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Politik: Spiele gegen den Terror

Von Wolfgang Schäuble

Mit der Schlussfeier in Athen geht heute eine Art Ausnahmezustand nicht nur für die notorisch Sportbegeisterten zu Ende. Das erinnert an die Idee des olympischen Friedens, der schon in der Antike während der Spiele herrschen sollte. Von Frieden konnte zwar auch in diesem Jahr keine Rede sein, im Irak nicht, in Sudan nicht und nicht in vielen anderen Teilen der Welt. Immerhin sind die Spiele, jedenfalls bis zur Abfassung dieser Zeilen, von den befürchteten Anschlägen verschont geblieben. Das kann zu weiterer Aufmerksamkeit für Sicherheitsvorkehrungen und Anstrengungen im Kampf gegen den Terror ermutigen. Es könnte auch ein Beleg dafür sein, dass weltweite Solidarität auf Dauer das beste Mittel gegen terroristische Bedrohungen ist.

Dazu muss man die Vielfalt respektieren, die in der unglaublichen Buntheit in Athen wieder zu spüren war. Und man konnte erleben, wie neue Schwerpunkte in den Zeiten der Globalisierung sich bilden. Die USVorherrschaft im Medaillenspiegel wurde von China schon erheblich herausgefordert, Japan und Australien auf vorderen Plätzen, aber auch etwa Südafrika oder Korea – die Konkurrenz für Europa und den Westen wird stärker. Dem müssen wir uns stellen, im Sport, in der Wirtschaft und allgemein in der inneren Vitalität unserer politischen und gesellschaftlichen Ordnung.

Vielfalt und Wettbewerb, das ist eine Botschaft von Athen, bereichern alle. Aber die Gefahr der Übertreibung darf auch nicht unterschätzt werden. Trotz aller Fortschritte bei den Dopingkontrollen bleibt die Gefahr von Manipulation und Missbrauch. Und der Anblick manchmal gähnendleerer Zuschauertribünen muss auch zu denken geben. Wenn die Wettbewerbe zu reinen Fernsehinszenierungen verkommen sollten, ginge vom Reiz Olympischer Spiele Entscheidendes verloren. Es lohnt sich auch, darüber nachzudenken, ob 16 und mehr Stunden täglicher Fernsehberichterstattung in ARD und ZDF nicht eher zu Ermüdung und Überdruss führen. Allzu viel wird immer leicht ungesund.

Citius, altius, fortius, das gilt als olympisches Prinzip, aber dass Teilnahme wichtiger als der Sieg ist, das gehört auch dazu. Aus beidem zusammen lässt sich das richtige Maß finden. Der Erfolg der Fußballmannschaft aus dem Irak könnte dafür Beispiel sein. Wenn man sich erinnert, was die Weltmeisterschaft in der Schweiz 1954 für die Deutschen bedeutete, dann mag man wünschen, dass aus dem Abschneiden der Fußballer in Athen dem geschundenen Land neue Kräfte wachsen zu innerer Einheit und neuem Aufbau.

Die Spiele von Athen gehen zu Ende. Aber die Erinnerung bleibt an die Faszination von Leistung, in Erfolgen und auch im Scheitern. An die Fröhlichkeit und an die Buntheit, die aus Vielfalt, Begegnung und Austausch folgt.

Der Autor ist CDU-Präsidiumsmitglied

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