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Politik: Vier Millionen sind arbeitslos

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist nach Meinung von Experten bereits im Dezember über die Grenze von vier Millionen gestiegen. Zuletzt waren es 1998 so viele Erwerbslose gewesen.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist nach Meinung von Experten bereits im Dezember über die Grenze von vier Millionen gestiegen. Zuletzt waren es 1998 so viele Erwerbslose gewesen. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel veröffentlichte am Donnerstag eine Prognose von unbereinigt 4,015 Millionen Arbeitslosen, 226 000 mehr als im November. Bereinigt um Saisoneinflüsse betrug der Anstieg nach IfW-Schätzung mehr als 20 000. Der Arbeitnehmerflügel der CDU forderte, die Union müsse im Wahlkampf soziale Themen in den Vordergund stellen. Die IG Metall verteidigte ihre Lohnforderungen.

Ursachen für den starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland sind unter anderem die anhaltende Wirtschaftsflaute und der Kälteeinbruch, der zu starken Behinderungen im Baugewerbe und in den Außenberufen geführt hat. Im November 2001 hatte die unbereinigte Arbeitslosenzahl mit 3,789 Millionen den vierten Monat in Folge über dem Vergleichsmonat des Vorjahres gelegen. IfW-Arbeitsmarktexperte Rainer Schmidt sagte, nach seiner Prognose sei die Schwelle von vier Millionen Erwerbslosen bereits im Dezember übersprungen worden. Bei angenommenen 4,015 Millionen Arbeitslosen wäre dies eine Zunahme um rund 206 000 im Vergleich zum Dezember 2000. Die "Bild"-Zeitung berichtete indes am Donnerstag unter Berufung auf ungenannte Experten, die Vier-Millionen-Marke werde knapp unterschritten. "Das würde mich sehr wundern", kommentierte Schmidt den Bericht. "Das wäre nur so viel wie im Dezember 2000, als die Konjunktur noch sehr gut lief." Andere Forschungsinstitute lehnten eine Prognose am Donnerstag ab.

DGB-Chef Dieter Schulte plädierte unterdessen dafür, neue Arbeitsplätze durch Teilzeitarbeit zu schaffen. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall bekräftigte hingegen, die maßvolle Tarifpolitik habe in den vergangenen zwei Jahren zu mehr als 100 000 neuen Arbeitsplätzen in der Metallbranche geführt.

Die Bundesanstalt für Arbeit (BA) legt die amtlichen Zahlen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Dezember am kommenden Mittwoch vor. BA-Präsident Berhard Jagoda hatte unlängst in einem Tagesspiegel-Interview ein Überschreiten der Vier-Millionen-Grenze für den Januar vorausgesagt. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen werde 2002 mit 3,9 Millionen Menschen um 50 000 über dem Durchschnitt des Vorjahres liegen.

Auch der Anstieg der um Saisoneinflüsse bereinigten und für die Finanzmärkte entscheidenden Zahl der Arbeitslosen hat sich nach Einschätzung des IfW und des Münchener Ifo-Instituts fortgesetzt. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Arbeitslosigkeit steigt bereits seit Januar 2000 wieder. Im November hatte die Zunahme 17 000 betragen. Das IfW erwartet für Dezember ein Plus von 20 000. Das Ifo-Institut rechnet erst in einigen Monaten mit einer Entspannung.

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