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Meinung: Lange Beine, kürzer treten

Große Traditionen haben ihren eigenen Wert, aber in Zeiten der Not kann man sich dafür nichts kaufen. Als der Berliner Senat 1993 das Schiller-Theater schloss, an dem Heinrich George einst Intendant war und Heroen der Bühne wie Fritz Kortner oder Samuel Beckett Regie führten, war der öffentliche Protest groß. Am Ende jedoch entschied der hilflose Blick in den leeren Geldbeutel der Hauptstadt.

Große Traditionen haben ihren eigenen Wert, aber in Zeiten der Not kann man sich dafür nichts kaufen. Als der Berliner Senat 1993 das Schiller-Theater schloss, an dem Heinrich George einst Intendant war und Heroen der Bühne wie Fritz Kortner oder Samuel Beckett Regie führten, war der öffentliche Protest groß. Am Ende jedoch entschied der hilflose Blick in den leeren Geldbeutel der Hauptstadt. Das Publikum war ausgeblieben, und es wurde entschieden, die knapper werdende Kulturförderung Berlins nicht im Sande versickern zu lassen. Das war brutal, aber richtig. Und es könnte sein, dass es dem Friedrichstadtpalast ähnlich geht – ein klassisches Revuetheater, das schon seit Mitte der neunziger Jahre mit stark gekürzten öffentlichen Subventionen auskommen muss. Seit ein paar Jahren funktioniert das allerdings nicht mehr so richtig. Das alte Konzept mit dem Glitter und Glimmer der zwanziger Jahre, inklusive Girls mit den längsten Beinen der Welt, brachten nicht einmal den Rentnerbusverkehr aus Gelsenkirchen noch so richtig ins Rollen. Eine Besucherauslastung von 60 Prozent ist für ein Haus mit 3000 Quadratmeter Bühne extistenziell bedrohlich. Auch wenn es Friedrichstadtpalast heißt und alte Berliner sich an Erik Charell und Erwin Piscator erinnern können. Am Ende muss das Publikum entscheiden, ob ein Theater leben darf. za

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