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Politik: Moskau protestiert gegen Empfang von Grosnys Chefdiplomat in den USA

Nach internationaler Kritik hat das russische Oberkommando im Kaukasus am Freitag die Grenze zwischen Tschetschenien und Inguschetien wieder für männliche Flüchtlinge geöffnet. Das meldete die Agentur Interfax.

Nach internationaler Kritik hat das russische Oberkommando im Kaukasus am Freitag die Grenze zwischen Tschetschenien und Inguschetien wieder für männliche Flüchtlinge geöffnet. Das meldete die Agentur Interfax. Aus Furcht vor verdeckt operierenden Rebellen war die Grenze mehrere Tage für alle tschetschenischen Männer im Alter zwischen zehn und 60 Jahren gesperrt gewesen. Gleichzeitig setzte Russland am Freitag die Rebellen im Bergland der abtrünnigen Kaukasus-Republik mit Artillerie- und Luftangriffen unter Druck.

Im russisch besetzten Hinterland Tschetscheniens gingen die scharfen Personenkontrollen, so genannte "Säuberungen", weiter. Es solle verhindert werden, dass "Rebellen sich als friedliche Zivilisten getarnt frei bewegen können", sagte der russische Vize-Generalstabschef Waleri Manilow in Moskau. Der Mangel an Kontrolle habe dazu geführt, dass die Rebellen vergangene Woche ihre Gegenangriffe auf die Orte Argun und Schali hätten starten können.

Innenminister Wladimir Ruschailo sagte, die "Säuberungen" sollten noch verschärft werden und ständig laufen. An der Grenze zur Nachbarrepublik Inguschetien hatten in den vergangenen Tagen nur Alte, Frauen und Kinder passieren dürfen. Darauf hatte unter anderem das US-Außenministerium Russland gemahnt, die Menschenrechte aller Flüchtlinge zu achten. Auch Menschenrechtsgruppen hatten die Grenzsperre für Männer kritisiert.

Die russische Luftwaffe flog von Donnerstag bis Freitag nach Militärangaben 130 Angriffe auf Rebellenstellungen in Grosny und im Süden Tschetscheniens. Durch Artillerie-Beschuss auf das Bergdorf Chimoi kamen nach russischer Schätzung 60 Rebellen ums Leben. Die Opfer auf russischer Seite bezifferte der Generalstab auf einen toten und 13 verletzte Soldaten. Berichte der Agentur Interfax, dass am Donnerstag in Grosny 33 russische Soldaten getötet und 26 verwundet worden seien, wurden dementiert. Das Innenministerium, dessen Truppen vor allem beim Kampf um Grosny eingesetzt werden, sprach von 68 Toten seit Jahresbeginn.

Russland protestierte unterdessen in scharfer Form gegen den Empfang des tschetschenischen "Außenministers" Ilias Achmadow in den USA. Außenminister Igor Iwanow warf den Vereinigten Staaten am Freitag in Moskau vor, auf diese Weise "de facto Terroristen und Separatisten zu unterstützen". Der Chefdiplomat der abtrünnigen Kaukasus-Republik war am Donnerstag bei einem Besuch in Washington mit US-Abgeordneten und auch mit Vertretern des Außenministeriums zusammengekommen.

Die US-Regierung betonte, dass das Treffen keine Wende in der Tschetschenien-Politik bedeute. Außenamtssprecher James Rubin erklärte, Achmadow sei "nicht als Außenminister eines unabhängigen Tschetschenien, sondern als Bürger der Russischen Föderation" empfangen worden. Die Regierung in Grosny wird international nicht anerkannt.

Trotz der Erklärungsversuche der US-Regierung zeigte sich Iwanow sehr verärgert. Die Moskauer Reaktion umschrieb er mit den Worten "Bedauern und große Sorge". Die Gespräche mit Achmadow kämen der Unterstützung von Terroristen gleich, "und das nicht nur in Russland", sagte der Außenminister. Moskau begründet den Tschetschenien-Krieg damit, dass in der Kaukasus-Republik moslemische Terroristen Zuflucht gefunden hätten.

Der irische Außenminister David Andrews sprach in Moskau mit Iwanow über einen möglichen Beitrag des Europarates, den Krieg in Tschetschenien zu beenden.

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