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Politik: Hinter den Linden: Land of the Free

In Poesie gewandelt klingt Politik so: "Ach, das Stöhnen dringt / aus dem tiefen Berg des Bewusstseins / und der verräterische Stich / enthüllt die Wut der Herzen." Deutsche Romantik?

In Poesie gewandelt klingt Politik so: "Ach, das Stöhnen dringt / aus dem tiefen Berg des Bewusstseins / und der verräterische Stich / enthüllt die Wut der Herzen." Deutsche Romantik? Nein: arabische Postmoderne. Die Verse mit dem Titel "Kuwaitischer Widerstand" stammen von Khazna Buresly und finden sich in einer Lyrik-Anthologie, die zugleich politische Streitschrift ist. "Das Echo kuwaitischer Kreativität", heißt sie. Wer also letzthin ins Zweifeln geriet, ob die Sanktionen gegen den Irak nicht doch zu hart sind, konnte sich am Montag abend den Rücken stärken lassen. Tische voller Anti-SaddamLiteratur, Protokolle aus der irakischen Kriegsgefangenschaft, Lyrik gegen Bagdad - und das war erst das Vorzimmer. Die kuwaitische Botschaft hatte geladen: 40 Jahre Eigenstaatlichkeit, zehn Jahre Befreiung. Der gleich ernüchternde wie verständliche Hass auf den Nachbarn hatte zugleich etwas von Aschermittwoch. Und dies nicht nur, weil bei kuwaitischen Empfängen Saft gereicht wird, Alkohol aber verpönt ist. Ganz leise schwang bei allem Dank an die amerikanisch geführte Befreier-Allianz auch die Aufforderung mit, Kuwait weiter zu schützen. Auf die gelbe Flagge mit dem Staatswappen waren die englischen Worte "wir würden nie vergessen" aufgestickt. Die Kuwaitis "würden" - falls Washington hart bleibt. Falls Saddam weiterhin die Stirn geboten wird.

Demnächst wird in Irak eine Landkarte veröffentlicht, die Kuwait erneut als eingemeindete Provinz ausweist. Und Khazna Buresly ahnt schon, was wieder kommen könnte: "Verrottete Körper / die wüteten und aussaugten / das Blut / der Freien und Unbeugsamen."

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