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Wintereinbruch: Die Kraniche machen den Abflug

Wegen des starken Frostes ziehen die Vögel weiter in den Süden.

Buckow - Nicht allein der Frost ist es, der die Kraniche derzeit aus Brandenburg vertreibt. Vor allem die Schneedecke macht ihnen das Leben schwer. Aufgrund des starken Wintereinbruchs in den vergangenen Tagen ist die Zahl dieser Vögel im Land deutlich zurückgegangen – sie sind in den Süden geflohen. „Ende Dezember zählten wir im Havelländischen Luch bei Rathenow in Westbrandenburg und im Rhinluch bei Linum noch zwischen 4000 und 5000 Kraniche“, sagt Torsten Ryslawy von der Staatlichen Vogelschutzwarte in Buckow bei Nennhausen. „Jetzt gibt es hier noch höchstens 100 bis 200 Tiere.“ Der große Rest habe unter dem Schnee keine Nahrung mehr gefunden – und den Flug nach Südfrankreich, Spanien oder Nordafrika angetreten.

Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Denn die zurückliegenden milden Winter brachten auch die Welt der Zugvögel durcheinander. Immer mehr Kraniche und andere Vögel wie Blesshühner, Kiebitze oder Nachtigallen ersparten sich den langen Flug in wärmere Regionen und blieben in Brandenburg.

„Die Kraniche brüten eigentlich im Sommer im Norden Europas und kehren dann im September zurück nach Mitteleuropa“, sagt der Vogelexperte Ryslawy. „Doch im Laufe der Jahre ist die Zahl der in Brandenburg brütenden Paare auf rund 1800 gestiegen.“ Diese seien dann auch das ganze Jahr über in märkischen Gefilden geblieben, vor allem im Havelländischen Luch, im Rhinluch und im Unteren Odertal. Andere Kraniche bevorzugten aus einem anderen Grund den hiesigen Winter: So erreichen sie im Frühjahr weit vor ihren aus dem Süden anfliegenden Artgenossen die besten Brutplätze in Skandinavien. Im letzten Herbst rasteten in Brandenburg rund 200 000 Kraniche.

Auch Singdrosseln, die sich eigentlich von Ende November bis Ende Februar in den wärmeren Süden flüchten, treten in diesen kalten Tagen noch vereinzelt in Brandenburg auf. Einem Ornithologen in Dranse bei Wittstock ging Mitte letzter Woche ein solcher Vogel ins Netz. Er beringte die Drossel und entließ sie wieder in die Freiheit. Sie dürfte jetzt wahrscheinlich in Frankreich überwintern.

Dort und weiter südlich leben jetzt auch viele andere Arten wie Weißstorch, Graugans, Pfeifente, Fischadler und Teichrohrsänger. Sie sind zuletzt immer früher nach Brandenburg zurückgekehrt. Ob der Abflug der Kraniche nun darauf hindeutet, dass den Brandenburgern noch eine lange Kälteperiode bevorsteht, könne man allerdings nicht vorhersagen, meint Torsten Ryslawy. Die Tiere würden sich jetzt einfach auf den Weg machen, weil sie Hunger hätten.

Die Eisdecke auf den Gewässern bleibt derweil unberechenbar. Von Befreiungsaktionen dort eingefrorener Tiere rät die Feuerwehr dringend ab. Das solle man ausschließlich Fachleute machen lassen. Claus-Dieter Steyer

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