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In den Supermärkten soll es vorerst nicht günstiger werden.

© Sven Hoppe/dpa

Krieg, Klima und Inflation: Davor haben die Deutschen am meisten Angst

Den Krieg in der Ukraine und die Inflation sehen die Deutschen mit großer Sorge. Einen atomaren Konflikt fürchten nun allerdings weniger Befragte.

Es ist noch nicht allzu lange her, da blickte Klaus Schweinsberg, Leiter des Centrums für Strategie und Höhere Führung, bei Pressekonferenzen in fragende und gelangweilte Gesichter, wenn er über eine etwaige Kriegsgefahr referierte. „Das war nie mehr als ein Nebenthema.“

Aus naheliegenden Gründen, der Beginn des brutalen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine jährt sich am 24. Februar, hat sich das nun drastisch geändert. Am Dienstag stellte das Meinungsinstitut Allensbach gemeinsam mit dem Centrum für Strategie und Höhere Führung in Berlin den Sicherheitsreport 2023 vor.

Seit 2011 misst der Sicherheitsreport das Befinden der deutschen Bevölkerung. Nun spielt wieder die Angst vor Krieg eine Rolle. 80 Prozent der Deutschen sind in Sorge wegen des Krieges und der deutlich gestiegenen Inflation.

82
Prozent der Deutschen glauben, dass die größte Gefahr für den Frieden in der Welt von Russland ausgeht.

Als größte Bedrohung für den Frieden in der Welt wird mit Abstand Russland wahrgenommen. 82 Prozent der Westdeutschen und 73 Prozent der Ostdeutschen sehen das so. Als zweitgrößte Bedrohung gilt China mit 60 Prozent, als drittgrößte Gefahr betrachten 52 Prozent der Deutschen Nordkorea. Noch 2018 sahen nur 28 Prozent Russland als größte Gefahr.

Dagegen wurden 2019 die USA von 61 Prozent der Befragten als größter Gefährder des Weltfriedens bezeichnet. „Das war die Zeit von Donald Trump“, erklärt Renate Köcher, die Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts. „Die Bevölkerung schätzt keine Unberechenbarkeit. Dabei ist es fast egal, von welcher Regierung diese ausgeht.“ Was auffällt: Noch heute erachten nur 26 Prozent der Ostdeutschen die USA als verlässlichen Partner.

Auch die Bereitschaft, gemäß der Nato-Bündnisverpflichtung im Ernstfall zur Verteidigung eines anderen Nato-Mitgliedsstaats beizutragen, ist im Osten deutlich weniger ausgeprägt als im Westen. 48 Prozent der Westdeutschen meinen, Deutschland sollte sich an einem solchen Militäreinsatz beteiligen. Im Osten des Landes hielten nur 30 Prozent der Befragten es für richtig, einem Nato-Partner im Fall eines Angriffs beizustehen.

Angst vor der Inflation

Bundesweit sprechen sich insgesamt 45 Prozent der Bevölkerung dafür aus, dass Deutschland seiner Nato-Verpflichtung in einem solchen Fall nachkommt. 35 Prozent der Befragten meinten, man solle sich besser „heraushalten“. Jeder Fünfte war diesbezüglich unentschieden.

67
Prozent der Deutschen empfinden die Inflation als persönliche Bedrohung.

Wenn es konkret um die Verteidigung der baltischen Staaten geht, ist die Zustimmung noch niedriger: Sollte es zu einem Angriff Russlands auf Estland, Lettland oder Litauen kommen, sind nur 40 Prozent der Meinung, dass Deutschland militärisch eingreifen soll, 39 Prozent zögen es vor, wenn Deutschland sich heraushielte.

Die Mehrheit der Bevölkerung stehe allerdings hinter der deutschen Nato-Mitgliedschaft, sagt Köcher. „Man will unter dem Schutzschild stehen, aber nicht hineingezogen werden, da spiegelt die Gesellschaft in etwa die politischen Diskussionen in Berlin wieder.“

Am stärksten fühlen sich die Deutschen durch die Inflation bedroht, 67 Prozent sehen sie mit Sorge. Für 47 Prozent stellen militärische Auseinandersetzungen, in die Deutschland unmittelbar verwickelt werden könnte, eine persönliche Bedrohung dar, für 46 Prozent sind es Einkommensverluste.

Abgenommen hat seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs hingegen die Angst vor einem russischen Atomwaffeneinsatz. Noch im Oktober 2022 schätzten 45 Prozent der Deutschen dieses Risiko hoch ein, mittlerweile sind es nur noch 34 Prozent.

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