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CSU: Guttenbergs Beliebtheit kommt in München nicht gut an

In der CSU wächst die Kritik am eigenen Wirtschaftsminister in Berlin, Karl-Theodor zu Guttenberg. Doch das liegt nicht nur an der Politik des Ministers.

Von Robert Birnbaum

Berlin – Markus Söder sagt „Bundesregierung“, vorsichtshalber. Überdies legt er Wert darauf, dass er als CSU-Bezirksvorsitzender von Nürnberg-Fürth redet, also quasi als Betroffener, der schon als Bub vom elterlichen Fenster aus das Quelle-Hochhaus im Blick gehabt hat. „Ich bin sehr enttäuscht vom Verhalten der Bundesregierung“, sagt Söder. Taktiert worden sei zwischen Berlin und München um die Hilfen für das Versandhaus, bis die Berliner endlich ihre Zustimmung zum 50-Millionen-Euro-Kredit gaben.

„Und wenn man dann mal entschieden hat“, fügt Söder an, „sollte man nicht die eigene Entscheidung gleich am nächsten Tag wieder schlechtreden.“ Womit endgültig klar ist, dass der öffentliche Tadel weniger dem SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gilt als dem CSU-Wirtschaftsminister. Karl-Theodor zu Guttenberg war es, der betont hat, dass ein Massekredit keine Überlebensgarantie für insolvente Firmen sei, sondern genauso gut dazu dienen könne, den Betrieb geordnet abzuwickeln.

Nun ist es kein echtes Geheimnis, dass Söder schon lange findet, ein Mann seiner Talente sei in der Bundespolitik viel besser aufgehoben als im Landeskabinett. Dass es Guttenberg in kürzester Zeit zum bundesweiten Shootingstar gebracht hat, macht diese Karriereplanung komplizierter.

Aber Söders Unmutsäußerung ist mehr: Das Echo seines Herrn. Am Vortag hat Seehofer seinem Ärger über den unbotmäßigen Zögling Luft gemacht. Eine gute halbe Stunde wütet der CSU-Chef und Ministerpräsident in der Kabinetts-Pressekonferenz in München über „die beiden betroffenen Ministerien“ in Berlin. Dass sich da welche als Hüter der Ordnungspolitik gäben und so täten, als werde in Bayern leichtfertig Steuergeld ausgeteilt – „das erhöht schon meinen Blutdruck.“ Die Suada gipfelt in der Unterstellung, dass die Berliner Quelle kaltherzig fallen lassen wollten: „Wären wir nicht initiativ geworden, wären die Arbeitsplätze weg.“

Nun ist es kein echtes Geheimnis, dass es Seehofer nicht passt, wie Guttenbergs Stern mit jedem Tag höher steigt. Erst beim Wahlkampfauftakt von CDU und CSU am Montag in Berlin hat er erleben müssen, wie er als CSU-Chef beklatscht wurde, Guttenberg aber bejubelt. Und der Jubel gilt ja nicht nur einem Mann, der wirtschaftspolitische Grundsatztreue auf seine Fahnen geschrieben hat. Guttenberg ist seit dem Machtwechsel in Bayern auch der einzige aktive CSU-Politiker, der sich offen dem neuen Chef widersetzt. Bisher galt: Wenn Seehofer morgens A sagt und abends B, dann ist morgens A richtig und abends B. Nur ganz im Vertrauen murrten viele. Guttenberg aber sagt immer A und selbst dann nicht B, wenn das B für „Bayern“ steht.

Derlei Sturheit kennt Seehofer – von sich selbst. Umso klarer muss ihm sein, welche Herausforderung im Auftreten des jungen Freiherrn steckt. Die Warnung, es nicht zu übertreiben, war also erwartbar. Die persönlich gefärbte Härte nicht unbedingt. Andererseits – Seehofer hat vor Tagen mit dem druckfrischen Quelle-Katalog in der Hand in Nürnberg rumgestanden, während die Berliner verkündeten, man müsse prüfen, ob verantwortlicherweise für den Weiterdruck Steuerzahlergeld gegeben werden dürfe.

Am Dienstag – Söders Unmut ist kaum in der Welt – erklären beide Seiten den Krieg schon wieder für beendet. „Wir sind doch keine kleinkarierten Burschen“, sagt Seehofer. Guttenberg versichert dem BR, er sei „überhaupt nicht wütend“ auf den Chef: „Ich habe immer deutlich gemacht, dass wir unsere Arbeit hier vernünftig machen, ich habe das Gefühl, dass alle sie vernünftig machen, und deshalb: Es darf dann auch irgendwann mal Ruhe sein.“ Wer Ruhe geben soll, bleibt dabei etwas unklar. Nach Unterwerfungsgeste klingt das alles aber nicht.

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