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Politik: Nahost: Israels Armee sprengt Arafats Sender

Israel hat mit der Sprengung des palästinensischen Radiosenders ein weiteres Symbol der Autonomiebehörde zerstört.Israelische Soldaten zündeten am Samstag mehrere Sprengsätze in dem Gebäude der "Stimme Palästinas" in Ramallah.

Israel hat mit der Sprengung des palästinensischen Radiosenders ein weiteres Symbol der Autonomiebehörde zerstört.Israelische Soldaten zündeten am Samstag mehrere Sprengsätze in dem Gebäude der "Stimme Palästinas" in Ramallah. Die Palästinenser forderten internationale Sanktionen gegen Israel. Der Generalsekretär des palästinensischen Parlaments, Ahmed Abdel Rahman, sprach von einem Verbrechen, mit dem Israel die Autonomiebehörde zerstören wolle. Die israelische Regierung bezeichnete die Sprengung als Vergeltung für den Selbstmordanschlag auf eine Familienfeier in Hadera.

Arafat-Berater Nabil Abu Rudeina sprach von einem "Verbrechen gegen das palästinensische Volk" und verurteilte die Zerstörung des Senders, der das Sprachrohr der Autonomiebehörde ist. Wenige Stunden nach der Militäraktion nahm der Sender den Betrieb wieder auf. Der Leiter des palästinensischen Rundfunks, Radwan Ajasch, nannte die Sprengung "ein neues Verbrechen, das sich den anderen von Israel begangenen Verbrechen anfügt." Ajasch warf Israel vor, alle Symbole der Palästinenser auslöschen zu wollen. Die israelische Armee hatte in den vergangenen Wochen bereits den Flughafen von Gaza, die Hubschrauber Arafats sowie Hafeneinrichtungen und ein Schiff der Küstenwache im Gazastreifen zerstört. Am Freitag hatte die Armee außerdem mit einem Luftangriff auf die palästinensische Polizeizentrale in Tulkarem Vergeltung geübt. Das Hauptquartier des palästinensichen Präsidenten Jassir Arafat in Ramallah blieb am Samstag den zweiten Tag in Folge von Panzern umstellt. Mit der Militäraktion sollte offenbar der Druck auf Arafat erhöht werden.

Vor der Sprengung des Gebäudes waren israelische Panzer vor dem Funkhaus aufgefahren. Das Rundfunkgebäude war zuvor geräumt worden, zu einer Konfrontation kam es deshalb nicht. Zunächst besetzten israelische Soldaten das Gebäude, einige Stunden später explodierten Sprengsätze im Inneren. Die "Stimme Palästinas" zog nach der Militäraktion in die Büroräume einer privaten Radiostation im Zentrum Ramallahs um, wie der Vorsitzende Radwan Abu Ajasch erklärte. Der Sender konnte sein Programm über örtliche Frequenzen wieder ausstrahlen.

Israel hatte dem Rundfunk wiederholt vorgeworfen, mit seinen Berichten den Konflikt anzuheizen. Schon zuvor waren Einrichtungen des palästinensischen Rundfunks im Westjordanland und im Gazastreifen bombardiert worden. Seither konnte der Sender sein Programm nur noch sporadisch ausstrahlen. Der Sender erklärte, sein Programm reflektiere nur die Stimmung in der palästinensischen Bevölkerung.

Ein Sprecher der israelischen Armee bezeichnete die Sprengung des Radiosenders als "Teil der Vergeltungsmaßnahmen nach dem Attentat von Hadera", bei dem in der Nacht zum Freitag sechs Menschen getötet worden waren. Die Soldaten hätten zuvor "einen Teil der Geräte beschlagnahmt", fügte er hinzu. Niemand sei verletzt worden.

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