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Waldschadensbericht: Die Angst vor dem Waldsterben kehrt zurück

In den neunziger Jahren erholte sich der deutsche Wald. Doch mit dem jüngsten Waldschadensbericht von Minister Horst Seehofer kehrt die Angst vor dem Waldsterben zurück.

Berlin - Das Waldsterben war in den 1980er Jahren in aller Munde. Der Begriff kam 1983 gar unter die Wörter des Jahres - und wurde international verwendet, wie «Le Waldsterben» in Frankreich zeigt. Doch der Wald erholte sich allmählich, und im Sommer 2003 war der Negativtrend nach Ansicht der damaligen Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) gestoppt. «Wir haben den Trend umgekehrt», sagte sie. Jener Sommer war für den Wald jedoch unheilvoll, denn die Rekordhitze hinterließ schwere Schäden an den Bäumen. Ein Jahr später schlug Künast Alarm. Der deutsche Wald war so krank wie nie zuvor.

Mit dem jüngsten Waldschadensbericht von Minister Horst Seehofer (CSU) kehrt die Angst vor dem Waldsterben zurück. Der Anteil gesunder Bäume, die keine erkennbaren Schäden haben, war nur 2004 noch geringer als im vergangenen Jahr. Da ist es ein schwacher Trost, dass der Anteil besonders kranker Bäume leicht abgenommen hat - von 31 auf 29 Prozent. «Das zeigt, dass der Wald keinerlei Regenerationsmöglichkeit hat», sagt die Vorsitzende des Bundes für Naturschutz und Umwelt Deutschland (BUND), Angelika Zahrnt. Gesunde Bäume könnten sich erholen, angeschlagene Bäume würden immer weiter belastet.

Die Verursacher sind schnell ausgemacht: die Luftverschmutzung durch den Verkehr und die Belastung der Böden durch die Landwirtschaft. Auf fast allen Messflächen im Wald werden die kritischen Werte für Stickstoff- und Säureeinträge überschritten, heißt es im Waldschadensbericht des Agrarministeriums. Hinzu kommt eine Ozon-Konzentration, die den kritischen Wert für Schäden großräumig übersteigt. Belastende Stoffe in den Böden haben sich über Jahre angesammelt und bedrohen auch das Grundwasser.

«Trotz aller Dramatik des Waldsterbens besteht kein Grund zur Hoffnungslosigkeit.» Das sagte der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) im Jahr 1983 auf einem Symposium mit dem Titel «Saurer Regen - Waldsterben». «Die technischen Probleme sind prinzipiell lösbar.» Der Ausstoß von Schwefeldioxid - Verursacher des «sauren Regens» - ist in den vergangenen Jahren zwar deutlich zurückgegangen. Er lag 2003 nach Angaben des Bundesumweltamtes bei rund 36 000 Tonnen - um 55 Prozent unter dem Wert von 1990. Doch auch Stickoxide und Ozon sorgen weiter für Belastungen.

Auch angesichts hoher Energiepreise rücken nachwachsende Rohstoffe stärker ins Blickfeld. Die Forst- und Holzwirtschaft betont, dass Holz ökologische Vorteile gegenüber anderem Materialien hat. Holz speichert Kohlendioxid und gibt die gespeicherte Menge am Ende des Lebenszyklus an andere Bäume ab. Die Bundesregierung will den Holzverbrauch in Deutschland in den nächsten zehn Jahren um ein Fünftel steigern.

Während der BUND eine Kehrtwende in der Verkehrspolitik fordert, appelliert das Landwirtschaftsministerium an die Bundesbürger: «Jeder Einzelne kann durch sein Verhalten einen Beitrag zum Schutz des Waldes leisten.» Rationeller Umgang mit Energie solle aber nicht heißen: Im Dunkeln sitzen und frieren. (tso/dpa)

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