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Meinung: Finger weg

„Auferstanden aus Ruinen“ vom 7. Januar Ich bin froh, dass das Wiederauftauchen des Iffland-Archivs ein so großes Presse- Echo findet, insbesondere in diesem fundierten Artikel von Peter von Becker, weil dadurch verhindert wird, dass das Archiv sich weiterhin in obskuren Bahnen bewegt.

„Auferstanden aus Ruinen“ vom 7. Januar

Ich bin froh, dass das Wiederauftauchen des Iffland-Archivs ein so großes Presse-

Echo findet, insbesondere in diesem fundierten Artikel von Peter von Becker, weil dadurch verhindert wird, dass das Archiv sich weiterhin in obskuren Bahnen bewegt. Hugo Fetting ist ein verdienstvoller Theaterhistoriker der DDR gewesen, und es wäre zunächst einmal verständlich, wenn er Bestände des Staatstheatermuseums, die er nach Kriegsende scheinbar herrenlos „fand“, zunächst einmal zu sich nahm, so dass sie in den Händen eines Fachmanns „geborgen“ waren – eine Handlungsweise, die angesichts des oftmals achtlosen, wenn nicht schäbigen Umgangs der Stadt Berlin mit ihrem kulturellen Erbe nachzuvollziehen ist. Damit hat Fetting, der die Provenienz des Archivs kennen musste, jedoch keineswegs Eigentumsrechte an den Dingen erworben. Wäre er nach Festigung der politischen Situation in Berlin damit an die Öffentlichkeit gegangen, hätte sich sehr schnell der rechtmäßige Eigentümer des Archivs gefunden: der Rechtsnachfolger des preußischen Staates. Das Iffland-Archiv war immer ein Bestandteil des Staatstheater-

Archivs; es befand sich somit im Eigentum des preußischen Staates bis zu dessen Auflösung. Die Akademie der Künste war also weder befugt, sich das Archiv von irgendeinem Privatmann schenken oder verkaufen zu lassen, und noch weniger ist sie berechtigt, einem Händler oder sonstigen Privatmann hier das „Eigentumsrecht anzuerkennen“, wie dies geschehen ist. Das Iffland-Archiv gehört ganz klar zum preußischen Kulturbesitz, und in die Hände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz muss das Archiv umgehend überführt werden – und zwar ohne finanzielle Zuwendungen an einen Händler oder den „Finder“, der höchstens eine Art Finderlohn für die jahrzehntelange Aufbewahrung erhalten könnte. Allerdings hat er den Staatsbesitz auch jahrzehntelang der Öffentlichkeit entzogen und ist somit eines Finderlohns eigentlich nicht würdig. Auf jeden Fall sollte die Akademie der Künste, die ihrer Geschichte und Struktur nach überhaupt nichts mit dem Iffland-Archiv verbindet, tunlichst ihre Finger von dem Fall lassen.

Dr. Rainer Theobald, Berlin

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