zum Hauptinhalt

Pakistan: Zwei Entwicklungshelfer verschleppt

Im Osten Pakistans sind ein deutscher und ein italienischer Entwicklungshelfer verschleppt worden. Sie wollten Opfern der Flut von 2010 helfen.

Berlin - Im Osten Pakistans sind ein deutscher und ein italienischer Entwicklungshelfer verschleppt worden. Dies bestätigten Kollegen der beiden dem Tagesspiegel telefonisch aus Islamabad. Beide arbeiteten demnach für die deutsche Welthungerhilfe, um Flutopfern aus dem Jahr 2010 in der Provinz Punjab beim Wiederaufbau zu helfen. Die Sprecherin der Welthungerhilfe in Bonn, Simone Pott, wollte die Informationen am Freitag „weder bestätigen noch dementieren“. Bisher hatte die Welthungerhilfe in der Region sechs ausländische Mitarbeiter, diese sind inzwischen nicht mehr dort.

Pakistans Innenstaatssekretär Khawja Siddique Akbar sagte, nach einer Information des Außenministeriums habe er die Polizei in der Region aufgefordert, ihm zu berichten. Die Polizei werde alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die beiden Männer zu finden. Im Auswärtigen Amt in Berlin wurde ein Krisenstab gebildet. Es wurde bestätigt, ein Deutscher sei verschleppt worden. Alle Beteiligten arbeiteten „mit Hochdruck“ daran, das Schicksal der Männer zu klären. Ersten Informationen zufolge gab es zunächst niemanden, der sich zu der Tat bekannte oder Forderungen stellte. Es blieb unklar, ob es sich um eine kriminell oder eine politisch motivierte Tat handelt.

Wie Nachrichtenagenturen berichten, wurden die Männer vermutlich ausgespäht, bevor sie überfallen wurden. Mehrere vermummte Bewaffnete seien in ihr Haus in Multan eingedrungen, zitierten sie den Chefermittler der örtlichen Polizei, Azhar Ikram. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete unter Berufung auf einen örtlichen Polizisten, Omar Farooq, die Angreifer hätten einen Wachmann gefesselt. „Dann gingen sie direkt zu den Zimmern des deutschen und des italienischen Staatsbürgers. Es sieht so aus, als hätten sie sie für einige Zeit beobachtet und Insider-Informationen gehabt.“ Mehrere Frauen, darunter eine Deutsche, die ebenfalls im Haus waren, seien nicht verschleppt worden. Nach dem Überfall am frühen Abend sei die Polizei der angrenzenden Distrikte alarmiert worden, es seien Kontrollstellen errichtet worden, die Suche aber zunächst erfolglos geblieben.

Das Auswärtige Amt weist in seinen Reisehinweisen darauf hin, dass in ganz Pakistan die Gefahr von politisch-religiös motivierten Gewalttaten besteht. Bei internationalen Organisationen galten bisher vor allem Provinzen im Westen an der Grenze zu Afghanistan wie Khyber Pakhtunkhwa und Balutschistan als besonders problematisch. Die pakistanischen Behörden hätten in den vergangenenMonaten auch für andere Gebiete restriktiver Zugangsberechtigungen erteilt, hieß es.

Seit einiger Zeit werden öfter Entführungen gemeldet. Kriminelle verschleppen nach Darstellung des Senders Al Dschasira Ausländer und Einheimische, um Lösegeld zu erpressen. Zum Teil würden die Geiseln aber auch an Taliban oder Terrorgruppen wie Al Qaida „verkauft“. Im Juli wurden zwei Schweizer Touristen, im Januar ein Rotkreuzmitarbeiter in Balutschistan entführt. Im August verschwand ein US-Entwicklungshelfer in Punjab, Al Qaida behauptet, ihn zu haben. Ingrid Müller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false