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BANKENPANNE: Wir sind ein Automatenvolk

Das EC- und Kreditkartenchaos lehrt: Deutschlands Banken müssen mehr für ihre Kunden tun

Besonders sicher sollten unsere EC- und Kreditkarten dadurch werden, dass sie auch noch einen Chip bekommen. Wer das goldfarbene Teil nicht haben will, hat keine Chance. Der Sicherheit wegen. Gegen Sicherheit kann ja niemand etwas haben. Vor allem fordern wir alle auch immer mehr.

Da von uns erwartet wird, dass wir auch in Gelddingen alles selbst in die Hand nehmen – das Abheben am Automaten wie das Überweisen am Terminal –, müssen wir uns aber auch darauf verlassen können, dass dann alles sicher läuft.

Nun birgt jede Technik ihre Tücken, auch wenn wir das gern verdrängen. Also, Pannen passieren. Nur: Wenn die Banken und Sparkassen ihren Kunden das übertragen, was früher ihre Mitarbeiter gemacht haben, müssen sie ihre Kunden – die inzwischen quasi ihre neuen Mitarbeiter sind – unverzüglich über Mängel informieren und dem Automatenvolk Ausweichmöglichkeiten nennen. Das aber ist in den vergangenen Tagen nicht geschehen – nur auf Nachfrage gab es tröpfchenweise Auskünfte.

Von jedem Quirl- oder Autohersteller erwartet man prompte Information und gegebenenfalls eine Rückrufaktion, wenn ein Produkt fehlerhaft ist. Sollen wir glauben, dass den Banken nicht direkt zum Jahreswechsel aufgefallen ist, welches Desaster sich gerade an den Automaten im In- und Ausland entwickelt? Eher macht es den Eindruck, als hätten sich alle anderen still gefreut, dass zunächst nur die Postbank auffiel. Sollten die anderen es tatsächlich erst später erkannt haben? Umso schlimmer. Wer kümmert sich denn eigentlich um die Sicherheit? Neujahr geschlossen? Dass ein Jahreswechsel in der automatisierten Welt ein Problem sein kann, ist schließlich spätestens seit dem Millenniumswechsel allseits bekannt.

Nun wird den Kunden empfohlen, reichlich Bargeld dabeizuhaben, um im Supermarkt flüssig zu sein. Doch woher bekommen sie das? Viele Filialen haben nur noch Automaten, selbst zu den Öffnungszeiten zahlen dort Angestellte kein Bargeld aus. Und entgegen der Ankündigung sind keineswegs alle Geldautomaten wieder betriebsbereit. Wer mit Bargeld ins Ausland reist, wird gern von Mitarbeitern namhafter Banken als Dummerchen verlacht. Das sei doch nun wirklich von vorgestern. Im Ausland aber, so lernen wir jetzt, wird es noch länger dauern, bis das Bezahlen wieder so funktioniert, wie wir es uns inzwischen angewöhnt haben sollten.

Für Banken und Sparkassen hat das Jahr 2010 schlecht begonnen. Nach diesem Offenbarungseid sollten sie nicht nur versteckt am Ende ellenlanger Internetseiten den Fehler bedauern, sondern wenigstens jetzt offensiv ihren Kunden mit Kulanz begegnen.

Es wäre wohl affig, wenn Kunden mit einem kostenlosen Girokonto Entschädigung forderten, wenig kundenfreundlich, wenn sie jeden Abhebungsversuch nachweisen müssten. Die Geldinstitute sind bei Produkten schon mal zum Nachteil ihrer Kunden erfindungsreich, wie viele Anleger feststellen mussten. Jetzt wünschen sich Millionen genervte Kunden mal Fantasie zu ihren Gunsten.

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