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Brandenburg: Der Straßenbau teilt die Uckermark

Anlieger müssen wegen Brückensanierung Umwege von 40 Kilometern in Kauf nehmen

Anlieger müssen wegen Brückensanierung Umwege von 40 Kilometern in Kauf nehmen Von Juliane Sommer Pfingstberg. Das Straßenbauamt Eberswalde hat die Uckermark in zwei Hälften zerteilt. Mit dem Sanierungsbeginn einer Brücke über die Bahnlinie Berlin-Stralsund wurde jetzt die Ortsverbindungstrasse zwischen Hassleben und Greiffenberg an der Autobahnabfahrt Pfingsberg komplett gesperrt. Die Autobahn, die die Region wie eine Demarkationslinie in westliche und östliche Uckermark zerteilt, kann jetzt – abgesehen von einigen schlecht ausgebauten Ortsverbindungsstraßen – nur noch an den Abfahrten Joachimsthal und Gramzow überquert werden. Für die Anlieger bedeutet das Umleitungsstrecken von bis zu 40 Kilometern Länge. Im Vorfeld dieses Straßenbaus hatte sich eine breite Protestfront gegen die Vollsperrung formiert. Vergebens. „Der Bau einer Ersatzbrücke wäre schlichtweg zu teuer gewesen“, sagt der Leiter des Eberswalder Straßenbauamtes Thomas Heyne. Mit knapp 500 000 Euro Baukosten zähle die Brücke ohnehin schon zu den teureren Investitionsvorhaben des Straßenbauamtes. Ein Bombentreffer hatte die Brücke im Krieg in ihren Grundfesten erschüttert. Ein Neubau sei unverzichtbar, um den Verkehr auch künftig gefahrlos über das Bauwerk rollen zu lassen. Anwohner und Politiker der Region hatten im Vorfeld gefordert, die neue Brücke neben der alten zu errichten und dadurch die Vollsperrung zu vermeiden. „Das hätte ein Planfeststellungsverfahren erfordert. Wir befinden uns in Pfingstberg mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Von der alten Trasse abzuweichen hätte bedeutet, Natur zu vernichten“, sagt Heyne. So bleibt die Straße für ein gutes Dreivierteljahr gesperrt. Erst im September sollen hier wieder die Autos rollen. Zu den am meisten Betroffenen gehört das Gut Wilmersdorf, dessen Sitz nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt liegt. 600 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet das Unternehmen diesseits der Autobahn, 400 Hektar sind auf der anderen Seite zu bestellen. „Wir werden wohl Hubschrauber einsetzen müssen, um unsere Technik auf die andere Seite bringen zu können und die Ernte einzufahren“, hatte Gutsbesitzer Stefan Palme noch im Vorfeld gewitzelt. Mit bitterem Unterton - die Trecker und Erntewagen auf die 40 Kilometer lange Umleitungsstrecke zu schicken hätte dem Unternehmen Mehrausgaben in Höhe von 80 000 Euro beschert Um dem Landwirtschaftsbetrieb, der sich durch diese Kosten an den Rand seiner Existenz gedrängt sah, zu helfen, haben die Behörden einer Umleitungsstrecke durch das Biosphärenreservat zugestimmt. Die Bagger werden sich sieben Monate lang durch einen an die Straße angrenzenden Wald quälen, um die Brücke zu umfahren. „Diese Ausnahmegenehmigung gilt für uns und einen Entenzüchter auf der anderen Seite der Autobahn“, berichtet der Wilmersdorfer Gutsleiter Heiner Petersen. „Alle anderen müssen lange Strecken fahren.“

Juliane Sommer

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