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Eine Drohne ist am Himmel zu sehen, wenige Sekunden bevor sie auf Gebäude in Kiew geschossen hat.

© Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Ukraine-Invasion Tag 239: Moskaus Drohnen-Dementi – und was trotzdem für die Iran-Theorie spricht

Ukrainer sollen massiv Strom zu sparen, russischer Militärchef will Annexionen in Westeuropa, USA traut Kiew weitere Rückeroberungen zu. Der Überblick am Abend.

Der Kreml bestreitet, dass Russland iranische Drohnen in der Ukraine nutzt. Der russische Diplomat Dmitri Poljanski sagte am Mittwoch in New York bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates, Russland setze in der Ukraine nur in Russland hergestellte Drohnen ein.

„Ich würde Ihnen empfehlen, die technologischen Fähigkeiten der russischen Drohnenindustrie nicht zu unterschätzen“, sagte er. Berichte über den Einsatz iranischer Drohnen seien „unbegründete Anschuldigungen und Verschwörungstheorien“.

Dumm nur, dass fast zeitgleich im russischen Fernsehen ein dem Verteidigungsministerium nahestehender Politiker genau das Gegenteil behauptete. Jeder wisse, dass es iranische Drohnen seien, aber man wolle das ja nicht offiziell zugeben, sagte er. 

Tatsächlich deuten zahlreiche Geheimdienstberichte darauf hin, dass der Iran die Drohnen liefert. Iran selbst sieht kein Problem in Waffenlieferungen generell, obwohl auch Teheran dementiert, Drohnen an Russland verkauft zu haben.

Bei einer der ersten Drohnen, die den Ukrainern Mitte September in die Hände fiel, sollen die iranischen Zeichen entfernt worden sein, berichtete ein ukrainischer Militär (Quelle hier). Auch Drohnenexperten, die die Fotos aus der Ukraine analysiert haben, gehen davon aus, dass es sich um iranische Shahed-136 Drohnen handelt (Quelle hier).

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Experten sehen Vorbereitungen: Russland könnte Rückzug aus Cherson mithilfe eines False-Flag-Angriffs tarnen. Mehr hier.
  • Russischer Militärchef will Teile Deutschlands per Referendum annektieren: Der Vize-Gouverneur der besetzten Region Cherson träumt von einem großrussischen Reich. Das könnte bis nach Westeuropa reichen. Mehr hier.
  • Nach Einschätzung amerikanischer Geheimdienste hat das ukrainische Militär in den nächsten sechs Wochen die Möglichkeit, Gewinne gegen die russische Armee zu erzielen. Dies sei möglich, wenn die Ukraine ihren Vorstoß im Süden und Nordosten fortsetze, bevor der schlammige Boden und die Wetterbedingungen die gegnerische Armee zwingen, sich neu zu formieren. Mehr in unserem Liveblog.
  • Ein russischer Kampfjet hat Ende September nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace eine Rakete in der Nähe eines britischen Flugzeugs auf Patrouille abgefeuert. Der Vorfall habe sich am 29. September in internationalem Luftraum über dem Schwarzen Meer ereignet, teilt Wallace dem Parlament mit. Die russische Luftwaffe patrouilliert an den Grenzen des Verbündeten Belarus. Die Patrouillenflüge seien geplant gewesen, teilt das Verteidigungsministerium in Minsk weiter mit. 
  • Als Reaktion auf die russischen Luftangriffe auf Kraftwerke und andere kritische Infrastruktur strebt die ukrainische Regierung eine landesweite Verringerung des Energieverbrauchs um 20 Prozent an. Die Bevölkerung sei dem Aufruf zu Stromsparen bereits gefolgt, sagt Energieminister Herman Haluschtschenko im Fernsehen. 
  • Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk vergleicht die russisch-orthodoxe Kirche mit der Terrormiliz Islamischer Staat. Bei Kirchenoberhaupt Patriarch Kyrill I. und auch bei Priestern könne man sehen, „wie der christliche Glaube zu einem ideologischen Werkzeug für die Propaganda des russischen Nazismus wird“, sagte Schewtschuk nach Angaben seiner Kirche.
  • Die russische Führung erwägt britischen Militärexperten zufolge einen größeren Rückzug ihrer Truppen aus dem Gebiet um die ukrainische Stadt Cherson westlich des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor. 
  • Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seine für diesen Donnerstag geplante Reise in die Ukraine aus Sicherheitsgründen verschoben. Sein Schweizer Kollege Ignazio Cassis dagegen ist für einen Besuch in der Hauptstadt Kiew angekommen.
  • Die ukrainischen Streitkräfte treiben ihre Offensive gegen die russischen Invasionstruppen in der südlichen Region Cherson nach eigenen Angaben voran. Dort seien 43 russische Soldaten getötet und sechs Panzer sowie andere Ausrüstung zerstört worden, teilt das Militär mit. 
  • In der Ukraine wächst die Sorge, die USA könnten im Zuge der bevorstehenden Zwischenwahlen im Repräsentantenhaus ihre Hilfeleistungen einkürzen, sollten die Republikaner dort die Mehrheit erlangen. Das berichtet die „Financial Times“. Grund sind Äußerungen republikanischer Politiker. So sagte der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, Anfang der Woche, er erwarte Schwierigkeiten bei der Verabschiedung zusätzlicher Hilfen für die Ukraine, falls seine Partei das Unterhaus des Kongresses gewinnen sollte.

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