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Politik: Mazedonien räumt Grenzlager für Flüchtlinge

BERLIN/SKOPJE (M.G.

BERLIN/SKOPJE (M.G.).Die mazedonischen Behörden haben bestätigt, daß sie das Durchgangslager bei der Ortschaft Blace an der Grenze zu Jugoslawien vollständig geräumt haben.Die aus ihrer Heimat vertriebenen Albaner hatten dort bis zu einer Woche unter freiem Himmel zugebracht, ohne ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser sowie ohne Sanitätseinrichtungen.Nach Angaben des mazedonischen Botschafters in Deutschland, Srgjan Kerim, sind von den Flüchtlingen 8000 in die Länder Albanien, Türkei und Norwegen weitertransportiert worden.Der Rest sei auf drei Sammellager im Landesinneren verteilt worden, die in den letzten Tagen zusammen mit NATO-Kräften errichtet worden waren.Sie beherbergen nun etwa 70 000 Menschen.Weitere 52 000 Menschen seien privat bei Familien oder Verwandten in Mazodonien untergekommen.Insgesamt hat Mazedonien damit rund 130 000 Flüchtlinge aufgenommen, das entspricht einem Anteil von etwa fünf Prozent der Gesamtbevölkerung.Kerim beruft sich dabei auf Angaben des mazedonischen Innenministeriums.

Wie der Botschafter weiter erklärte, hat die Regierung in Skopje keine genauen Informationen über die Vorgänge auf der jugoslawischen Seite der Grenze.Dort hatten in den letzten Tagen weitere zehntausend Menschen ausgeharrt in der Hoffnung, sich nach Mazedonien retten zu können."Wir wissen nur, daß die serbische Polizei und Armee die Grenze geschlossen haben.Auf der andere Seite der Grenze gibt es keine Flüchtlinge mehr", sagte Kerim.

Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) haben serbische Truppen nahe Blace inzwischen Tausende von nachdrängenden Flüchtlingen zur Umkehr gezwungen, "um sie möglicherweise als Schutzschilde gegen NATO-Angriffe zu mißbrauchen"."Diese Menschen sind den serbischen Einheiten hilflos ausgeliefert, wir befürchten das Schlimmste", sagte der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch.Diese Angaben bestätigte auch die Dänische Flüchtlingshilfe in Skopje.Nach ihren Angaben haben die Serben rund 40 000 Kosovo-Albaner in der Nacht zum Mittwoch zur Rückkehr in das Kosovo gezwungen.

Die Räumung des Lagers Blace erfolgte zu einem Zeitpunkt zunehmender Spannung zwischen der mazedonische Regierung und der NATO.Ministerpräsident Llubco Georgievski warf der Allianz "völlige Verantwortungslosigkeit" im Umgang mit der Flüchtlingskrise vor.Die Vereinten Nationen und westliche Hilfsorganisationen warfen der Regierung in Skopje umgekehrt vor, die Flüchtlingsaufnahme und Hilfslieferungen mit bürokratischen Hürden zu behindern.

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