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© dpa/Alex Talash

Update

Großrazzia in fünf Bundesländern: Mehr als 30 Haftbefehle gegen Mitglieder der italienischen Mafia 'Ndrangheta

Die Polizei hat Dutzende Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Den Verdächtigen wird unter anderem Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Drogenschmuggel vorgeworfen.

| Update:

Mit einem Großeinsatz in mehreren Bundesländern ist die Polizei am Mittwoch gegen Mitglieder der italienischen Mafia ‘Ndrangheta vorgegangen. Das teilten die Staatsanwaltschaften Düsseldorf, Koblenz, Saarbrücken und München sowie die Landeskriminalämter Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland am Mittwochmorgen mit. Auch in Thüringen gab es demnach Durchsuchungen.

An der „Operation Eureka“ gegen die Mafia waren nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamts deutsche, belgische und italienische Behörden in enger Zusammenarbeit mit den europäischen Behörden Eurojust und Europol beteiligt. Die Razzien richteten sich demnach gegen Drogenschmuggel, Geldwäsche, Waffenhandel, Betrugsstraftaten und verschiedene Steuerstraftaten im großen Stil.

Allein in Bayern gelang den Behörden eigenen Angaben zufolge ein für die internationalen Ermittlungen entscheidender Schlag: Sie konnten demnach ein Kryptohandy eines der wichtigsten Verdächtigen während dessen Aufenthalt in Bayern identifizieren. Der in München ansässigen Gruppe wird vorgeworfen, sich unter anderem an der Mitfinanzierung des internationalen Kokainhandels beteiligt, diesen mit Logistik unterstützt und Geldwäsche betrieben zu haben.

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„Empfindlicher Schlag gegen die ‘Ndrangetha“

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach mit Blick auf die Beschlagnahmung des Kryptohandys in Bayern von einem „Meilenstein für die italienischen Ermittler“. Die europaweite Festnahme- und Durchsuchungsaktion sei insgesamt „ein empfindlicher Schlag gegen die ‘Ndrangetha“, erklärte Herrmann.

Für die Organisierte Kriminalität ist kein Platz in Europa.

Michael Ebling (SPD), Innenminister von Rheinland-Pfalz

Wie die Staatsanwaltschaften Düsseldorf, Koblenz, Saarbrücken und München zuvor erklärt hatten, waren an den Einsätzen auch Beamte aus weiteren europäischen Ländern beteiligt, darunter aus Belgien, Frankreich, Portugal und Spanien. Auch in Slowenien, Rumänien, Brasilien und Panama sollen Razzien stattgefunden haben, berichtet die „FAZ“.

In Deutschland lag der Schwerpunkt der Razzien demnach in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Thüringen. Die ‘Ndrangheta hat ihre Wurzeln im italienischen Kalabrien, die Mafia ist aber auch in Deutschland aktiv.

In Deutschland wurden Wohn- und Geschäftsräume an zahlreichen Orten durchsucht, mehr als 30 Haftbefehle wurden vollstreckt. In Nordrhein-Westfalen durchsuchten rund 500 Einsatzkräfte insgesamt 51 Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte von Verdächtigen und vollstreckten 15 Haftbefehle.

In Bayern ermittelten die Behörden gegen acht Verdächtige, gegen vier Verdächtige wurden EU-Haftbefehle vollstreckt. In einem der Geschäftsräume wurden dem LKA zufolge mehrere Kilo Marihuana sichergestellt.

Auch in Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland wurden insgesamt elf Haftbefehle vollstreckt und mehr als 50 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, wurden zeitgleich in Italien zwei Männer festgenommen.

Ein Polizist steht während einer Razzia in Hagen (NRW) an einem Van.

© dpa/Alex Talash

Zu weiteren beschlagnahmten Beweismitteln machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Die Ermittlungen dauern demnach an und erfolgen den Behörden zufolge in enger Abstimmung mit den Behörden in Italien.

Großteil der Verhaftungen in Italien

Insgesamt seien bei dem internationalen Großeinsatz 108 Haftbefehle vollstreckt worden, wie die italienischen Carabinieri am Mittwochmorgen bekannt gaben. Ein Gericht in der Hafenstadt Reggio Calabria hatte auf Antrag der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft die mehr als 100 Haftbefehle ausgesprochen.

Einer der Festgenommen habe nach einer Corona-Infektion in einem portugiesischen Krankenhaus gelegen, berichtet die „FAZ“. Er sei auf der Liste der gefährlichsten Verbrecher Italiens aufgeführt.

Die Hauptverdächtigen der „Operation Eureka“ sollen fast ausschließlich aus dem kalabrischen Bergdorf San Luca stammmen, wie die „FAZ“ berichtet. Das nur 3400 Einwohner zählende Dorf gelte als Hochburg der kalabrischen Mafia.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) zog ein positives Fazit der Einsätze: „Vom heutigen Tag geht das ganz deutliche Signal aus: Für die Organisierte Kriminalität ist kein Platz in Europa.“ Polizei und Justiz hätten „ganz hervorragend grenzüberschreitend Hand in Hand zusammengearbeitet“.

Bei „Eureka“ handelt es sich in Italien um eines der größten und bedeutendsten Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität der vergangenen Jahre. Allein im Zeitraum von Oktober 2019 bis Januar 2022 konnten die italienischen und belgischen Behörden der ‘Ndrangheta Einfuhr und Handel von fast 25 Tonnen Kokain zuordnen. Zudem flossen im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Mafia-Organisation mehr als 22 Millionen Euro von Kalabrien nach Belgien, in die Niederlande und nach Südamerika.

Der überwiegende Großteil der Beschuldigten wurde in Italien festgenommen, wie es hieß. Neben den Festnahmen in Deutschland wurden weitere europäische Haftbefehle vollstreckt gegen sechs Menschen in Belgien, drei in Frankreich und jeweils eine Person in Portugal, Rumänien und Spanien. (Tsp mit dpa, AFP)

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