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Meinung: Was hat die Woche gebracht ...

für nervenstarke FrauenSeit dem Western "High Noon" hat es kein spannenderes Duell gegeben: Angela "Eisennerv" Merkel gegen Edmund "die Silberlocke" Stoiber. Alles wendete sich in der K-Frage gegen die CDU-Chefin, scharenweise gingen ihr ehemalige Getreue von der Fahne.

für nervenstarke Frauen

Seit dem Western "High Noon" hat es kein spannenderes Duell gegeben: Angela "Eisennerv" Merkel gegen Edmund "die Silberlocke" Stoiber. Alles wendete sich in der K-Frage gegen die CDU-Chefin, scharenweise gingen ihr ehemalige Getreue von der Fahne. Doch Merkel hielt durch. Plauderte bei Beckmann munter von sich selbst als Bundeskanzlerin, flötete in den Tagesthemen die Melodie vom "freundschaftlichen Gespräch" mit Stoiber, in dem alles geklärt werden sollte. Bis zum Äußersten hat sie ihr Blatt ausgereizt - und erst im letzten Moment eingelenkt, um keinen Putsch in den eigenen Reihen zu provozieren. Anhänger hat sie jetzt nicht mehr viele in der CDU. Aber ein paar Bewunderer mehr: Wer so viel Nervenstärke beweist, kann so führungsschwach gar nicht sein.

für genervte Männer

Fassungslos hatten Stoibers CSU-Getreue Angela Merkels Medienauftritte verfolgt. Ob der Chef, wenn es hart auf hart kommen würde, im Vieraugengespräch nicht doch noch einmal zurückzucken würde? CSU-Landesgruppenvorsitzender Michael Glos betätigte sich als Königsmacher und veranlasste in Wildbad Kreuth die Kandidatenanempfehlung Stoibers an die CDU. Damit war dem Bayer der Rückzug abgeschnitten. Schwache Nerven konnte er sich so nicht mehr leisten. Doch auch er dürfte froh gewesen sein, dass Angela Merkel ihm das Nervenduell ersparte.

für Überflieger

Von Beethovenscher Tragik umflort soll das Gemüt der Deutschen sein. Für erdenschwere Musik und tiefschürfende Philosophen sind wir in der Welt bekannt. Dass jetzt ein von aller Schwerkraft befreiter Flieger aus Deutschland zum ersten Mal alle vier Wettbewerbe der Vierschanzentournee gewann - eine Überraschung. Ein magerer Hüpfer mit Streichholzbeinchen mutierte zum Nationalhelden. Europa zittert - vor der Vorstellung, die Deutschen könnten in Überschätzung ihrer neu gewonnenen Leichtigkeit nun auch versuchen, ganz Europa mit einheimischen Film-Komödien zu überziehen. Dann doch lieber Hegel lesen.

für Flügellahme

Die Bundeswehr ließ sich nicht von der neuen Leichtigkeit anstecken. Dass aber die neue Verantwortung so schwer wiegen würde, dass das Afghanistan-Kommando gar nicht vom Fleck kommen würde, war so nicht vorgesehen. Tagelang wurde der Abflug des Friedenskontingents von der Türkei nach Afghanistan verschoben. Zwei Zentimeter Schnee auf dem Flugplatz von Trabzon, Meldungen über Frost in Kabul - die Schönwettertruppe musste tagelang am Boden bleiben. Immerhin hatte die Republik was zu lachen.

für neue Kriegs-Thesen

"Wag the Dog" heißt ein Hollywood-Film mit Dustin Hoffmann über neue Tricks der Mediendemokratie. Darin erfindet ein Filmregisseur einen Krieg für den amerikanischen Präsidenten, um von einem Skandal abzulenken, der dessen Wiederwahl gefährden könnte. Die Wahrheit sieht anders aus: Präsident Bush wäre diesem Krieg sicherlich gerne aus dem Weg gegangen, denn plötzlich konnte man einiges lesen über die Geschäftsbeziehungen nach Saudi-Arabien, sogar zum Konzern einer gewissen Familie bin Laden.

für alte Politik-Thesen

Und jetzt kommt es auch noch umgekehrt: Statt dass der Krieg von eigenen Skandalen ablenkt, lenken Skandale vom Krieg ab, der Bush doch so viel Zustimmung brachte: Nach dem Zusammenbruch des US-Energieversorgers Enron wird bezweifelt, dass Bush, Dick Cheney und John Ashcroft nichts über die größte Pleite der US-Geschichte gewusst haben - denn offenbar pflegten sie beste Kontakte zu Enron und erhielten von Firmenchef Lay Hunderttausende von Dollar für den Wahlkampf. Wenn nicht schon Krieg wäre - Bush müsste ihn sich jetzt erfinden.

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