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Brandenburg: Strittmatters Andenken bleibt in Bohsdorf erhalten

Die Romantrilogie „Der Laden“ machte Erwin Strittmatter bundesweit bekannt / Am 31. Januar jährt sich zum 10. Mal sein Todestag

Die Romantrilogie „Der Laden“ machte Erwin Strittmatter bundesweit bekannt / Am 31. Januar jährt sich zum 10. Mal sein Todestag Von Peter Jähnel Bohsdorf. Als Erwin Strittmatter (1912-1994) vor zehn Jahren starb, wohnte in seinem Elternhaus in dem kleinen Niederlausitzer Ort Bohsdorf noch sein Bruder Heinrich. Geduldig führte er viele Besucher durch den Laden in dem Backsteinhaus, der mit der im ARD-Fernsehen 1997 ausgestrahlten Romantrilogie „Der Laden“ in ganz Deutschland bekannt wurde. Seit dem fünften Todestag Erwins am 31. Januar 1999 gehört der Gemischtwarenladen, der noch so aussieht wie zu seiner Kindheit, zu einer Begegnungsstätte. Heinrich jedoch - den Erwin im Roman Heinjak nennt - ist nicht mehr da. Der begeisterte Hobby-Imker starb Ende Februar 2002 im Alter von 85 Jahren. Das Interesse an seinem von ihm verehrten Bruder Erwin Strittmatter aber, der von manchen Literaturfans auch in einer Reihe mit Heinrich Böll, Günter Grass und Martin Walser genannt wird, ist ungebrochen. „In den vergangenen fünf Jahren kamen 38.600 Besucher aus Deutschland und vielen Ländern der Welt nach Bohsdorf, um sich über das Leben des Schriftstellers zu informieren“, erzählt der Ortschronist Klaus-Dieter Nikolaus. Darunter waren viele Reisegruppen sowie Schulklassen und Germanistikstudenten. Einige der Gäste reisten von weither an, so aus den USA, Mexiko und Hongkong. Der 63-jährige Nikolaus kannte den Pferdenarr Strittmatter recht gut. „Erwin war ein ruhiger Mensch und gar nicht eingebildet. Er hielt sich zurück, beobachtete alles sehr genau und schrieb es dann auf“, erinnert sich der Chronist. Strittmatter, der am 14. August 1912 in Spremberg geboren wurde, verbrachte im zwölf Kilometer entfernten Bohsdorf - im Roman Bossdom genannt - seine Kindheit. Dort hatten seine Eltern einen Krämerladen. Im Niederlausitzer Heidemuseum in Spremberg, wo er das später nach ihm benannte Gymnasium besuchte, ist ihm eine Dauerausstellung gewidmet. Von 1954 an bis zu seinem Tode am 31. Januar 1994 lebte und arbeitete Erwin Strittmatter im nordbrandenburgischen Dollgow- Schulzenhof (Kreis Gransee). „Zu Heinrichs Geburtstag am 10. Oktober kam Erwin immer nach Bohsdorf, dann lud er auch mich ein“, schildert Nikolaus. „Ich nahm neue Auszüge aus meiner Chronik mit, die ich seit 1986 schreibe, und wir unterhielten uns darüber.“ Erwins Frau Eva sei nur zwei Mal in Bohsdorf gewesen, zuletzt 1981, als dessen Vater starb. Die Begegnungsstätte entstand durch den Umbau des Dorfkonsums, den das Land Brandenburg großzügig förderte. Mitarbeiter des Erwin- Strittmatter-Vereins sowie ABM-Beschäftigte kümmern sich um das Vermächtnis des größten Sohnes von Bohsdorf. Sie zeigen den Gästen Filme und Videos und erzählen aus seinem Leben. In den zum Todestag neu gestalteten Vitrinen liegen Fotos, Artikel und andere Zeitdokumente, darunter Strittmatters Erstlingswerk „Flock“ von 1928, der Debütroman „Ochsenkutscher“ von 1950 sowie Auszüge aus dem Roman „Der Wundertäter (1)“ von 1957. „Der Strittmatter-Verein hat einen Aktionsplan erarbeitet, um Strittmatters Werk der Jugend näher zu bringen“, berichtet Vorstandsmitglied Werner Noack. Es reiche nicht aus, wenn sich Schulklassen nur in Bohsdorf informieren. „Wir möchten erreichen, dass die Filme und Videos auch an den Schulen in Spremberg gezeigt werden und regelmäßig Rundgänge in der Strittmatter-Ausstellung des Museums dort stattfinden“. Bis diese Pläne verwirklicht sind, können die Besucher auf einem Rundwanderweg in Bohsdorf Stationen der Laden-Trilogie erkunden und im Laden selbst eine Zeitreise zu Erwin Strittmatter antreten. Weiteres im Internet unter: www.strittmatter-verein.de

Peter Jähnel

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