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Ein Schüler meldet sich per Handzeichen während eine Lehrerin auf eine digitale Schultafel im Klassenraum einer 4. Klasse einer Grundschule in der Region Hannover schreibt.

© dpa/Julian Stratenschulte

Bildungsmonitor 2023: Brandenburg wieder unter den Schlusslichtern in Deutschland

Das märkische Bildungssystem zählt zu den schlechtesten der Republik. Im aktuellen Ranking belegt Brandenburg nur den 14. Rang. Wie reagiert die Politik?

In Brandenburgs Politik verschärft sich der Streit, wie die im deutschlandweiten Vergleich schlechten Schulen besser gemacht werden können. Auslöser ist der neue „Bildungsmonitor 2023“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DW), nach dem Brandenburg unter den 16 Bundesländern lediglich auf dem 14. Platz liegt, vor Berlin (15) und Schlusslicht Bremen (16). Gegenüber dem Vorjahr ist Brandenburg um einen Platz zurückgefallen. Das befeuert ein Jahr vor der Landtagswahl 2024 die Debatte. Die ostdeutschen Länder Sachsen und Thüringen, 1990 mit den gleichen Ausgangsbedingungen gestartet, bilden mit Bayern erneut das Spitzentrio der Bundesrepublik.

Während Brandenburgs Bildungsministerium unter dem neuen Minister Steffen Freiberg (SPD) das Ranking, am Mittwoch präsentiert im Beisein von Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), als unseriös abtat, fordern CDU, Linke und AfD im Landtag nun Konsequenzen - allerdings unterschiedlicher Art.

CDU fordert Noten ab 3.Klasse

Für die CDU nannte es Bildungsexperte Gordon Hoffmann „besorgniserregend“, dass sich die Viertklässler beim Lesen, Schreiben und Rechnen immer weiter verschlechtert haben. Die CDU fordert zusätzliche Förderstunden und Noten ab der dritten Klasse. Man müsse Eltern und Kindern zum Ende der 4. Klasse eine „Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie“ geben können.

„Eine Zeitenwende in der Bildungspolitik ist dringend erforderlich!“, sagte Linke-Bildungsexpertin Kathrin Dannenberg. Dazu müsse man investieren, beginnend mit der frühkindlichen Bildung, was die Koalition aus SPD, CDU und Grünen in Brandenburg immer noch nicht ausreichend mache. Nötig seien etwa eine Fachkräfteoffensive für Kitas und Schulen, aber auch Hilfen für Schulen mit unbesetzten Lehrerstellen.

Steffen Freiberg (SPD), Bildungsminister Brandenburgs.

© picture alliance/dpa/Michael Bahlo

30 Jahre SPD-Bildungspolitik im Land seien genug, sagte AfD-Bildungspolitiker Dennis Hohloch. Nötig sei etwa die verpflichtende Vorschule, aber auch die flächendeckende Stärkung der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen.

Brandenburg Spitzenreiter bei Integration

Der Bildungsmonitor, in den für alle Länder gleich etwa 100 „harte“ Kenndaten aus den Bereichen Kita, Schule und Hochschule einfließen, wird seit 2004 jährlich im Auftrag einer von der Industrie finanzierten Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. Laut Monitor 2023 - es ist mittlerweile der 20. - ist Brandenburg in einem Feld sogar bundesweit Spitzenreiter, nämlich bei der Integration: Gemeint ist eine geringe Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft.

Die Studie habe „keine nennenswerte Bedeutung“ und „liefert keine neuen Erkenntnisse im Hinblick auf die Qualitätsentwicklung“, erklärte das Freiberg-Ministerium. „Der Bildungsmonitor reproduziert jedes Jahr die gleichen Ergebnisse, ohne den Kontext oder die rechtlichen Bedingungen in den Bundesländern in den Blick zu nehmen.“ Daten aus den Bereichen Schule, Hochschule und beruflicher Bildung würden „unzulässig miteinander vermischt“.

Verwiesen wurde vom Ministerium auf den Zwölf-Punkte-Plan, den Brandenburgs frühere Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) nach dem letzten bundesweiten IQB-Test der Viertklässler in Deutsch und Mathe aufgelegt hatte. Brandenburg hatte bei dem Test nur den vorletzten Platz erreicht. Demnach haben sich die Kompetenzen der Viertklässler in Deutsch und Mathe seit 2016 verschlechtert.

Der Zwölf-Punkte-Plan werde „Schritt für Schritt“ umgesetzt, hieß es nun, etwa mit der Einführung des Lesebandes, der Neuausrichtung des Landesinstituts für Bildung und Medien oder einem Leitfaden zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Unterricht. In Kürze werden die Ergebnisse der landesweiten Vergleichsarbeiten (VERA 8) der Achtklässler in Deutsch, Mathe und Englisch erwartet.

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