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Brandenburg: Mehr Autos, weniger Unfälle

Schönbohm beklagt „Aggressivität“ auf märkischen Straßen / Blitzer und Abstandsmesser auf Autobahnen Brandenburgs

Schönbohm beklagt „Aggressivität“ auf märkischen Straßen / Blitzer und Abstandsmesser auf Autobahnen Brandenburgs Von Thorsten Metzner Potsdam. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat die besondere „Aggressivität, Rücksichtslosigkeit und Gewaltbereitschaft“ auf Brandenburger Straßen beklagt. Wenn er persönlich mit seiner Familie im Kleinwagen unterwegs sei, mit Tempo 120 auf der Autobahn oder 80 auf der Landstraße werde ihm „oft der Stinkefinger gezeigt“, sagte Schönbohm am Dienstag bei der Vorstellung der Unfallbilanz 2003 in Potsdam. Solange er Innenminister sei, werde der „flächendeckende Überwachungsdruck“ nicht nachgelassen. So sollen auf märkischen Autobahnen in Kürze stationäre Blitzer und elektronische Abstandsmesser zur Überführung von „Dränglern“ eingeführt werden. Bei einem Pilotversuch im Dezember 2003 auf der Autobahn 2 waren rund 748 Verstöße festgestellt worden. Die Politik der „Prävention durch Repression“ zeigt nach Einschätzung von Schönbohm inzwischen jedoch Wirkung. In Brandenburg gingen im Vorjahr die Unfallzahlen deutlicher zurück als im Bundestrend: 2003 gab es die wenigsten Verkehrstoten, die wenigsten Unfälle in der Geschichte des Landes seit 1990 – beim bisher höchsten Kraftfahrzeugbestand mit 1,6 Millionen Fahrzeugen, betonte der Innenminister. „Das ist die Trendwende“. Im Detail: Auf Brandenburgs Straßen starben 326 Menschen, 32 weniger als im Vorjahr. 1991 waren es noch 931 Verkehrstote. Die Zahl der Unfälle sank um 54 Prozent auf 84 905 Crashs, die der Verletzten um 6 Prozent auf 14 007. Starben 2002 noch 16 Kinder bei Unfällen, waren es drei getötete Kinder im Jahr 2003. Auf den Autobahnen gab es zwar weniger Karambolagen (7 671, minus 734), aber 58 Tote. 51 Tote waren es 2002. So reichen die Rückgänge nach Einschätzung des Innenministeriums noch nicht aus, dass sich Brandenburg vom vorletzten Platz in der bundesweiten Unfallstatistik – Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern – verbessere. Bedenklich nannte Schönbohm die Zunahmen von Drogenkonsum als Ursache schwerer Unfälle (45 Verletzte, plus 40 Prozent) als auch die häufigen Fahrerfluchten. Selbst bei jedem zehnten Unfall mit Verletzten in Brandenburg flüchtete der Verursacher, ließen die Opfer zurück. Allerdings wird fast jeder Zweite gefasst. „Auffällig" ist laut Schönbohm noch ein anderer Trend: Immer häufiger sind Senioren in Unfälle (8695 mal, plus 10 Prozent) verwickelt. Gleichzeitig gingen jedoch die von jungen Fahrern, lange eine Hauptrisikogruppe, verursachten Unfälle deutlich zurück – um 3724 Unfälle auf 12 923. Ob dies auf die demographische Entwicklung zurückzuführen ist, soll jetzt untersucht werden. Schönbohm ließ keinen Zweifel daran, dass er weiter „hart gegen Raser“ vorgehen wird. Brandenburg gilt unter anderem beim ADAC längst als ein Land, in dem der Überwachungsdruck der Polizei besonders hoch ist, was sich auch in der jüngsten Bilanz niederschlägt: So wurden 774 654 Raser geblitzt – 28 Prozent mehr als 2002. Mit Alkohol im Blut wurden 8313 Fahrer erwischt – 10 Prozent mehr als 2002. Und immerhin 21 535 Fahrzeugführer, das entspricht der Einwohnerzahl von märkischen Kleinstädten, mussten ihre Führerscheine abgeben. An der rigiden Linie hat selbst die PDS-Opposition im Landtag nichts auszusetzen. PDS-Verkehrsexpertin Anita Tack sprach sich allerdings für die Einführung der Null-Promille-Grenze aus und mahnte ein neues Verkehrssicherheitsprogramm an.

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