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Brandenburg: Nur Erde für die Pflanzen besorgt? Geldfälscherprozess:

Potsdamer sagte aus

Potsdamer sagte aus Potsdam – Vom Cannabisanbau habe er gewusst, von der Geldfälscherwerkstatt in den von ihm gemieteten Räumen in Caputh keine Ahnung gehabt, ließ der Potsdamer Jens H. (35) am gestrigen dritten Verhandlungstag vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts verlauten. Mit ihm auf der Anklagebank: der Deutsch-Iraner Hasan Y. (43) sowie Aliaksei S. (26) aus Weißrussland. Sie wollen sich in den kommenden Prozesstagen zu den Anklagevorwürfen äußern. Dem Trio wird neben versuchter und vollendeter Geldfälschung zur Last gelegt, in der Caputher Werkstatt – hier sollten ab Mai 2004 mehrere Millionen falsche Euronoten gedruckt werden – eine Cannabisplantage angelegt zu haben. Der bereits rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilte Vladislav L. aus Weißrussland lieferte die Druckvorlagen für die „Blüten“, denen Spezialisten eine bemerkenswerte Qualität bescheinigten. L. offenbarte sich allerdings später der Polizei und ließ die Bande auffliegen. Seit Juni 2003 sei er Mieter eines rund 2000 Quadratmeter großen Grundstücks am Schmerberger Weg in Caputh. Hier in der ehemaligen Gärtnerei fänden seine Pflanzen ein Winterquartier, so Jens H. gestern. Der professionelle Pflanzenverleiher – Kunden sind Gaststätten, Cafés und Geschäfte der Landeshauptstadt – betonte in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung, von einem Bekannten gebeten worden zu sein, einen Untermietvertrag mit einer Person abzuschließen. Diese müsse vorübergehend untertauchen. Da er an zusätzlichen Einnahmen interessiert war, habe er – trotz anfänglicher Bedenken – zugestimmt. Am 7. Mai 2004 sei der Untermietvertrag für das Verwaltungsgebäude der Gärtnerei geschlossen worden. Später – so Jens H. – habe er mehrere Männer gesehen. Auch sei ihm aufgefallen, dass Scheiben des Gebäudes abgedunkelt, Kameras auf dem Dach installiert wurden. Eines Tages habe er Hasan Y. dort kennen gelernt, der ihm anbot, einige Arbeiten für ihn auszuführen. Über ihn sei dann der Kontakt zu den Weißrussen Vladislav L. und Aliaksei S. geknüpft worden. „Ich dachte, die halten sich hier illegal auf“, erklärte Jens H. Als er im Spätsommer 2004 erstmals selbst in dem Verwaltungsgebäude war, sei ihm umfangreiche Computertechnik aufgefallen, mit der vorwiegend Vladislav L. arbeitete, und „eine unbekannte Maschine zum Vervielfältigen“. Da habe er vermutet, sie würden vielleicht Straftaten aus dem Internet heraus begehen. Irgendwann sei Hasan Y. auf die Idee gekommen, seine finanzielle Situation mit dem Anbau von Cannabis zu verbessern. „Er brauchte Erde für die Aufzucht der Pflanzen. Ich habe ihm mehrere Säcke im Pflanzengroßhandel Langerwisch besorgt“, gesteht Jens H. „Ich war allerdings verdammt überrascht, als ich erfuhr, in was ich da hineingeraten bin.“ Der Prozess wird am 19. Oktober fortgesetzt.

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