnahmen in Verwaltungsgebäuden, wo unter anderem Raumtemperaturen gesenkt und das Warmwasser in Sanitärräumen ausgeschaltet wurden. Auch die Sparbemühungen in Schwimm- und Sporthallen im Sportpark Luftschiffhafen stehen auf der Liste. Das städtische Hans Otto Theater wird nicht aufgeführt.

Potsdam will 15 Prozent Energie sparen - wie nah man an dem Ziel ist, bleibt offen

Potsdam hat sich als Ziel gesetzt, 15 Prozent Energie zu sparen. Wie weit die Stadt diesem Wert schon kommt, bleibt offen. Die Stadt beziffert den Gesamtenergieverbrauch in ihren Verwaltungsgebäuden auf 9430 Megawattstunden pro Jahr. Durch die nun ergriffenen Maßnahmen werden 1807 Megawattstunden pro Jahr eingespart - aber die Maßnahmen betreffen nicht nur Verwaltungsgebäude, sondern auch Straßenbeleuchtung oder Sportstätten. Allein das Kiezbad am Stern schlägt laut Stadt mit jährlich 1234 Megawattstunden zu Buche - die Verbrauchszahlen stammen allerdings von der Zeit vor der energetischen Sanierung.

Hintergrund der kommunalen Sparanstrengungen ist die angespannte Lage auf dem Energiemarkt wegen gedrosselter Gaslieferungen aus Russland im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Mit Einsparungen soll einer Gasmangellage im Winter vorgebeugt werden. Sollte es im Winter tatsächlich zu einer Gasmangellage kommen - dies müsste der Bund ausrufen -, kann die Bundesnetzagentur den städtischen Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) anweisen, bestimmte Gasmengen einzusparen. Zur Vorbereitung auf einen solchen Ernstfall tagt seit August im Rathaus ein Krisenstab zur Energielage.

Wegen der gestiegenen Energiepreise bereitet sich die Stadt auch auf einen starken Ansturm auf die Wohngeldstelle vor und schafft dort neue Stellen. Oberbürgermeister Schubert sprach am Mittwoch von einer erwarteten Verdreifachung der Anträge. Es gehe um mindestens zwölf neue Extrastellen sowie Räume und die Technik dafür, erklärte er im Hauptausschuss. Die Stellen seien aktuell ausgeschrieben. Die Zeit sei knapp, da die neuen Fachkräfte auch eingearbeitet werden müssten.

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