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Brandenburg: Berlin: PDS will zehnjährige Einheitsschule Linkspartei für Umstellung bis 2011

Berlin - Die Berliner Linkspartei/PDS will in den kommenden fünf Jahren das dreigliedrige Berliner Schulsystem mit Haupt-, Realschulen und Gymnasien durch eine Einheitsschule nach skandinavischem Vorbild ersetzen. Das soll im Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl, die im Herbst stattfindet, eines der wichtigsten Themen werden, sagte der Chef der Abgeordnetenhausfraktion, Stefan Liebich, am Freitag bei der Klausurtagung der PDS-Abgeordneten.

Berlin - Die Berliner Linkspartei/PDS will in den kommenden fünf Jahren das dreigliedrige Berliner Schulsystem mit Haupt-, Realschulen und Gymnasien durch eine Einheitsschule nach skandinavischem Vorbild ersetzen. Das soll im Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl, die im Herbst stattfindet, eines der wichtigsten Themen werden, sagte der Chef der Abgeordnetenhausfraktion, Stefan Liebich, am Freitag bei der Klausurtagung der PDS-Abgeordneten.

Damit dürfte die Auseinandersetzung um das richtige Schulmodell in Berlin zum zentralen Konfliktfeld werden, auf dem die Parteien sich vor dem 17. September zu profilieren versuchen. Vor allem CDU und FDP streiten seit Jahren gegen alle Versuche, Schüler unterschiedlicher Niveaus länger gemeinsam zu unterrichten. Demgegenüber stößt die seit einigen Jahren wiederholt geäußerte Idee der PDS bei Grünen und Teilen der SPD auf Zuneigung. „Wir sehen das Risiko, dass dies ein vermintes Gelände ist“, sagte Liebich.

Der Anlass, aus dem die PDS sich für die Einheitsschule stark macht, sind die schlechten deutschen Ergebnisse bei den internationalen Pisa-Vergleichstests sowie das soziale Gefälle zwischen den bestehenden Schultypen. An seine Stelle soll bis 2011 ein „integratives“ System treten, in dem Kinder aller Niveaus bis zur zehnten oder zwölften Klasse zusammen lernen, unterstützt durch Patenschaften und individuelle Förderung. In Skandinavien habe das dazu geführt, dass am Ende alle besser dastünden, sagte Liebich.

Für Wirtschaftssenator und Bürgermeister Harald Wolf, der die Linkspartei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf führen soll, ist die Einheitsschule bis zur zehnten Klasse die Fortsetzung des Berliner Modells, bei dem Kinder aller Niveaus die ersten sechs Klassen gemeinsam besuchen. „Es ist nicht einzusehen, wieso das, was bis zur sechsten Klasse gut ist, nicht auch bis zur zehnten Klasse gut sein soll.“

Die PDS will schon bald ihr Konzept mit dem Koalitionspartner SPD besprechen und laut Liebich bereits ab August mit Modellversuchen beginnen, bei denen zum Beispiel Grundschulklassen komplett in ein Gymnasium wechseln, unabhängig vom Leistungsniveau der Schüler. Damit der Versuch gelingt, müssten die Schulen besser ausgestattet sein und mehr Lehrer zur Verfügung haben, sagt Liebich. Das sei jedoch kein Problem: Durch sinkende Schülerzahlen würden in den nächsten fünf Jahren rund 1500 Lehrerstellen frei.

Die SPD sieht den Vorstoß des Koalitionspartners skeptisch. „Auch wir wollen langfristig eine längere gemeinsame Schulzeit für alle“, sagt die schulpolitische Sprecherin der SPD, Felicitas Tesch. „Aber wir hüten uns davor, jetzt schon ein Datum festzulegen und die Sache übers Knie zu brechen. Langfristig halte die SPD die Einheitsschule dennoch für gut – „aber nur, wenn alle Beteiligten mitmachen“. Bildungssenator Klaus Böger sagte, auch er habe prinzipiell nichts gegen Einheitsschulen. „Man kann aber das Schulsystem nicht so einfach gleichmachen, wie die PDS sich das vorstellt.“ Die SPD werde das Konzept „in dieser Schlichtheit nicht mittragen“, sagte der Senator und wies darauf hin, dass die Linkspartei auch nach der Wahl voraussichtlich auf Kompromisse mit der SPD angewiesen ist, falls das Ergebnis eine Fortsetzung ihrer Koalition zulässt: „Ich glaube nicht, dass die PDS auf 51 Prozent kommt.“ Lars von Tönne

Lars von Tönne

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