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Politik: Schluss mit den Machtmonopolen (Kommentar)

Da zeigt sich eine erstaunliche demokratische Reife nach Jahrzehnten autoritärer Herrschaft, die meiste Zeit davon Ein-Partei-Diktatur. Vor drei Wochen haben die Kroaten die nationalistische HDZ abgewählt und den kürzlich verstorbenen Präsidenten Franjo Tudjman auch politisch beerdigt.

Da zeigt sich eine erstaunliche demokratische Reife nach Jahrzehnten autoritärer Herrschaft, die meiste Zeit davon Ein-Partei-Diktatur. Vor drei Wochen haben die Kroaten die nationalistische HDZ abgewählt und den kürzlich verstorbenen Präsidenten Franjo Tudjman auch politisch beerdigt. Er hatte das Land nach dem Zerfall Jugoslawiens in die Unabhängigkeit geführt, nicht aber zur Demokratie. Nun verhalfen die Bürger der sozialliberalen Opposition zu einem klaren Triumph. Sie verweigerten ihr aber die verfassungsändernde Mehrheit. Die Sieger glaubten, auch die Präsidentenwahl so gut wie gewonnen zu haben - nach dem Muster anderer ex-kommunistischer Länder, wo das Pendel nach dem Sturz der Diktatur erst weit nach rechts, dann weit nach links und wieder zurück geschwungen war, die Mitte aber keine Chance bekam. Die Kroaten wünschen offenbar Pluralismus und Teilung der Macht - ohne das Korrektiv im Kandidaten der Tudjman-Partei HDZ zu suchen, die Vertrauen noch nicht wieder verdient. So wurde der moderate Stipe Mesic Favorit für die Stichwahl, 1991 der letzte Präsident des Vielvölkerstaats Jugoslawien mit seiner rotierenden Führung. Dieses Wählervotum verstärkt das Signal: Kroatien distanziert sich von früheren Verblendungen. Mesics Frau ist Serbin, doch die darauf zielenden nationalistischen Wahlkampftöne gegen ihn hatten keinen Erfolg. Nach vielen Irrungen und Wirrungen wendet Kroatien sich endlich vorbehaltlos Europa zu.

cvm

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