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Sport: Aloha und Kulturschock

Die Potsdamer Volleyballerin Sandra Brunke verlässt Hawaii und hat große Pläne

Die Potsdamer Volleyballerin Sandra Brunke verlässt Hawaii und hat große Pläne Von Henner Mallwitz Auf Hawaii ist Sandra Brunke beides. Einerseits der Star auf dem Volleyballfeld, wenn sie mit ihrem Team von der Hawaii Pacific University in der zweiten Liga ganze Hallen zum Kochen bringt. Im täglichen Leben aber oftmals auch die „Haole“, die Weiße, die sich mit Vorurteilen, ja sogar mit Rassenhass auseinander setzen muss. Nein, das Paradies ist es nicht, und dennoch so wunderschön, dass die 23-Jährige schon jetzt der Zeit entgegenfiebert, wenn es Ende des Monats wieder in die Sonne geht. Bis dahin lebt die einstige Spielerin vom SC Potsdam aber noch bei der Mutter in Babelsberg – zum ersten Mal nach zweieinhalb Jahren Inselleben ist sie wieder in der Heimat. „Es mag komisch klingen, aber irgendwie ist das fast ein Kulturschock“, gibt sie zu. „Ich passe hier nicht mehr her. Die Leute sind sehr gestresst, die meisten meckern, das kenne ich auf Hawaii nicht.“ Trotzdem sei es natürlich schön, wieder einmal zu Hause zu sein, die alten Bekannten vom Verein zu treffen und über vergangene Zeiten zu reden. Und da gibt es viel zu plaudern, denn schon mit neun Jahren stieß Sandra Brunke zum SC Potsdam, wurde von Jeanette Eberhard trainiert, gehörte irgendwann zu jenen zehn Spielerinnen, die von der Landes- in die Regionalliga aufsteigen durften und die sich bei Jens Hugo das nötige Rüstzeug holten. „Durch ihn habe ich viel erreicht“, sagt die Potsdamerin, die mit dem SC vor sechs Jahren schließlich in der zweiten Bundesliga spielte. „Aber mich lockte immer das Abenteuer“, erzählt sie, und die Bilder an der Küchenwand sind dafür der beste Beweis. Zerklüftete Landschaften in den USA, Hawaii aus der Vogelperspektive, exotische Früchte. Und so war es letztlich auch nur eine Frage der Zeit, bis sie Deutschland verließ. Auf nach Arizona hieß es zum Jahrtausendwechsel – „Reizüberflutung pur“. Mit dem Arizona Western Collage spielte sie in der Division I, reiste viel durchs Land und bekam schnell zu spüren, welch bedeutend größere Rolle der Volleyball als Collegesport im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ spielt. Ein Manko hatte das College jedoch: „Ich wollte unbedingt Tourismus studieren, und das war dort nicht möglich.“ Also die Bemühungen, nach Hawaii zu kommen, wo sie von Trainerin Tita Ahuna geradezu mit „Aloha“ und offenen Armen empfangen wurde. Eine harte Frau: „Wenn ihr mich hasst, habt ihr keine Zeit, euch untereinander zu hassen“, begründet sie ihre unerbittlichen Trainingsmethoden. Die eigentlich gar nicht zum sonstigen Leben auf der Insel passen – wo es scheinbar keine Uhren gibt, keine Busfahrpläne existieren und alles ganz locker angegangen wird. „Im Training bist du machtlos ausgeliefert, dein Stipendium hängt davon ab“, erzählt die Außenangreiferin aus Potsdam, die im Gegensatz zu den anderen sogar noch Geld dafür bekommt, dass sie dort studiert und spielt. Die Erfolge mit dem Team, die zahlreichen Reisen mit dem Team – all das ist vorerst vorbei, denn dem Collegesport darf man nur vier Jahre lang nachgehen. Das nächste Highlight wartet jedoch schon auf die Weltenbummlerin: Kürzlich wurde Sandra Brunke in die US-Collage-Auswahl einberufen. Zehn Spielerinnen werden die USA im Mai bei einem Turnier auf Aruba vertreten und dort unter anderem auf die Teams aus Venezuela, Trinidad und Curacao treffen. „Diese Einladung hat mich wahnsinnig glücklich gemacht. Denn es ist eine super Chance, internationale Erfahrungen zu sammeln und sich für professionelle Teams anzubieten“, so die begeisterte Surferin. Und gerade das ist es, was sie will: auch künftig professionell Volleyball spielen. Zuvor steht jedoch der Masters- Abschluss ihres Tourismus-Studiums an, dann geht''s auf die Suche: Puerto Rico, Südamerika, auf alle Fälle aber Brasilien. Und so wird der Abschied Ende des Monats auch nicht allzu schwer fallen, wenn nach 40-stündiger Reise ihr Appartement am Strand auf sie wartet.

Henner Mallwitz

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